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Feuersee

Titel: Feuersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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nichts dazu. Es war nicht von Bedeutung.
    »Und nun, Kanzler, laßt Uns
allein«, befahl er,
aus seiner Gedankenverlorenheit erwacht. »Sagt all Unsere
Verpflichtungen für
die nächsten zwei Zyklen ab. Als Begründung
könnt Ihr angeben, daß Wir beunruhigende
Neuigkeiten die feindliche Armee betreffend erhalten haben und
Vorbereitungen
treffen, die Stadt zu verteidigen. Wir werden niemanden
empfangen.«
    »Auch nicht Ihre Majestät, Sire?«
    Die Heirat war aus Gründen der Staatsräson
erfolgt und diente keinem anderen Zweck, als den Fortbestand der
Herrscher zu
sichern. Kleitus XIV. hatte Kleitus den XV. gezeugt, sowie noch etliche
Söhne
und Töchter. Die Thronfolge war gesichert.
    »Nur Ihr seid ausgenommen, Pons. Aber nur in
einem Notfall.«
    »Sehr gut, Sire. Und wo finde ich Euer
Majestät?
Falls ich einen Rat brauche?«
    »Hier, Pons«, antwortete Kleitus und
ließ den
Blick durch die Bibliothek schweifen. »Hier, beim Studium der
Chroniken. Es ist
viel zu tun – und wenig Zeit.«
    Alte Provinzen, Abarrach
    Man nannte diese Zeit ›des Herrschers
Weckstunde‹, und obwohl der Herrscher in Nekropolis war,
hatte auch im Haus des
Grafen bereits der neue Zyklus begonnen. Die Toten mußten aus
der Lethargie
geweckt werden, in die sie während der Schlafzeit versanken;
die Magie, die
ihre Brauchbarkeit gewährleistete, mußte erneuert
werden, und man mußte ihnen
ihre täglichen Pflichten einprägen. Jera, die
Nekromantin in ihres Vaters Haus,
ging von einem Toten zum anderen und sang die Runen, die Hausdiener und
Knechte
zu ihrem widernatürlichen Leben erweckten.
    Die Toten schlafen nicht wie die Lebenden. Bei
Anbruch der Schlafzeit befiehlt man ihnen, sich hinzusetzen, damit sie
nicht
die lebenden Hausbewohner stören. Die Wiedergänger
verfügen sich gehorsam in
irgendeinen abgelegenen Winkel, den man ihnen zuweist, und warten
stumm, bis
man wieder ihrer bedarf.
    »Sie schlafen nicht, aber träumen sie
vielleicht?« fragte sich Alfred, der sie mit schmerzlichem
Mitleid betrachtete.
    Vielleicht war es nur Einbildung, aber er
glaubte zu sehen, daß während der Zeit, in der sie
von den Lebenden getrennt
waren, Trauer wie ein Schatten über die Gesichter der Toten
fiel. Die Schemen
näherten sich zaghaft den Körpern, aus denen man sie
vertrieben hatte, und
klagten mit dünnen Stimmen. Alfred warf sich unruhig auf
seinem Bett hin und
her, das Seufzen und Wimmern hielt ihn wach.
    »Was für eine seltsame
Vorstellung«, meinte Jera
beim Frühstück.
    Der Herzog, die Herzogin und Alfred saßen
gemeinsam bei Tisch. Der Graf hatte bereits etwas zu sich genommen,
erklärte
Jera entschuldigend, und war nach unten gegangen, in sein Laboratorium.
Alfred
hatte nur eine sehr vage Vorstellung davon, was der alte Mann da unten
tat,
offenbar experimentierte er mit verschiedenen Kairngrassorten, in der
Hoffnung,
daß ihm eine besonders widerstandsfähige
Neuzüchtung gelang, die auf dem kalten
und unfruchtbaren Boden der alten Provinzen gedieh.
    »Das klagende Geräusch, das Ihr
gehört habt, muß
der Wind gewesen sein«, sagte Jera, schenkte reihum
Kairngrastee ein und
tischte gebratene Torbscheiben 11 auf. (Alfred, der sich gefürchtet hatte zu fragen,
hörte erleichtert, daß die
Speisen von einer lebenden Köchin zubereitet wurden. )
    »Nur wenn der Wind eine Stimme hat und in
unserer Sprache spricht«, erwiderte Alfred, aber so leise,
daß niemand es
hörte.
    »Wißt Ihr, ich habe dasselbe geglaubt, als
ich
noch ein Kind war«, warf Jonathan lebhaft ein.
»Merkwürdig, ich hatte es ganz
vergessen, bis es mir durch Euch wieder eingefallen ist. Ich hatte eine
alte
Kinderfrau, die während der Schlafzeit bei mir zu sitzen
pflegte. Als sie
gestorben war, wurde ihr Körper wiederbelebt, und
selbstverständlich kehrte sie
ins Kinderzimmer zurück, um zu tun, was sie im Leben getan
hatte. Aber ich
konnte nicht mehr schlafen, wenn sie neben mir saß. Es kam
mir vor, als ob sie
weinte. Mutter versuchte mir zu erklären, es sei nur meine
Einbildung. Bestimmt
hatte sie recht, aber damals erschien es mir sehr wirklich.«
    »Was ist aus ihr geworden?« erkundigte
sich
Alfred.
    Jonathan machte ein verlegenes Gesicht. »Es blieb
Mutter nichts anderes übrig, als sich von ihr zu trennen. Ihr
wißt doch, wie
Kinder sich manchmal etwas in den Kopf setzen können. Ein Kind
hat keinen Sinn
für logische Argumentation. Man hatte Geduld und redete

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