Feuersee
stimmt genau!« Tomas schien
erstaunt zu
sein. »Genau das hat auch die Herzogin gesagt, Euer
Majestät! Sie und der
Herzog wollten ihren Augen nicht trauen. Die Herzogin Jera sagte etwas
über die
Prophezeiung. Aber der Fremde, Alfred, leugnete mit
allergrößtem Nachdruck,
etwas damit zu tun zu haben.«
»Was sagte er über den Hund? Wie
erklärte er,
daß das Tier wieder lebendig war?«
»Er sagte, er könnte es nicht
erklären, aber wenn
der Hund lebte, dann müßte auch Haplo am Leben
sein.«
»Ausgesprochen merkwürdig«,
murmelte Kleitus.
»Und hast du herausgefunden, Tomas, auf welche Weise es
diesen beiden Fremden
gelungen ist, nach Kairn Nekros zu kommen?«
»Ein Schiff, Sire. Wie der Herzog mir sagte,
bevor ich ging, kamen sie in einem Schiff, mit dem sie in
Glückshafen anlegten.
Es besteht aus einer fremdartigen Substanz und ist nach der
Beschreibung des
Herzogs mit Runen bedeckt, fast so wie der Körper dieses
Haplo.«
»Und was haben der Herzog und die Herzogin und
der alte Graf jetzt vor?«
»Sie wollen noch an diesem Zyklus eine Botschaft
an das Volk des Prinzen senden und es von seinem gewaltsamen Tod
unterrichten.
Nach drei Zyklen, wenn die Wiedererweckung vollzogen ist, planen der
Herzog und
seine Gemahlin, den auferstandenen Prinzen zu entführen, mit
ihm zu seinem Volk
zu fliehen und es zu veranlassen, Eurer Majestät den Krieg zu
erklären. Die
Anhänger des Grafen werden sich mit den Telestern
verbünden.«
»In drei Zyklen also wollen sie in das
Palastverlies eindringen und den Prinzen entführen?«
»So ist es, Sire.«
»Und du hast dich als williger Helfer angeboten,
Tomas?«
»Wie Ihr befohlen habt, Sire. Ich soll mich
heute abend mit ihnen treffen, um die letzten Einzelheiten zu
besprechen.«
»Laß Uns wissen, was es gegeben hat. Du
gehst
ein Risiko ein, ist dir das bewußt? Wenn man dich als Spitzel
entlarvt, wird
man dich töten und zum Nichtsein verdammen.«
»Ich achte nicht der Gefahr, Sire.« Tomas
legte
die Hand aufs Herz und verneigte sich tief. »Ich bin Eurer
Majestät treu
ergeben.«
»Diene Uns weiterhin so gut, und es soll dein
Schade nicht sein.« Kleitus senkte den Blick und vertiefte
sich wieder in das
Buch.
Tomas schaute zu Pons, der ihm zu verstehen gab,
daß die Unterredung beendet war. Mit einer neuerlichen
Verbeugung zog der junge
Mann sich zurück. Einer der toten Wächter eskortierte
ihn aus dem Privatflügel
hinaus, wieder in den offiziellen Trakt des Palastes.
Als sich die Tür hinter Tomas geschlossen hatte,
sah Kleitus von den Zeilen auf, die er mit solchem Interesse studiert
zu haben
schien. Sein starrer, suchender Blick verriet, daß er die
aufgeschlagene Seite
überhaupt nicht wahrgenommen hatte. Er schaute in eine Ferne
jenseits der
Höhlenwände, die ihn umgaben.
Der Kanzler sah die Augen dunkel und verhangen
werden. Eine ungute Vorahnung krampfte seinen Magen zusammen. Behutsam
kam er
näher, um den Herrscher keinesfalls zu stören. Er
wußte, daß seine Anwesenheit
erwünscht war, denn man hatte ihn nicht weggeschickt. Am Tisch
angekommen,
setzte er sich auf einen Stuhl und wartete.
Lange Zeit verging. Kleitus regte sich, seufzte
tief. Pons verstand den Fingerzeig und fragte leise: »Eure
Majestät weiß das
Rätsel zu deuten? Die Ankunft der beiden Fremden, der Mann mit
den Runen auf
der Hand, der Hund, der tot war und wieder lebt?«
»Ja, Pons, Wir glauben, daß Wir die
Lösung
wissen.« Wieder mußte der Kanzler warten. Er
faßte sich in Geduld.
»Die Große Teilung«, sagte der
Herrscher
schließlich. »Die gewaltsame Umwälzung,
die dem Universum ein für allemal
Frieden bringen sollte. Wenn Wir Euch nun sagten, daß wir
diesen Krieg nicht
gewonnen haben, wie die Geschichtsschreibung behauptet und wir alle
jahrhundertelang vertrauensvoll glaubten? Wenn Wir Euch sagten. Pons,
daß wir
verloren haben?«
»Sire!«
»Niederlage! Das ist der Grund für das
Ausbleiben der versprochenen Hilfe. Die Patryn haben die anderen Welten
erobert. Jetzt liegen sie auf der Lauer, um auch diese unter ihre
Herrschaft zu
bringen. Wir sind alles, was geblieben ist. Die Hoffnung des
Universums.«
»Die Prophezeiung!« flüsterte
Pons mit
ungeheuchelter Ehrfurcht in der Stimme. Endlich begann auch er zu
glauben.
Kleitus bemerkte den Gesinnungswandel seines
Kanzlers, bemerkte auch, daß der Glaube ziemlich
spät kam, doch er lächelte nur
grimmig und sagte
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