Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)
Mund und drückte ihren Leib an mich, ließ die Hand zu meinem Kreuz hinabgleiten. Ich meinte bereits zu spüren, wie ich zwischen ihre Schenkel glitt, in die Herrlichkeit und Hitze ihres Schoßes, während ihr Mund heiser flüsternd an meinem Ohr lag.
Dann schaute ich durch das Fenster auf den Hof und sah L.Q. Navarro, der mit verschränkten Armen an einer Kiefer lehnte, den einen Stiefel mit der Spitze nach unten über den anderen gelegt, das Gesicht vom Hut verdeckt.
»Was, zum Teufel, machst du da, mein Junge?« , sagte er.
Ich spürte, wie ich von Peggy Jean zurückwich, von der Fülle ihrer Brüste und dem Zauber ihrer Augen.
»Was starrst du so aus dem Fenster?«, fragte sie.
»Weil kein Ton zu hören ist«, erwiderte ich.
»Dort kann nichts –«, begann sie.
»Die Kinder haben in den Stromschnellen rumgejohlt. Jetzt ist es still. Warum johlen sie nicht mehr?«, sagte ich.
»Was ist bloß mit dir los, Billy Bob? Manchmal benimmst du dich, als ob du verrückt wärst«, sagte sie.
Aber ich hörte schon nicht mehr zu. Ich ging hinaus auf den Hof vor der Hütte, in den Wind, der kälter war, als er hätte sein dürfen, der nach Herbstwald roch, nach gefallenen Kiefernnadeln und abgestorbenen Blumen. Vom Rand des Felsvorsprungs aus konnte ich das sattgrüne Wasser des Flusses sehen, die aufwallenden Fluten, die sich in den Stromschnellen vereinten, die brodelnde Gischt, die sich wirbelnd und in langem weißem Schwall über die grauen Felsen ergoss, die Schatten der Abendsonne, die jeglichen Laut drunten in der Klamm zu ersticken schienen.
Die beiden Rettungsschwimmer, die massig und muskulös wie Gewichtheber wirkten, standen am Ufer, umgeben von Kindern, und suchten das Wasser in allen Richtungen ab. Der eine tippte sich mit den Fingern nervös an die Stirn; der andere ging am Ufer auf und ab, befragte die Kinder, lief langsam rot an und wurde zusehends ungehaltener, als verweigerten sie ihm mutwillig ihre Mithilfe.
Dann sah ich Pete zwischen den Bäumen am Hang hindurch, rund vierzig Meter unterhalb der Stromschnellen, sah, wie er in einem Strudel, der sich hinter einem mächtigen Felsblock gebildet hatte, um sein Leben kämpfte. Sein Schwimmring trieb am Rande des wirbelnden Wassers, kaum mehr als einen Meter von seiner Hand entfernt und dennoch so weit weg, als ob ein Meer dazwischen läge.
Er ruderte mit den Armen, schlug mit den Beinen aus, versuchte mit aller Kraft, das Ufer zu erreichen. Dann geriet er mit seinen schmächtigen Schultern mitten in den Sog, wurde herumgewirbelt und ging unter.
Ich schlitterte barfuß den Hang hinab, über Felsen und Baumwurzeln hinweg, und stürmte quer durch die dichten Brombeerhecken zum Ufer. Ich konnte sein Gesicht drüben im Fluss sehen, dicht unter der Oberfläche, die zusammengekniffenen Augen, die Haare, die in der Strömung trieben, den krampfhaft geschlossenen Mund. Ich rannte über einen flachen Felsen und stürzte mich mit einem Hechtsprung in die Strömung, hatte das Gefühl, als ob ich auf einen eisigen Amboss aufschlüge, machte zwei kräftige Schwimmzüge, tauchte unter, schlang ihm den Arm um die Taille und zog ihn mit nach oben, warf ihn, so weit ich konnte, zum Ufer hin.
Dann berührten meine Füße den glitschigen Felsboden, und ich nahm Pete in die Arme, drückte ihn an meine Brust und watete über die Kieselsteine, den Sand und die hohen Grasbüschel hinweg, die am Ufer wuchsen.
Ich legte ihn hin, strich über seinen Kopf, rubbelte ihm den Rücken und spürte seinen warmen Atem auf meiner Haut.
Sein Gesicht war kreideweiß, wie ausgezehrt, voller Wassertropfen, als er zu mir aufblickte.
»Ich hab gewusst, dass du kommst«, sagte er.
»Fast hätte ich’s nicht mehr geschafft, mein Guter«, erwiderte ich.
»Mir kannst du nix vormachen, Billy Bob. Ich hab überhaupt keine Angst gehabt«, sagte er.
Ich lud ihn mir auf die Schulter und stieg den Weg hinauf zu den Klippen über dem Fluss. Peggy Jean stand vor der Hütte, fassungslos, fröstelnd, bibberte im Wind.
»Die Rettungsschwimmer sollten doch auf sie aufpassen. Ich habe ihnen ausdrücklich gesagt, wie viele Kinder dabei sind. Die haben genau Bescheid gewusst«, sagte sie.
»Ich hole meine Sachen aus der Hütte«, sagte ich.
»Ich habe sie dafür bezahlt, dass sie auf jedes Kind aufpassen, Billy Bob.«
»Ich weiß. Du kannst nichts dafür.«
»Dann schau mich gefälligst nicht so an.«
Ich ging hinein, ohne Pete abzusetzen, klemmte mir meine Kleidung und die Stiefel unter den
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