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Feuersturm: Roman (German Edition)

Feuersturm: Roman (German Edition)

Titel: Feuersturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bickle
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wissen?«
    Anya blickte hinab auf ihren Körper. Das silberne Band, das ihn mit Anyas astraler Doppelgängerin verbinden sollte, war durchtrennt. Sie betastete verwundert blinzelnd das ausgefranste Ende.
    Brian hob ihren Kopf an, um ihre Atemwege freizumachen. »Du«, flüsterte er. »Geh nicht.« Dann presste er seine Lippen auf ihre und zwang Luft in ihre Lunge.
    Und diesmal war es nicht der kalte Atem eines Geistes. Anya konnte es schmecken. Fühlen. Er fühlte sich warm an. Warm wie das Leben.
    Anya hustete, erbebte in den Armen, die sie hielten.
    »Brian«, wisperte sie, und ihre Finger krallten sich in sein Hemd.
    »Falscher Ort« , sagte eine Stimme. »Trink.«
    Lauwarmes Wasser glitt über ihre Lippen und in ihren Rachen. Es schmeckte schleimig, und sie würgte es wieder heraus.
    Blinzelnd kämpfte sie gegen ihre vernebelte Sicht an und erkannte, dass sie nicht in Brians Armen lag, sondern in Charons. Sie lag über seinen Knien, den Kopf in einer Ellbogenbeuge geborgen. In der anderen Hand hielt er eine schmutzige Flasche mit Wasser. Sein Mantel roch nach Schießpulver, und sie erkannte, dass ihre Finger sich in Kugellöcher gebohrt hatten. Sparky leckte ihr Gesicht.
    »Was ist …« Ein neuer Hustenanfall überwältigte sie.
    Fältchen der Erleichterung zeigten sich um Charons Augen. Er verschloss die Flasche und steckte sie in seine Tasche. »Wasser des Styx.«
    Ihre Augen weiteten sich. »Du hast gesagt, es wäre giftig.«
    »Es war nur ein Tropfen.« Ein düsterer Zug legte sich über seine Augen. »Keine Sorge, du bist jetzt nicht unbesiegbar … und du wirst später dafür bezahlen müssen.«
    »Die Molche …« Sie versuchte, sich aufzusetzen.
    Charon deutete mit dem Kinn. »Das sind zähe kleine Mistviecher.«
    Die Minisalamander huschten durch die Tunnel und schlemmten an den Fetzen verblassenden Geisterfleisches. Ihr Bernsteinlicht blitzte mal hier, mal dort auf, Lichtpunkte huschten wie Glühwürmchen von einer Ecke zur anderen.
    Sie tastete an ihrem Nacken nach dem Molch, der unter ihre Rüstung gekrochen war. Sein Körper fühlte sich kalt und steif an. Mit einem Kloß in der Kehle legte sie ihn auf den Boden. Sparky schnüffelte an ihm und winselte, als der Kleine allmählich verblasste.
    »Wie viele haben überlebt?«, fragte Anya und löste verlegen ihre Finger aus Charons Mantel.
    »Mehr als die Hälfte« , sagte Charon. »Sogar in der physischen Welt ist das eine hervorragende Überlebensrate für frei lebende Salamander.«
    Ihr Blickfeld verschwamm, und sie wischte sich die Nase ab. »Wahrscheinlich.«
    Charon stellte sie auf die Beine, so mühelos, als wäre sie eine Puppe. »Komm, lass uns Hope in den Hintern treten.«
    Anya nickte. Die Arme um den Leib des Fährmanns geschlungen, folgte sie ihm mit Sparky auf den Fersen in den dunklen Tunnel.
    Die Molche hatten barbarisch unter den Geistern gewütet. Schillernde, glühende Flecken überall. Anya konnte Handabdrücke erkennen und Spritzer von etwas, das in der physischen Welt Blut hätte sein müssen, die an den Wänden prangten wie nachtleuchtende Farben. Die Flecken leuchteten unheimlich in der Finsternis. In einer Ecke stritten sich drei Molche um die Überreste von Marie-Antoinettes Kopf. Die Locken ihrer Perücke lagen wie Tang auf dem Boden verstreut.
    Der Tunnel beschrieb einen Zickzackkurs, ehe er schließlich in eine große, hallende Kammer mündete. Die Kammer erinnerte Anya daran, wie sie als Kind die Shenandoah-Höhlen besucht hatte: eine Felsenkammer mit einer gewölbten Decke, übersät von Stalaktiten und Stalagmiten. In tiefen Felsspalten sah sie Wasser und Quarz glitzern. Irgendwo in der Ferne tropfte Wasser.
    »Hope« , rief Charon. »Es ist vorbei.«
    Etwas regte sich in der Schwärze. »Ihr könnt mich nicht aufhalten.«
    Sparkys Bernsteinlicht erzeugte wandernde Schatten, ehe es schließlich auf eine Gestalt fiel, die auf einem über einen Meter großen Gefäß thronte. Die Büchse der Pandora sah genauso aus wie in der physischen Welt, abgesehen davon, dass hier ihre Farbe nicht so ausgebleicht war. Um die Büchse herum lagen Bernies Artefakte auf dem Boden. Anya erkannte einige der Flaschen und Juwelen, die im Lichtschein glitzerten.
    Aber Hope war nicht dieselbe auf dieser Ebene. Die Kreatur, die oben auf der Büchse hockte, erinnerte Anya an die Gargoyles, die man an der Fassade gotischer Kirchen vorfand: verzerrter Kopf, ledrige Schwingen und zu Klauen verkrümmte Hände. Aber dieses Ding war Hope, die Hope

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