Feuerschwingen
verlegen nahm er ihn heraus. »Meiner schien dir zu gefallen.« Das Grün seiner Augen leuchtete intensiver. Offenbar erinnerte er sich daran, wie sie den Reif entdeckt und zum ersten Mal seine Schwingen berührt hatte. »Ich dachte, du würdest auch einen haben wollen, jetzt, da du selbst Flügel besitzt.«
»Hast du vielleicht noch einen anderen Gedanken dabei gehabt?«
Nun wirkte er wirklich verlegen. »Ich glaube, spätestens nach dem Besuch bei Luzifer steht fest, dass wir auf Gedeih und Verderb miteinander verbunden sind. Es kann nicht schaden, dies auch nach außen zu demonstrieren.«
Innerlich musste sie über Lucians unglückliche Wortwahl lachen, aber so leicht wollte sie ihn nicht vom Haken lassen. »Verstehe ich das richtig? Du willst meinen nagelneuen Flügel mit einem Ring versehen, damit jeder, der ihn sieht, gleich weiß, dass ich dir gehöre?«
»Ja. Nein.« Betroffen fuhr er sich mit der freien Hand durchs Haar. »Ich hab ’s verbockt, oder?«
Lachend schlang sie ihm die Arme um den Nacken. »Falls es ein gewissermaßen himmlischer Heiratsantrag sein sollte, dann war er nicht besonders romantisch, das stimmt. Aber wenn du mich fragst, ob ich diesen Ring als Symbol unserer Liebe und Zusammengehörigkeit tragen möchte …«
Bevor sie den Satz beenden konnte, hatte er sie näher an sich gezogen. »Möchtest du das, Milotschka?«
»Ja!«, hauchte sie und öffnete sich seinem hungrigen Begehren.
Nach einer gefühlten Ewigkeit schob sie ihn von sich. »Wenn ich noch Zweifel gehabt hätte, dann wären die spätestens nach diesem Kuss ausgeräumt.« Nicht ganz ohne Schwierigkeiten gelang es ihr, die ungewohnten Flügel zu öffnen. » Schnell, mach mich zu einer ehrbaren Frau, bevor ich mich dir schamlos an den Hals werfe.«
Lachend öffnete er den Verschluss des Schmuckstücks und befestigte es an ihrer linken Schwinge. In den winzigen Rubinen brachen sich nun die Strahlen der Nachmittagssonne, die sich einen Weg zwischen den dunklen Wolken bis hinein in ihr Cottage gebahnt hatten . Mit einem wundersamen Zauber weckte sie das Feuer der Edelsteine.
Der Anblick ließ Mila den Atem stocken, aber etwas anderes raubte ihr beinahe den Verstand. Kein Wunder, dass er es genoss, wenn sie mit den Fingerspitzen über seine Flügel strich – schon diese kurze Berührung entfachte ihr Begehren auf eine nie gekannte Weise.
»Lucian!«
»Milotschka?«
Er mochte noch so harmlos klingen, sein unverschämtes Lächeln verriet, dass er genau wusste, wie es um sie bestellt war.
»Der Tag war anstrengend. Ich glaube, du musst mich ins Bett tragen«, sagte sie mit einem Augenaufschlag.
Er gehorchte sofort.
Atemlos vom Küssen ließen sie sich schließlich gemeinsam in die Kissen fallen. Milas Kleid würde nie wieder sein, was es einmal gewesen war.
Aber die Unterwäsche ist ja auch recht kleidsam , tröstete sie sich.
Noch , unterbrach Lucian ihre Überlegungen und machte sich am Verschluss des hauchzarten Spitzen-BHs zu schaffen.
Ihre Zukunft würde gewiss nicht unkompliziert werden, aber der Rest dieses Tages gehörte ganz allein ihnen.
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