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Feuertaufe

Feuertaufe

Titel: Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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gewisses Haarbüschel kreisten. Die von ihr halblaut befragte Assire schwieg jedoch und hieß sie ebenfalls schweigen. Also nahm wieder Philippa Eilhart das Wort.
    »Die meisten von uns haben Ciri auf Thanedd gesehen, wo sie mit ihrem Hellsehen in Trance eine Menge Verwirrung gestiftet hat. Manche von uns hatten nahen, sogar sehr nahen Kontakt mit ihr. Ich denke vor allem an dich, Yennefer. Es ist Zeit, dass du dich äußerst.«
     
    Als Yennefer den Versammelten von Ciri erzählte, betrachtete Triss Merigold die Freundin aufmerksam. Yennefer sprach ruhig und emotionslos, doch Triss kannte sie zu lange und zu gut. Sie hatte sie schon in verschiedenen Situationen erlebt, auch in solchen, die bedrückten, quälten und an die Grenze von Krankheit führten, mitunter sogar tatsächlich krank machten. Jetzt war Yennefer zweifellos in just solch einer Situation. Sie sah bedrückt, gequält und krank aus.
    Die Zauberin erzählte, und Triss, die sowohl die Erzählung kannte als auch die Person, um die es ging, betrachtete diskret alle Zuhörerinnen. Insbesondere die beiden Zauberinnen aus Nilfgaard. Die ungewöhnlich veränderte Assire var Anahid, gepflegt, aber immer noch unsicher mit der Schminke und dem modischen Kleid. Und Fringilla Vigo, die jüngere, sympathische von natürlicher Anmut und zurückhaltender Eleganz, mit grünen Augen und Haar, schwarz wie das Yennefers, aber weniger üppig, kürzer geschnitten und glattgekämmt.
    Die beiden Nilfgaarderinnen machten nicht den Eindruck, als könnten sie den zahlreichen Wendungen von Ciris Geschichte nicht folgen, obwohl Yennefers Erzählung lang und ziemlich verwickelt war; sie begann mit der berühmten Liebesaffäre Pavettas von Cintra und des jungen Mannes, der in das Ungeheuer namens Igel verwunschen war, erwähnte die Rolle Geralts und das Recht der Überraschung, die Vorherbestimmung, die den Hexer mit Ciri verband. Yennefer erzählte von der Begegnung Ciris und Geralts im Brokilon, vom Krieg, vom Verschwinden und Wiederfinden, von Kaer Morhen. Von Rience und von den Nilfgaarder Agenten, die das Mädchen verfolgten. Von der Ausbildung im Tempel der Melitele, von den rätselhaften Fähigkeiten Ciris.
    Sie hören mit steinernen Gesichtern zu, dachte Triss, während sie Assire und Fringilla beobachtete. Wie Sphingen. Aber offensichtlich verbergen sie etwas. Fragt sich, was. Verwunderung, weil sie nicht wussten, wen Emhyr nach Nilfgaard entführt hat? Oder die Tatsache, dass sie alles seit langem wissen, vielleicht besser als wir? Gleich wird Yennefer von Ciris Ankunft auf Thanedd sprechen, von dem Hellsehen in Trance, das so viel Verwirrung gestiftet hat. Von dem blutigen Kampf in Garstang, in dessen Verlauf Geralt übel zugerichtet und Ciri entführt wurde. Dann wird es mit der Verstellung vorbei sein, dachte Triss, die Masken werden fallen. Alle wissen, dass hinter der Affäre auf Thanedd Nilfgaard stand. Und wenn sich aller Augen auf euch richten, Nilfgaarderinnen, bleibt euch nichts anderes übrig, als zu sprechen. Und dann werden sich etliche Dinge klären, vielleicht erfahre auch ich dann mehr. Auf welche Weise Yennefer von Thanedd verschwunden ist, warum sie plötzlich hier, in Montecalvo, in Gesellschaft Francescas erscheint. Wer Ida Emean ist, die Elfe, die Aen Saevherne aus den Blauen Bergen, und welche Rolle sie spielt. Warum ich den Eindruck habe, dass Philippa Eilhart immer noch weniger sagt, als sie weiß, obwohl sie Hingabe und Treue zur Magie verkündet, nicht zu Dijkstra, mit dem sie unablässig korrespondiert.
    Und vielleicht erfahre ich endlich, wer Ciri wirklich ist. Ciri, für sie die Königin des Nordens, für mich aber die aschblonde Hexerin aus Kaer Morhen, von der ich immer noch wie von einer kleinen Schwester denke.
     
    Fringilla Vigo hatte dies und das von Hexern gehört, Individuen, die sich ihren Lebensunterhalt mit der Vernichtung von Ungeheuern und Bestien verdienten. Sie lauschte aufmerksam der Erzählung Yennefers, hörte sich in den Klang ihrer Stimme ein, beobachtete ihr Gesicht. Sie ließ sich nicht irreführen. Die enge emotionale Bindung zwischen Yennefer und jener Ciri, für die sich alle so interessierten, war offensichtlich. Merkwürdigerweise war die Verbindung zwischen der Zauberin und dem von ihr erwähnten Hexer ebenso offensichtlich. Und ebenso stark. Fringilla begann nachzudenken, doch sie wurde dabei von erhobenen Stimmen gestört.
    Sie hatte sich schon gedacht, dass manche von den Versammelten während der Rebellion auf

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