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Feuersbrut - Der Untergang

Feuersbrut - Der Untergang

Titel: Feuersbrut - Der Untergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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die Schamesröte ins Gesicht getrieben hätte. Brilys wagte einige Versuche, mit Steinen ein definiertes Ziel zu treffen. Seine anfänglichen Bemühungen waren wenig fruchtbar, und Yanil befürchtete schon, er würde sich mit der Schleuder nur selbst umbringen. Umso überraschter war er, dass dem Khaleri letztlich doch ein Glückstreffer gelang. Zwar hatte er nur eine alte fette Wasserratte erwischt, die vermutlich so schwach war, das Yanil sie sogar mit einer Hand hätte allein fangen können, aber immerhin drehte sich am Abend ein Spieß mit frischem Fleisch über einem kleinen Feuer. Zumindest was den Umgang mit Feuersteinen anging, bewies der Khaleri einigermaßen Geschick.
    »Ich bewundere, dass du so viel über das Leben in den Wäldern weißt«, sagte er, während er gedankenverloren ins Feuer starrte. Sie hatten eine ganze Weile lang nicht mehr gesprochen. »Wie ist es in deiner Heimatstadt? Lebt ihr Magier tatsächlich in Baumhäusern?«
    Yanil legte einen trockenen Ast nach. Es knisterte behaglich, Funken stoben auf. »Nicht alle, nur die Mazari aus Zakuma. Man nennt uns auch die Kinder des Waldes .« Niemals zuvor hatte ihm jemand derartige Fragen gestellt, und Yanil wurde bewusst, dass er noch nie mit Fremden über sich oder sein Volk gesprochen hatte. Es kam ihm seltsam vor.
    »Ich habe mir sagen lassen, ihr wäret ein egoistisches, eingebildetes und tyrannisches Volk. Allesamt böse Magier, mit Dämonen im Bunde. Kaum die Pfeile wert, euch zu töten.«
    Yanil erschauderte ob seiner Offenheit. Er versuchte, in Brilys Gesicht zu erforschen, ob er gescherzt haben könnte, aber er verzog keine Miene und blieb vollkommen ernst.
    »Wer hat dir das denn erzählt?«
    Brilys zuckte nur die Achseln. »Unser Anführer.« Er biss sich auf die Unterlippe. »Ein Glück, dass du weißt, welche Früchte essbar sind und welche nicht. Ich habe nie zuvor eine Beere probiert.«
    Yanil beschlich das Gefühl, dass Brilys absichtlich das Thema wechselte. Er warf ihm einen skeptischen Seitenblick zu. »Von irgendetwas wird sich deine Truppe auf dem Weg nach Norden doch auch ernährt haben müssen. Soviel ich weiß, habt ihr einen ähnlich weiten Weg zurückgelegt wie ich von Zakuma. Was habt ihr gegessen? Nur altes Brot?« Er lachte, aber Brilys blieb ungerührt. Er wandte den Kopf ab. Ihm schien die Frage zutiefst unangenehm zu sein, dabei hatte Yanil nur einen Scherz machen wollen. Er sagte nichts mehr, wollte Brilys nicht in Verlegenheit bringen, aber als das Schweigen zwischen ihnen begann, unangenehm zu werden, seufzte der Khaleri und suchte Yanils Blick. Er wirkte zutiefst traurig und verzweifelt, was Yanil einen Stich versetzte.
    »Hast du von den Gerüchten um Vyruk gehört, unseren Schöpfer?«
    Yanil hätte sich beinahe an einer Beere verschluckt. Die Haare auf seinen Armen sträuben sich. Hatte Brilys ihn das gerade tatsächlich gefragt? Er starrte ihn nur mit großen Augen an, brachte jedoch kein Wort heraus. Natürlich war ihm zu Ohren gekommen, dass die Khaleri an der Seite eines brennenden Riesen kämpften. Aber doch nicht an der eines niederen Gottes ?!
    »Er ist unser Schöpfer, wir existieren erst in der dritten Generation. Weit im Süden, noch hinter dem südlichsten Gebirge, ist unsere Rasse vor knapp dreihundert Jahren erwacht.« Er senkte die Stimme, als befürchtete er, jemand könnte ihn belauschen. Yanils Herz schlug ihm bis zum Hals, er vergaß beinahe das Atmen. Niemand seines Volkes wusste ganz genau, woher die Khaleri so plötzlich gekommen waren. Man hatte sie für eine Landplage gehalten, eine Naturkatastrophe, wie sie dann und wann nun einmal auftrat. Nur diesmal mit verheerenden Folgen ...
    »Dort, wo wir herkommen, gibt es nichts als Sand und Hitze. Es war ein entbehrungsreiches Leben in Askese, zu Essen und zu trinken gab es überhaupt nichts«, fuhr Brilys mit zittriger Stimme fort.
    »Müsst ihr nicht essen und trinken?« Yanil hätte vor Verwunderung beinahe vergessen, die Ratte über dem Feuer zu wenden. Er verbrannte sich die Finger an dem Spieß.
    »Doch, aber ich denke, es war Vyruks Absicht, uns so leiden zu lassen. Ein Druckmittel. Er hat mit göttlicher Magie dafür gesorgt, dass wir nicht starben. Hunger und Durst hatten wir trotzdem.« Eine Träne löste sich aus Brilys Augenwinkel und tropfte auf den Boden. Yanil fühlte sich unbehaglich, er wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte. Brilys war ein fröhlicher und stets zu Scherzen aufgelegter Mann. Ihn so gebrochen zu sehen,

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