Feuerregen (Billy Bob Holland) (German Edition)
zog. Jeff zupfte ständig an seinem Ohrläppchen, biss sich auf die Unterlippe, warf den Bikern und ihren Bräuten giftige Blicke zu, fast so, als wollte er sich mit ihnen anlegen.
»Okay, okay, wir gehen ja wieder. Gib schon Ruhe«, sagte er zu Esmeralda, obwohl sie kein Wort zu ihm gesagt hatte.
Als sie auf die Auffahrt des Country Clubs stießen und vor dem Säulenportal hielten, stieg Jeff aus, überließ sein Auto dem Parkwächter und nahm den Empfangsschein entgegen, als wäre er in Trance. Er ging vor Lucas und Esmeralda her, hielt die Glastür mit den Fingerspitzen auf und ließ sie hinter sich zugleiten. Es war kurz vor neun, und normalerweise war der Speisesaal um diese Zeit leer, trugen die Kellner das Geschirr und die schmutzigen Tischtücher ab und kippten die verwelkten Blumen in Plastiksäcke. Heute hingegen war der Raum noch in den golden funkelnden Glanz der Kronleuchter getaucht, schwammen Nelken- und Rosenblüten in den Kristallschalen auf den Tischen, an denen rund vierzig Leute zu einer Polterabendfeier beisammensaßen.
Unter den Gästen befand sich auch Rita Summers, Jeffs ehemalige Freundin. Ihre Haare waren so golden wie der Kronleuchter über ihrem Kopf, die blauen Augen stechend wie der Blick eines Falken. Ohne um Erlaubnis zu fragen, nahm sie sich eine Zigarette aus dem Etui der älteren Frau, die neben ihr saß, zündete sie an und blies den Rauch aus dem Mundwinkel. Jeff führte Esmeralda und Lucas zu einem Tisch hinten in der Ecke und setzte sich mit dem Rücken zur Hochzeitsgesellschaft.
»Das ist ja ein richtig netter Laden«, sagte Lucas.
»Richtig nett? Yeah, das ist es. Das trifft es auf den Punkt. Richtig nett«, sagte Jeff, so als hätte seine Aussage eine tiefere, hintergründige Bedeutung, die sonst niemand verstand.
»Das Mädchen da drüben, das ständig zu uns rüberglotzt. Das ist diejenige, die gesagt hat, dass unser Essen wie Hundekacke schmeckt«, sagte Esmeralda.
»Die ist kurzsichtig. Die hat Hummeln im Arsch. Wen schert’s, was mit der los ist? Schau einfach nicht hin«, sagte Jeff. »Hast du gehört? Schau auf die Speisekarte.«
»Jeff, das lässt sich gar nicht gut an«, sagte Lucas.
»Wem sagst du das?«, sagte Jeff und schnippte dem Kellner mit den Fingern zu. »Andre, bringen Sie uns drei T-Bones, dazu drei große Biere, drei Portionen Salat. Zwei Krabbencocktails für die beiden, für mich nicht. Ich nehme einen Jack mit Cola.«
»Sehr wohl, Mr. Deitrich«, sagte der Kellner und verbeugte sich kurz, ohne Lucas und Esmeralda eines Blickes zu würdigen. Jeff nahm Esmeralda die Speisekarte aus der Hand und reichte sie dem Kellner.
»Wow, was für ein zupackender junger Mann«, sagte Esmeralda.
»Um diese Tageszeit bestellt man sich in diesem speziellen Club entweder ein Steak, oder man kriegt die aufgewärmten Reste. Ich weiß es, du nicht. Also spar ich uns die Zeit«, sagte Jeff.
»Ich glaube, ich mach mich mal auf die Suche nach der Damentoilette. Du weißt schon, für den Fall, dass ich später kotzen muss«, sagte Esmeralda.
»Willst du hier auf Erkundung gehen? Das ist ein Club. Kannst du nicht einfach ...«
»Was?«, sagte sie.
»Mach doch nicht alles so kompliziert. Los, wir essen zu Abend, und dann nichts wie weg. Ach, pfeif drauf«, sagte Jeff, warf einen kleinen Silberlöffel in die Luft und ließ ihn auf das Tischtuch prallen.
Doch bevor Esmeralda aufstehen konnte, kam Rita Summers herüber und stellte sich rauchend an ihren Tisch.
»Herzlichen Glückwunsch zur Hochzeit, Jeff. Ich wünschte, ich wäre drauf vorbereitet gewesen. Ich hätte dir ein Geschenk geschickt. Wirklich wahr«, sagte sie. Sie hatte eine Haut wie ein Pfirsich, trug ein blaues Satinkleid, dessen Falten in Schatten getaucht waren, und der Ansatz ihrer Brüste schimmerte im Licht.
»Yeah, danke, dass du vorbeischaust«, sagte Jeff, der den Arm über die Rückenlehne seines Stuhls hängen ließ und durch die Glastür, hinaus auf den Swimmingpool blickte, der im Schein der Unterwasserlampen leuchtete.
Rita nahm einen Zug von der Zigarette und hinterließ eine Lippenstiftspur am Filter. »Ich nehme an, du hast deine kleinen sexuellen Schwierigkeiten überwunden. Ich freue mich so, wenn die Richtigen zueinander finden«, sagte sie.
Der Kellner kam mit einem Tablett und brachte Jeffs Cola mit Jack Daniel’s, und Jeff trank das halbe Glas aus, worauf seine Augen einen Ton dunkler wurden, ließ dann eine Kirsche am Stiel hin und her baumeln und starrte sie
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