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Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

Titel: Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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den Fluss hinausgebauten Holzdammes künstlich geschaffen hatte. Er war so hager, dass sich sämtliche Rippen und Rückenwirbel unter der Haut abzeichneten. Ich sah ihm zwischen den Bäumen hindurch zu, als er in das kalte grüne Wasser watete.
    »Mach dir keine Sorgen um ihn. Ich habe zwei Rettungsschwimmer engagiert, die auf sie aufpassen«, sagte Peggy Jean.
    Sie stand in einer mit Feldsteinen ausgelegten und von Kletterrosen überwucherten Pergola neben der Hütte. Die Hütte selbst zeichnete sich kalkweiß vor den Bäumen im Hintergrund ab, hatte blaue, mit Lüftungsschlitzen versehene Fensterläden, und auf der Veranda tanzten Windglocken in der sanften Brise. Sie breitete ein kariertes Tuch über den Holztisch und deckte ihn mit Gabeln und Löffeln aus Plastik und stellte die Tassen dazu, die mit grinsenden rosa Schweinen bemalt waren. Sie war an diesem Morgen von Padre Island hergeflogen, und die Haut auf ihrer Stirn und am Hals war frisch von der Sonne verbrannt.
    »Wir können nicht allzu lange bleiben. Seine Mutter will, dass er bei Einbruch der Dunkelheit zurück ist«, sagte ich.
    »Hast du deine Badehose dabei?«, fragte sie.
    »Klar.«
    »Ich will ein bisschen schwimmen. Du kannst dich drinnen umziehen. Ich gehe in das Badehaus dahinten«, sagte sie. Sie musterte mein Gesicht. »Stimmt irgendwas nicht?«
    »Nein.«
    »Hast du das Gefühl, dass du nicht hier sein solltest?«
    »Ich mache mir derzeit keine großen Gedanken über Recht und Unrecht«, sagte ich.
    Sie schob sich eine Haarsträhne aus der Stirn. »Ernest Hemingway hat gesagt, wenn einem am nächsten Morgen wegen irgendetwas unwohl ist, dann war es falsch, und man sollte es nicht noch mal tun. Wenn einem aber nicht unwohl ist, sollte man die Erinnerung daran genießen.«
    Als ich nichts erwiderte, wandte sie sich ab und ging mit einem zusammengerollten Handtuch unter dem Arm zum Badehaus hinter der Hütte. Sie hatte sich die Haare schneiden lassen, sodass sie dicht und golden glänzend um ihren Nacken spielten. Die Sonne verschwand hinter einer Wolkenbank, und der Wind, der durch die Bäume strich, kam mir mit einem Mal kalt und schneidend vor. Ich schaute auf ihre strammen Waden, auf ihre Hüften, die sich unter dem Kleid wiegten. Eine alte Eisenpumpe, die neben dem Badehaus stand, war so mit Feuchtigkeit beschlagen, dass dicke Tropfen vom Pumpengriff auf die Erde fielen. Mit trockenem Mund stand ich da und starrte auf die Badehaustür, die sie hinter sich geschlossen hatte, und mein Gesicht fühlte sich im Wind so nass an, als hätte ich Fieber.
    Ich zog mich in der Hütte um. Kurz darauf kam sie in einem einteiligen dunkelblauen Badeanzug und Strohsandalen aus dem Badehaus.
    »Du hast dein Hemd noch an«, sagte sie.
    »Es ist ganz schön kühl geworden«, erwiderte ich.
    »Ich mach dir einen Drink zurecht.«
    »Du kennst mich doch. Ich bin nach wie vor zu neun Zehnteln Baptist.«
    »Ach, hör auf«, sagte sie, schloss Zeigefinger und Daumen um mein Handgelenk und zog mich sanft durch die Hintertür in die Hütte.
    Sie mixte zwei Wodka-Collins an der Bar, die Küche und Wohnzimmer teilte. Die Tür zum Schlafzimmer war offen, und ich sah das mit einem straffen weißen Überwurf bezogene Bett, die dicken, mit Rüschen besetzten Kissen und eine zusammengelegte marineblaue Decke am Fußende. Sie drückte mir das Collins-Glas in die Hand, trank dann einen Schluck aus ihrem. Ihr Gesicht war nur Zentimeter von meinem entfernt.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass du dir viel aus Alkohol machst«, sagte ich.
    »Mit der Zeit lernt man allerlei Sachen«, erwiderte sie. Ihr Atem roch nach Eis und Minzblättern und fühlte sich zugleich warm auf meiner Haut an. »Möchtest du dich raussetzen?«
    Ich antwortete nicht. Ihre Hand lag auf der Bar, und ihre Fingerspitzen berührten meine. Sie schob die Finger über meine Hand, stellte dann ihr Glas ab, blickte auf und schaute mir in die Augen. Ich küsste sie auf den Mund, spürte dann, wie sie sich an mich schmiegte, sich auf einen Fuß stellte, wie sich ihre Rückenmuskeln unter meiner Hand anspannten.
    Ihre Haare rochen nach Salz und Wind und Sonne, und ich fühlte ihren Atem, der wie eine Feder über meinen Hals strich. Das Bett mit seinen klaren Linien, dem straff gespannten blütenweißen Überwurf und den duftigen Kissen am Kopfteil wirkte durch die halb geöffnete Schlafzimmertür wie der Inbegriff von Licht und Ebenmaß, wie der verlockendste Ort auf Erden. Sie strich mit ihrem Scheitel über meinen

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