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Feuerschwingen

Feuerschwingen

Titel: Feuerschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Pubs saß Mila nun ihrer Freundin gegenüber und stärkte sich für den entscheidenden Moment, in dem sie der Auftraggeberin das erste Mal gegenüberstehen sollte. Doch zuerst musste sie Florence von der merkwürdigen Begegnung erzählen. Sie setzte ihre Sonnenbrille ab, presste die Hand auf die Brust und seufzte theatralisch. »Stell dir vor, was mir eben passiert ist!«
    Lächelnd legte Florence die Gabel beiseite, tupfte sich mit der Serviette den Mund ab und trank einen Schluck. »Was mag das wohl gewesen sein? Lass mich raten …«
    Normalerweise liebte Mila dieses Spiel, bei dem die Spannung so lange gesteigert wurde, bis auch unangenehme Erlebnisse am Ende vergleichsweise harmlos klangen und sie gemeinsam darüber lachen konnten. Doch heute hatte sie keine Geduld dafür und platzte heraus: »Hast du den Mann drüben im Antiquitätenladen gesehen?«
    »Den Verkäufer?« Die Enttäuschung war Florence anzusehen. »Was ist mit ihm?«
    »Den doch nicht – den anderen!«
    »Ach, du meinst diesen hochgewachsenen, zum Niederknien attraktiven Kerl mit den Lippen eines Engels und …«
    »Genau den! Er ist dir also aufgefallen.«
    Ohne auf die Unterbrechung einzugehen, fuhr Florence fort: »… und den dunklen Locken eines sinnlichen Latin Lovers?«
    »Er war blond.«
    »Wirklich?«, fragte Florence schelmisch.
    »Spielverderberin! Du hast ihn gar nicht gesehen.« Mila lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Bevor Florence widersprechen konnte, erzählte sie von ihrem merkwürdigen Erlebnis und schloss mit den Worten: »Dem möchte ich nicht im Dunkeln begegnen!«
    Belustigt sah Florence in den wolkenlosen Himmel, als hätte sie nur Augen für die Seeschwalben, die über ihnen ihre Kreise zogen. »Aber du sagst doch, dass er dir gefiel.«
    »Das habe ich nicht gesagt!«
    »Natürlich nicht, Liebes. Wahrscheinlich war dieser schreckliche Mensch nur scharf auf deinen außergewöhnlichen Fund.«
    Lachend gab sich Mila geschlagen. »Genau. Was ausgesprochen schade ist, weil diese Schachtel hübsch aussah und sicher einigen Wert hatte.«
    Im Laufe der vergangenen Monate hatte Mila ein Gespür für Antiquitäten entwickelt. Sie musste die Dinge manchmal nur berühren, um zu erkennen, ob es sich um ein Original oder eine Replik handelte. Dabei hatte sie sich zuvor niemals mit Kunstgeschichte oder Ähnlichem befasst und gerade eben oft genug in entsprechende Fachbücher gesehen, um grob die Epochen auseinanderhalten zu können. Dennoch gelang es ihr immer häufiger, einzelne Stücke exakt zu datieren. In die kleinen Lackdosen hatte sie sich aus einem unerklärlichen Grund verliebt. Sie besaß bereits zwei Schnupftabaksdosen aus der bekannten deutschen Manufaktur.
    Florence, die zwischen historischen Möbeln auf einem jahrhundertealten Adelssitz aufgewachsen war, hatte kürzlich spaßeshalber vorgeschlagen, Mila solle sich bei einem der großen Londoner Auktionshäuser bewerben. Doch Mila wollte davon nichts hören – ihr gefiel der Job hinter den Kulissen besser, und vielleicht war dies auch die Ursache dafür, dass sie sich auf die bevorstehende Aufgabe nicht besonders freute. Denn in Stanmore Housewürde sie die Ansprechpartnerin vor Ort sein, während Florence herumreiste, um die besten Materialien für ihre anspruchsvolle Hausherrin zu beschaffen.
    So hatte diese es gewünscht, und Anthony, der ihnen den Auftrag im Landsitz seines Arbeitgebers verschafft hatte, tröstete sie: »Ich werde so oft wie möglich dort sein.« Dabei zwinkerte er Mila verheißungsvoll zu, und die junge Frau durchströmte ein warmes Gefühl. Warum sich dieser Mann ausgerechnet in sie verliebt hatte, blieb ihr ein Rätsel. Sie waren sich in dem Pub begegnet, in dem sie damals arbeitete, und er hatte ihr auf liebenswürdige und zurückhaltende Art beinahe altmodisch den Hof gemacht.
    Als sie mit Florence darüber sprach, hatte die nur gesagt: »Glück sollte man nicht hinterfragen. Du magst ihn doch auch, und wenn ich mich nicht täusche – und in solchen Dingen tue ich das selten –, dann stellt er dir irgendwann die Frage.«
    »Zeigst du mir das Kästchen?« Florence’ Worte rissen Mila aus ihren Gedanken. Sie hatte bezahlt und stand nun erwartungsvoll lächelnd am Tisch.
    »Er wird es mir weggeschnappt haben«, unkte Mila, als sie wenig später gemeinsam den Laden betraten. Dennoch ging sie geradewegs auf den Regency-Sekretär zu, auf dem sie die kleine Antiquität abgestellt hatte. »Siehst du, es ist fort!«
    »Kann

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