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Feuersturm: Roman (German Edition)

Feuersturm: Roman (German Edition)

Titel: Feuersturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Bickle
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dieser Welt. Und Anya fand dieses chimärenhafte Bild von ihr weitaus realistischer.
    »Ah. Tod und Laterne sind gekommen, um meine Schätze zu rauben«, zischte die Kreatur mit Hopes Stimme. Ihr Mund war voller nadelspitzer Zähne; Anya nahm an, diesen Beißerchen war mit Zahnseide nur höllisch schwer beizukommen.
    »Ihre Armee wurde in Stücke gerissen, Hope.« Anya kniff die Augen zusammen. »Geben Sie uns die Büchse.«
    Hope glitt von dem Gefäß. »Seid meine Gäste. Auf ewig.«
    Sie kippte das Gefäß um, und die Öffnung der Büchse rollte herum, bis sie auf Anya, Sparky und Charon zeigte. Das Innere des Gefäßes schimmerte in einem kristallinen, blauen Licht, eine Glut, die die Luft verzerrte und verdrehte. Von dem Gefäß ging ein Sog aus, und Anya stemmte die gepanzerten Fersen in den Schmutz. Aber der Strudel am Rand der Büchse weitete sich aus. Charon verlor den Halt. Sparky wickelte den Schwanz um einen Stalagmiten, und seine Klauen strampelten in der Luft auf der Suche nach Anya. Ein Heulen erfüllte die Höhle, als Anya fühlte, dass sie auf den Hals des Gefäßes zuglitt. Ihr Arm wurde aus dem Gelenk gezerrt, und sie sah, wie sich ihre Finger verdrehten und ausdehnten wie Licht vor einem Schwarzen Loch.
    So muss es sich für die Geister anfühlen, wenn ich sie verschlinge, dachte sie. Das Haar peitschte ihr ins Gesicht und wurde ob der schrecklichen Anziehungskraft der Büchse der Pandora über ihre Hüften hinaus in die Länge gezogen.
    »Dem kann nichts entkommen«, ertönte Hopes Gegacker aus dem Schatten hinter dem Gefäß. »Nichts. Kein Elementargeist. Keine Laterne. Nicht einmal der Tod selbst.«
    »Du solltest es besser wissen« , grollte Charon.
    »Die Unterwelt wird mein sein. Wenn du nicht mehr bist, um sie zu beschützen, werde ich meine Geistersammlung neu beginnen.«
    Der brüchige Sandsteinstalagmit, an den Sparky sich klammerte, splitterte. Sparky schlug die Klauen in den Boden, sein Schwanz dehnte sich zu einer endlosen Spirale, angezogen von der Büchse der Pandora. Kieselsteine rasselten an ihm vorbei und wurden in die klaffende Öffnung gesogen.
    Anya knurrte. Auf keinen Fall würde sie zulassen, dass diese Schlampe Sparky bekam. Sie widmete ihre ganze Aufmerksamkeit dem Schatten hinter dem Gefäß und gab ihren Widerstand auf.
    Sie glitt an Charon und Sparky vorbei, wirbelte in den luftleeren Strudel aus Schmutz und Licht. Sie ließ sich in den Hals ziehen und hielt sich mit aller Kraft ihrer verdrehten Finger am Rand fest, lugte über den Rand, sah Hopes dunkle Gestalt und ihre glühenden Augen …
    … und atmete ein.
    Hope kreischte. Anya kostete den metallischen Geschmack von Hope auf ihrer Zunge, als sie wie Rauch in ihre Lunge drang. Falls sie den Rest der Ewigkeit zusammen mit Charon und Sparky in dieser Büchse verbringen musste, dann würde sie Hope verdammt noch mal mitnehmen.
    Charons Kette schoss an ihr vorbei und krachte an den Rand des Gefäßes. Die Büchse brach und jagte Anya Quarzsplitter ins Gesicht.
    Der Strudel legte sich, brach in sich zusammen wie eine Windhose. Anya blieb mit zwei Füßen in dem geborstenen Gefäß und einer Kette am Handgelenk zurück. Hope war nirgends zu sehen, aber Anya nahm den widerwärtigen Geschmack eines kostspieligen Parfüms in ihrem Rachen wahr.
    »Bah!«, schimpfte sie und spuckte Sand aus.
    Sparky hoppelte herbei und leckte ihr das Gesicht ab, nur um gleich darauf die Nase krauszuziehen. Offenbar konnte er es auch riechen.
    Charon reichte Anya die Hand, um ihr aufzuhelfen, und stützte sich dabei mit dem Fuß an dem Rand des Gefäßes ab. Der Riss reichte vom Hals bis halb durch das Bild auf der Seite. Pandoras Peplos war sauber in zwei Hälften zerlegt worden. Charon richtete die Büchse der Pandora auf und betastete den Riss.
    »Die Magie hat das Gefäß verlassen« , sagte er. »Jeder Geist, der hineingesteckt wird, würde gleich wieder heraussickern.«
    Anya seufzte. »Charon?«
    »Ja?«
    »Auch auf die Gefahr hin, mich wie eine zickige Dorothy anzuhören, aber … ich will nach Hause.«
    Er lächelte, und dieses Mal war es, als würde Licht seine Augen berühren. »Ich bringe dich zu deinem Zug.«
    Sonnenlicht drang durch die hohen Fenster des Bahnhofs herein und flutete die Menge der herumschlendernden Geister. Charon und Anya bahnten sich langsam einen Weg durch das Gedränge, gefolgt von Sparky und den Molchen. Die Minisalamander schossen um ihre Füße, kletterten auf Aktentaschen und drangsalierten die Geister am

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