Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)
Leute Zaunpfähle ein. Du hältst Mrs. Deitrich für eine Klassefrau. Vielleicht ist sie das auch. Aber als ich draußen bei denen gearbeitet hab, hat sie mir immer bloß ein Marmeladenglas gegeben, wenn sie mir Wasser gebracht hat. Kippy Jo Pickett wird Rubine an den Fingern haben, die so groß wie Vogeleier sind, und niemand in diesem Bezirk, schon gar nicht die verfluchten Deitrichs, werden uns noch einmal von oben herab behandeln.«
Am Nachmittag darauf lud ich Beau in seinen Trailer und fuhr mit ihm auf die Nordseite des Flusses, zum Fuße der Schlucht, in der Pete und ich oft nach Pfeilspitzen und Feuersteinsplittern suchten, die von den Schutthalden der Tonkawas heruntergespült wurden. Ich hängte L.Q.s Revolvergurt mit dem im Holster steckenden .45er um die eine Seite des Vorderzwiesels, meinen Rucksack um die andere und ritt am Bachbett entlang bergauf, begleitet von Beaus dumpf über die Steine scharrenden Hufschlagen.
Das Wasser in dem Bach war seicht und teefarben, und es strömte über grüne, braune und weiße Kieselsteine, die nicht größer als mein Daumennagel waren. Die westliche Wand der Klamm lag jetzt im Schatten, doch die Ostseite war in einen weichen goldenen Schimmer getaucht, den das Licht erzeugt, wenn es in ein frisch geküfertes Kiefernfass fällt. Der Wind blies vom Grund der Schlucht herauf, und ich sah, wie sich das Laub der Sträucher und Judasbäume bewegte und im Sonnenschein die Farbe wechselte, und einen Moment lang erkannte ich den dunklen Eingang der Höhle, in der sich meiner Meinung nach Skyler Doolittle und Jessie Stump aufgehalten hatten.
Ich saß ab, nahm den Rucksack vom Vorderzwiesel und schlang ihn mir um die linke Schulter, hängte mir L.Q.s Revolvergurt über die rechte und ging den Pfad hinauf, der zwischen den Bäumen hindurchführte und auf den im schwarzen Erdreich festgetretenen Kiefernnadeln kaum zu sehen war.
Kurz bevor ich zu der Höhle kam, warf ich einen Stein auf den Eingang und sah zu, wie er am Fels abprallte und den Hang hinabkullerte. Dann warf ich einen zweiten, diesmal genau auf das Loch im Gestein.
»Ihr zwei seid doch nicht sauer, wenn ich euch besuche, oder?«, rief ich.
Aber niemand antwortete.
Ich marschierte zu der Höhle, kauerte mich unter einen Judasbaum, holte meine Taschenlampe aus dem Rucksack und leuchtete hinein, dann trat ich unter dem Überhang hindurch und stand aufrecht in der Höhle.
Die Schlafsäcke und die Konservendosen waren weg. Die am Boden ausgebreiteten Plastikmüllsäcke waren zusammengeknüllt und mit den matschigen Abdrücken schwerer Stiefel mit tiefen Profilsohlen übersät. Das Brett, auf dem die Konserven verstaut gewesen waren, war aus der Wand gerissen und in den hinteren Teil der Höhle geworfen worden, und der Melasseeimer, der Trinkwasser enthalten hatte, lag zusammengetreten und zerschrammt auf den Steinen um die Feuerstelle.
Ich trat aus der kühlen Höhle in die warme Nachmittagsluft und den Wind, der durch die Klamm herauffegte. Die Sonne fiel schimmernd auf die Felsnasen, von denen die am Hang entspringenden Quellen das Erdreich gewaschen hatten und die mit grünen Flechten überwuchert waren. Waren Jessie und Skyler irgendwo am Bachlauf verscharrt? Waren sie mit Steinen bedeckt worden oder von Tieren ausgegraben und gefressen worden? Ich bezweifelte es. Derjenige, der den Wassereimer zertreten und das Brett aus der Wand gerissen hatte, hatte seine Wut an der Höhle ausgelassen, weil er seiner Opfer nicht hatte habhaft werden können.
Ich ging den Pfad zurück, stieg auf Beau und ritt über die Steinplatten, die wie Schiefer unter den Hufen scharrten.
Ich fuhr mit dem Pickup und Beaus schlingerndem Trailer im Schlepptau über den Feldweg zur Staatsstraße, folgte dann dem Fluss in die nordöstliche Ecke des Bezirks, wo sich 1927 ein Altwasserarm gebildet hatte, der eingedämmt worden und mit der Zeit zu einem glitzernden, gelblich grünen Sumpf verlandet war, voller Moskitos, abgestorbener Bäume mit verheddertem Treibgut und Hütten, die aus Brettern, Latten, Dachpappe und Ofenrohr zusammengenagelt waren.
Ich ritt eine unbefestigte Straße zwischen verlassenen Hütten entlang, durch einen Morast, dann bergauf durch die Bäume und zu einer Senke zwischen zwei niedrigen Hügeln, die in eine weite Lichtung überging, auf der sich Ende der sechziger Jahre eine Horde kalifornischer Hippies hatte häuslich niederlassen wollen. Sie hatten Tipis aufgeschlagen, ein Langhaus aus Kiefernstämmen und
Weitere Kostenlose Bücher