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Feuertaufe

Feuertaufe

Titel: Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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sowohl aus unserer Sicht als auch aus der Sicht ebendieses Hauses Kovir. Diese Bedingungen schließen einander aus, sie widersprechen sich ganz offensichtlich. Siehst du das nicht, Philippa? Für uns muss das eine magisch ausgebildete Person sein, der Sache der Magie vollends ergeben, die ihre Rolle versteht und imstande ist, sie geschickt, unmerklich zu spielen, ohne Verdacht zu erregen. Ohne Dirigenten und Souffleure, ohne irgendwelche im Schatten stehenden grauen Eminenzen, gegen die sich immer, beim ersten Umsturz, der Zorn der Aufständischen richtet. Gleichzeitig muss es eine Person sein, die Kovir selbst, ohne sichtbaren Druck von unserer Seite, als Frau des Thronfolgers auswählt.«
    »Das versteht sich von selbst.«
    »Und was meinst du, wen wird Kovir ohne Druck auswählen? Ein Mädchen aus königlichem Geschlecht, das seit Generationen königliches Blut in den Adern hat. Ein junges Mädchen, passend zu einem jungen Prinzen. Ein Mädchen, welches Kinder zur Welt bringen kann, denn hier geht es um die Dynastie. Mit dieser Anforderung bist du, Philippa, ausgeschlossen, ich ebenso, sogar Keira und Triss, die jüngsten un ter uns. Ausgeschlossen sind auch alle Adeptinnen aus meiner Schule, die übrigens auch für uns kaum von Interesse sind, denn das sind noch unbeschriebene Blätter, es ist undenkbar, dass eine von ihnen den zwölften leeren Platz an diesem Tisch einnimmt. Mit anderen Worten, selbst wenn ganz Kovir den Verstand verlöre und bereit wäre, die Vermählung des Königssohns mit einer Zauberin zu akzeptieren, würden wir keine solche Zauberin finden. Wer also soll diese Königin des Nordens sein?«
    »Ein Mädchen aus königlichem Geschlecht«, erwiderte Philippa ruhig. »In dessen Adern königliches Blut fließt, das Blut vieler großer Dynastien. Noch ganz jung und gebärfähig. Ein Mädchen von unerhörten magischen und prophetischen Fähigkeiten, Trägerin des von Weissagungen verkündeten Älteren Blutes. Ein Mädchen, das ohne Dirigenten, Souffleure, Hintermänner und graue Eminenzen seine Rolle mühelos spielen wird, denn so will es seine Vorherbestimmung. Ein Mädchen, dessen tatsächliche Fähigkeiten nur uns bekannt sind und sein werden. Cirilla, die Tochter Pavettas von Cintra, die Enkelin der Löwin Calanthe. Das Ältere Blut, die Eisflamme des Nordens, die Vernichterin und Erneuerin, deren Ankunft schon vor Jahrhunderten geweissagt worden ist. Ciri von Cintra, die Königin des Nordens. Und ihr Blut, aus dem die Königin der Welt geboren wird.«
     
    Beim Anblick der aus dem Hinterhalt hervorbrechenden Ratten machten zwei von den Reitern, die die Kutsche eskortierten, sofort kehrt und wandten sich zur Flucht. Sie hatten keine Chance. Giselher, Reef und Flamme schnitten ihnen den Rückweg ab und metzelten sie nach kurzem Kampf ohne Federlesens nieder. Über die beiden anderen, die bereit waren, die mit vier gescheckten Pferden bespannte Kutsche verzweifelt zu verteidigen, fielen Kayleigh, Mistle und Asse her. Ciri verspürte Enttäuschung und überwältigende Wut. Sie hatten ihr niemanden übriggelassen. Es sah so aus, als ob sie niemanden würde umbringen können.
    Doch es gab noch einen Reiter, der als Läufer vor der Kutsche geritten war, einen Leichtgepanzerten auf einem schnellen Pferd. Er hätte fliehen können, doch er floh nicht. Er kehrte um, ließ das Schwert in einer Mühle kreisen und preschte direkt auf Ciri zu.
    Sie ließ ihn herankommen, hielt sogar ihr Pferd ein wenig zurück. Als er in den Steigbügeln aufgerichtet zuschlug, ließ sie sich vom Sattel herabhängen, wich der Klinge geschickt aus, tauchte sofort wieder empor und stieß sich heftig vom Steigbügel ab. Der Reiter war schnell und geschickt, er konnte noch einmal zuschlagen. Diesmal parierte sie schräg; als das Schwert abglitt, traf sie den Reiter von unten her mit kurzem Hieb an der Hand, ließ das Schwert in einer Finte gegen sein Gesicht wirbeln, und als er instinktiv mit der Linken den Kopf deckte, drehte sie das Schwert geschickt in der Hand um und versetzte ihm einen Hieb unter die Achsel, wie sie es in Kaer Morhen stundenlang geübt hatte. Der Nilfgaarder rutschte vom Sattel, fiel, kam auf die Knie, heulte wild auf, versuchte mit heftigen Bewegungen das aus den durchschnittenen Arterien sprudelnde Blut einzudämmen. Ciri schaute ihm eine Zeitlang zu, wie üblich fasziniert vom Anblick eines Menschen, der fieberhaft und aus ganzer Kraft mit dem Tode kämpfte. Sie wartete, bis er verblutet war. Dann ritt

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