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Feuersbrut - Der Untergang

Feuersbrut - Der Untergang

Titel: Feuersbrut - Der Untergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine Kühnemann
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jetzt ängstigte ihn die Vorstellung.
    »Wer ist das?« Brilys Stimme klang gepresst und dünner als sonst.
    »Ich weiß es nicht«, knurrte Yanil. »Wir haben doch doch die ganze Zeit den Anschluss an unsere Truppen gesucht, und ich fürchte, hier ist er.«
    »Sind das Khaleri?«
    »Davon gehe ich fest aus.« Yanil wandte sich ab und machte einen Satz in Richtung Birkenwald. Dahinter stand eine alte knorrige Eiche, deren tief hängende Äste sich hervorragend eigneten, in die Krone hinaufzuklettern. Mit einem entschuldigenden Blick drehte er sich noch einmal über die Schulter hinweg um. Brilys flehender Gesichtsausdruck versetzte ihm einen Stich. Er würde nicht fliehen können mit seinem lahmen Bein. Ein Zusammentreffen mit den Fremden war für ihn unausweichlich.
    Gelächter ertönte. Mindestens drei Männer befanden sich unmittelbar hinter einem Brombeergebüsch, das den Rand der Wiese umsäumte.
    »Lass mich nicht allein! Ich möchte nicht zurück.«
    Niemals zuvor hatte Yanil einen derart verzweifelten Mann gesehen. Was war los mit Brilys? Es hätte ihm klar sein müssen, dass sich ihre Wege irgendwann trennen würden. Nun, dass es schon so bald sein würde, damit hatte auch Yanil nicht gerechnet. Aber es war unvermeidlich.
    Er machte einen Sprung nach vorne und griff ins Geäst der Eiche. Ein scharfer Schmerz fuhr ihm in den Arm, aber zu seiner Verwunderung konnte er dennoch fest zupacken und fiel nicht zurück auf sein Hinterteil. Leichtfüßig wie eine Katze schwang er sich einen Ast hinauf. Er legte sich flach darauf.
    Zum Glück habe ich Zeit meines Lebens kaum etwas anderes getan, als in Bäumen herumzuklettern.
    Durch das Laub beobachtete er, wie drei Männer auf die Wiese stießen. Als sie Brilys erblickten, verstummten ihre Gespräche. Sie blieben stehen, sagten etwas zu ihm, aber Yanil konnte ihre Worte nicht verstehen. Sie trugen die schmucklose Kleidung der Khaleri, an ihren Gürteln baumelten Schwerter. Sie hatten sich die Haare im Nacken zusammengebunden. Vermutlich waren es Kundschafter, die ihrer Truppe vorausgingen, um einen sicheren Weg durch das Gelände zu suchen.
    Brilys drehte noch einmal den Kopf in Yanils Richtung, suchte mit zuckenden Blicken die Bäume ab, entdeckte ihn aber nicht. Einer der Khaleri fasste um seine Taille, um ihn zu stützen, widerwillig schlang Brilys seinen Arm um dessen Schultern. Binnen weniger Augenblicke waren sie hinter dem Brombeergebüsch verschwunden, ihre Stimmen wehten noch eine Weile zu Yanil herüber, ehe es still wurde. Erst jetzt bemerkte er, dass seine Hände sich so fest um einen Ast krallten, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten. Er schwitze am Rücken, sein Atem ging stockend. Er rang mit den Tränen. Das war also der Abschied. Schnell, aber nicht unbedingt schmerzlos. Er war wieder allein.

 
     
    Vier
     
    Die folgenden Tage erlebte Yanil wie in Trance. Er konnte sich nicht einmal mehr daran erinnern, wie er von dem Baum herunter gestiegen war oder was er bis zum Abend getan hatte. Er irrte ziellos durch den Wald, hing seinen Gedanken nach, lenkte sich ab, indem er Nahrung und Holz sammelte. Er wusste nichts mit sich anzufangen, obwohl ihm, objektiv betrachtet, nur zwei Möglichkeiten offen standen: Entweder er ging nach Norden, um dem Ruf des Königs zu folgen, oder zurück nach Süden, um in seine Heimatstadt zurückzukehren. Aber konnte er sich dort überhaupt noch sehen lassen? Er war als Anführer einer kleinen Truppe losgezogen, hatte von großen Taten gesprochen, von Sieg und Ehre – welche Blamage wäre es, unverrichteter Dinge zurückzukehren? Natürlich, er hätte die Wahrheit sagen können. Dass er sich geirrt hatte. Dass der Krieg wenig mit Ruhm und Ehre gemein hatte. Aber damit hätte er seine eigene Glaubwürdigkeit für immer untergraben und womöglich seinen Rang eingebüßt.
    Unschlüssig, was er tun sollte, hatte Yanil sogar damit begonnen, sich in einer ausgehöhlten alten Eiche ein festes Versteck zu bauen, mit Vordach und Feuerstelle, doch ein Gewitter mit heftigem Sturm hatte es zerstört, ehe es ganz fertig war. Verzweiflung nagte an ihm. Tobte der Kampf um Burg Fjondryk bereits? War der Krieg vielleicht schon vorüber? Yanil hatte aufgehört, die Tage zu zählen. Sein Arm war fast verheilt, nur eine wulstige Narbe, ein unschöner Knoten am Unterarm, war geblieben. Immerhin.
    Jeden Abend, ehe er einschlief, rang er mit den Tränen. Er hatte sich immer für einen mutigen Krieger gehalten, furchtlos und seinem

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