Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
Vom Netzwerk:
Enchiladas, Tacos, Bohnenmus, Chili con queso, die hat da alle möglichen Fressalien reingehaun.«
    Der Mond stand gelb über den Hügeln, und im gedämpften Licht konnte ich die Züge seiner Mutter an ihm erkennen. Ich legte ihm die Hand in den Nacken, spürte seine stachligen, kurz geschnittenen Haare unter meiner Haut. Sah dann seine peinlich betretene Miene und nahm die Hand weg.
    »Ich wette, das wird ein wildes mexikanisches Essen. Wir sollten uns lieber ranhalten«, sagte ich.
    Mitten in der Nacht regnete es, und die Vorhänge in meinem Schlafzimmer blähten und bauschten sich im Wind, und in der Ferne fuhren gegabelte Blitze vom Himmel und schlugen in dem weiten, samtig grün gewellten Hügelland ein.
    L.Q. Navarro saß auf dem burgunderroten Polstersessel vor dem Bücherregal, ein Bein übers andere geschlagen, den Stetson auf die Stiefelspitze gestülpt. Er las in einem ledergebundenen, muffigen Wälzer über die texanische Revolution, blätterte jede Seite vorsichtig und mit breiter Hand um.
    »Wie steht’s, L.Q.?« , sagte ich.
    »Weißt du, wie Sam Houston Santa Anna besiegt hat? Er hat Deaf Smith hinter Santa Annas Armee geschickt und hat ihn mit einer Axt die Vince’s Bridge einreißen lassen. Als es dann zur Schlacht kam, konnte keiner von ihnen abziehen.«
    »Ich bin furchtbar müde, L.Q.«
    »Manchmal muss man bereit sein, alles aufs Spiel zu setzen. Die andern sehn es einem an den Augen an. Für gewöhnlich jagt ihnen das einen Heidenrespekt ein.«
    »Ich werde Earl Deitrich vor Gericht fertig machen.«
    »Seinesgleichen gehören die Gerichte. Du wirst dort bloß vorgelassen, Billy Bob. Er hat eine Knarre an seiner Schläfe abgedrückt. Du musst zugeben, dass das was für sich hat.«
    »Wie wär’s, wenn du den Priem aus dem Mund nimmst?«
    »Er hat dir Peggy Jean Murphy weggenommen. Er hätte dich um ein Haar vergiftet. Alles, was der in die Finger nimmt, stinkt. Schleif ihn am Lasso hinter dir her, knall ihn ab, knüpf ihn an einem Kaktus auf. Ich mag nicht mehr mit ansehn, was der mit dir macht.«
    »In dieser Welt lebe ich nicht mehr.«
    Er blickte mit hochgezogener Augenbraue zu mir auf, schlug dann angewidert das Buch zu und ging mit klirrenden Sporen hinaus.
    »L.Q.?« , sagte ich.

24
    Am Dienstagmorgen kam Temple Carrol in meine Kanzlei, schloss die Jalousien, sodass kein Sonnenstrahl mehr hereinfiel, ließ sich vor meinem Schreibtisch nieder, schlug die Beine übereinander und blätterte ihr Notizbuch auf. Sie hatte eine Schramme am linken Augenwinkel, und das Auge tränte ständig, sodass sie es fortwährend mit einem Kleenex abtupfen musste.
    »Was ist passiert?«, fragte ich.
    »Ich habe gestern diesen Ex-Knacki ausfindig gemacht, den Boxer, diesen Johnny Krause, in einem Poolsalon in San Antonio«, erwiderte sie. »Er hat mir ein Queue ins Auge gerammt.«
    »Du bist da allein hingegangen?«
    »Er hat gesagt, es täte ihm Leid. Er würde bloß immer nervös, wenn sich Klassebräute im Poolsalon rumtreiben. Willst du nun hören, was ich erfahren habe, oder nicht?«
    Sie rasselte alles runter, was in ihrem Notizbuch stand. Krause war demnach aufgegriffen, zum Tod von Cholo Ramirez verhört und wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Er bediente ab und zu für eine Baufirma den Zementmischer, hatte am Stadtrand von San Antonio, hinter einem mit Wasserbetten ausgestatteten Motel, ein Haus gemietet und hielt sich in seiner Freizeit meistens in Mexiko auf.
    »Dope?«, sagte ich.
    »Er bezieht Arbeitslosengeld und fährt einen neuen Lincoln«, sagte Temple.
    »Wo ist unser Poolspieler jetzt?«, fragte ich.
    Wir passierten bei Piedras Negras die Grenze und fuhren in den Staat Coahuila hinunter. Die Sonne hing jetzt rot und dunstig am Horizont, und die entlang der Straße gepflanzten Pappeln waren im Dämmerlicht dunkelgrün, fast blau. Südlich von Zaragoza setzten wir die Fahrt fort und überquerten einen Fluss, der mit Inseln übersät war, auf denen Weiden standen, sahen dann eine weite, ausgeglühte Ebene vor uns, in der Ferne Hügel und die weiß getünchten Häuser einer Ortschaft, die sich einen Hang hinab zu einem braunen See zog. Der Wasserspiegel des Sees war gesunken, und an den flachen Stellen, die mit einer Kruste aus vertrocknetem Schlamm überzogen waren, lagen die hohläugigen Skelette von Karpfen.
    Ein mexikanischer Cop, der vom Sheriff’s Office des County Bexas, für das er als Drogeninformant tätig war, den Spitznamen Redfish bekommen hatte, erwartete uns auf dem

Weitere Kostenlose Bücher