Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)

an.
    »Könnten Sie die letzte Bemerkung vielleicht näher erklären?«, sagte Esmeralda.
    Rita lächelte Jeff an, beugte sich dann herab und flüsterte Esmeralda etwas ins Ohr, warf Jeff dabei einen boshaften Blick zu. Esmeraldas Gesicht wurde schmal und verkniffen, legte sich in Falten wie ein Apfel, der starker Hitze ausgesetzt wird.
    Rita richtete sich auf und blickte auf Esmeralda herab. »Früher ist er dazu immer in mexikanische Freudenhäuser gegangen. Aber zuletzt hat ihn nur noch eine schwarze Puffmutter im Valley reingelassen«, sagte sie.
    Esmeralda ergriff ihre Handtasche, eine mit Spangen und rosa Rand, und ging mit hochgerecktem Kinn und betontem Hüftschwung an der Hochzeitsgesellschaft vorbei zu den Toiletten. Doch den Blick, der aus ihren Augen sprach, konnte sie nicht verbergen.
    »Wenn wir nicht hier im Speisesaal wären, würde ich dir in den Arsch treten, dass du bis zur nächsten Ecke fliegst«, sagte Jeff zu Rita.
    »Oh, das weiß ich doch. Du bist ja so ... stürmisch «, sagte Rita, gab einen gekünstelt leidenschaftlichen Ton von sich, deutete einen Kuss an und begab sich wieder an ihren Tisch. Sie beugte sich verschwörerisch vor und erzählte ihre Geschichte einem halben Dutzend anderer Gäste, die allesamt grinsten.
    »Hol Esmeralda vom Topf. Wir gehen«, sagte Jeff.
    »Ich?«, sagte Lucas.
    »Du bist hier kein Mitglied. Niemand kümmert sich drum, was du machst. Los, hol sie.«
    »Ich sag dir mal was. Ich geh raus zum Highway und halte ein Auto an. Warum reißt du dich in der Zwischenzeit nicht zusammen und hörst auf, den großen Max zu markieren?«
    »Na schön, tut mir Leid. Setz dich. Ich kümmere mich drum. Herrgott, wieso gerate ich bloß in solche Sachen rein?«, sagte Jeff. Er trank sein Glas aus, stand dann auf und wurde einen Moment lang blass im Gesicht, als die Mischung aus Whiskey und Wodka auf leeren Magen plötzlich Wirkung zeigte.
    Er ging den Flur entlang zur Damentoilette und trat ein, ohne anzuklopfen. Kurz darauf kam er mit Esmeralda heraus, drückte ihr die flache Hand ins Kreuz. Ihre Wangen waren nass, und sie hielt ihre Tasche mit beiden Händen fest.
    »Sie lügt. Die hat doch schon sämtlichen Abwehrspielern auf der SMU einen geblasen. Sie behandelt dich wie einen dummen Peon«, sagte’er zu ihr.
    Der Kellner hatte ihr Essen an den Tisch gefahren und stellte gerade ein volles Glas Bier rechts neben jeden Steakteller.
    »Packen Sie’s für die Tellerwäscher ein, André. Wir ziehn rüber zum Dog ’n’ Shake. Dort ist was geboten«, sagte Jeff und unterschrieb die Rechnung auf dem Servierwagen.
    Dann bemerkte er, dass Rita Summers und ihre Freundinnen lachten, nicht laut und spontan, so als habe jemand einen Witz erzählt – es war eher ein andauerndes Kichern, in das nach und nach alle einstimmten, die am Tisch saßen. Er drehte sich um und sah, dass sie die Augen auf Esmeraldas Schuh und den langen feuchten Toilettenpapierstreifen gerichtet hatten, der an der Sohle hing.
    Er ergriff ihren Oberarm, drückte fest zu, trat mit einem Fuß auf das Toilettenpapier und versuchte sie davon zu befreien. Stattdessen zerfetzte er das Papier und verklebte sich damit den ganzen Slipper. Die Wut stieg ihm zu Kopf, und er bückte sich, riss ihr den Schuh vom Fuß und schleuderte ihn unter einen Tisch, zog sie dann durch die Tür hinaus.
    »Du hättest nichts weiter machen müssen, als zu Abend zu essen. So einfach war das. Leute wie du sind die beste Reklame für den Ku Klux Klan. Hör auf mit dem Gemaunz«, sagte er, als sie die Stirn an eine der weißen Säulen vor dem Portal stützte und das Gesicht in den Händen vergrub.

14
    Ich wusste, dass es falsch war.
    Genauso wie ein trockener Säufer Bescheid weiß, wenn er einen harmlosen Botengang in eine Kneipe übernimmt, oder ein erfolgloser Jäger, der im Zwielicht einen Schuss durch das Fenster eines verlassenen Steinhauses abgibt und dem Krachen, das drinnen ertönt, den Rücken zukehrt.
    Peggy Jean sagte, das Picknick bei der Hütte am Comal werde für die Kinder eines Waisenhauses veranstaltet, aber vielleicht hätte Pete Lust, gemeinsam mit den anderen in einem Schwimmring durch die Stromschnellen zu schießen.
    Sie hatte Recht, was das anging. Sobald ich mit dem Avalon zwischen den Kiefern über dem Fluss anhielt, zerrte er seinen Schwimmring aus dem Kofferraum und rannte einen zwischen Felsbrocken hindurchführenden Lehmpfad zu einem Sandstrand an einer langen Stromschnelle hinab, die man mit Hilfe eines halb in