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Feuerscherben

Feuerscherben

Titel: Feuerscherben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasmine Cresswell
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wie Jon Kaplan zwei Gläser Champagner einschenkte und Claire eines reichte. Sie kicherte ein wenig, während sie sich zuprosteten. Kaplan wartete, bis sie ihren Champagner fast ausgetrunken hatte. Dann beugte er sich zu ihr, nahm ihr das Glas ab und stellte es auf den Kaminsims. Nachdem er beide Hände frei hatte, begann er nicht besonders kunstvoll, aber entschlossen, ihre Strickjacke aufzuknöpfen. Erst dann schien ihm einzufallen, dass er Claire jetzt eigentlich küssen müsste. Der stumme Beobachteter schnaufte verächtlich. Ein ausführliches Vorspiel gehört wohl nicht zu Kaplans Verführungstechnik. Gelangweilt von Jons fehlender Fantasie und Claires sichtbarer Unerfahrenheit, zündete er sich eine Zigarette an und blies den Rauch in den Schatten einer Kiefer. Seiner Ansicht nach lohnte sich Sex ohne die Würze von etwas Sadomasochismus nicht. Jeder wie er mag, ermahnte er sich. Es war ihm egal, was für Claire dabei herauskam. Er konnte das Feuer umso leichter legen, wenn das Pärchen mit seiner Teenagerbegierde gleich zur Sache kam und stürmisch übereinander herfiel. Mit ein wenig Glück würden die beiden vom Rauch ohnmächtig werden, bevor die Flammen sie umgaben.
    Die Nachtluft war so kalt, dass das Atmen schmerzte. Der stumme Beobachter drückte seine Zigarette im Schnee aus und lehnte sich an die Wand des Blockhauses. Er kuschelte sich tiefer in seine Daunenjacke und wickelte seinen karierten Mohairschal höher um das Gesicht, sodass einzig die Augen unbedeckt blieben. Nur die mondbeschienenen Fichten und Kiefern unterbrachen die unberührte Schneedecke. Die Wälder in Vermont waren einfach wunderbar!
    Zweifellos war dies ein schöner Ort, um zu sterben.
     
    Claire legte sich auf die Bodenkissen und gab sich größte Mühe, romantische Leidenschaft zu empfinden. In Wirklichkeit war sie gereizt und fühlte sich ziemlich elend. Jon lag auf ihr und war ganz schön schwer. Schlimmer noch, er hatte ihr die Strickjacke und das T-Shirt ausgezogen, und sie fror derart, dass sich eine Gänsehaut auf ihren Armen bildete. Weder der Champagner noch das lodernde Feuer im Kamin konnten sie warm halten.
    Die Haut in ihrem Nacken prickelte, und sie hatte das unangenehme Gefühl, beobachtet zu werden. Wahrscheinlich liegt es an meiner Verlegenheit, überlegte sie. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, mit Jon zu schlafen. Sie bewegte die Hüften und versuchte, eine weichere Stelle auf dem Schaffell zu finden. Jon holte vor Lust tief Luft. »Ja, Baby, ja! Noch einmal, Schätzchen.«
    Claire hatte keine Ahnung, womit sie ihn erregt hatte. Aber sie hatte genügend Bücher gelesen und Filme gesehen, um zu wissen, dass sein verschleierter Blick, seine verschwitzte Haut und sein Keuchen sichere Anzeichen dafür waren, dass er dies sehr genoss. Angesichts seines heftigen Stöhnens und der Schweißmenge, die bei ihm austrat, war anzunehmen, dass er jeden Moment einen welterschütternden Höhepunkt erleben würde.
    Claire fühlte sich dagegen von Minute zu Minute unbehaglicher. Sie wünschte, sie hätte die Vorhänge zugezogen, damit das unsinnige Gefühl, beobachtet zu werden, endlich aufhörte. Sie starrte an die Balkendecke und überlegte, ob Sex mit zunehmender Erfahrung schöner wurde. Trotz allem, was ihre Freundinnen über die Wunder der Liebe erzählt hatten, schien ihr ein Leben als Single derzeit entschieden reizvoller zu sein.
    Das Feuer warf ein interessantes Spiel aus Licht und Schatten an den Deckenbalken. Das Sprühen und Zischen der Holzscheite im Kamin mischte sich mit Jons Keuchen. Claire musste bis Dienstagmorgen eine schwierige Semesterarbeit in Französisch abliefern. In Gedanken begann sie, ihr Referat über die französischen Schriftsteller des 19. Jahrhunderts zu gliedern, während Jon seine Finger in ihr Haar schob und ihren Hals und ihre Schultern küsste. Plötzlich presste er die Lippen herausfordernd auf ihren Mund. Claire hatte das Gefühl, ersticken zu müssen, und bekam beinahe Platzangst.
    »Hör auf«, keuchte sie. Sie schob Jon beiseite und versuchte, sich aufzusetzen. »Ich kriege keine Luft!«
    Jon war nicht gerade beglückt über die Unterbrechung. Trotzdem gab er Claire die Möglichkeit, ein- oder zweimal tief durchzuatmen, bevor er sie auf die Kissen zurückdrückte und sie erneut küsste.
    Deshalb bin ich schließlich hier heraufgekommen, ermahnte Claire sich. Auf keinen Fall wollte sie sich zu einem frigiden Eiszapfen entwickeln wie ihre Mutter und sich in einer

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