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Feuertaufe

Feuertaufe

Titel: Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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kümmern«, wiederholte Sabrina Glevissig. »Aber die Zukunft der Magie wird bestimmt vom Status der Zauberer. Von unserem Status. Unserer Bedeutung. Von der Rolle, die wir in der Gesellschaft spielen. Von Achtung, Wertschätzung und Glaubwürdigkeit, dem allgemeinen Glauben an unsere Nützlichkeit, daran, dass Magie unerlässlich ist. Die sich uns bietende Alternative dürfte einfach sein: entweder Verlust des Status und Isolation in Elfenbeintürmen oder Dienst. Dienst sogar auf einer Anhöhe von Sodden, sogar als Söldnerführerinnen ...«
    »Oder als Dienerinnen und Handlangerinnen?« Triss Merigold warf ihre schönen Haare zurück. »Mit gebeugtem Nacken, bereit, auf jeden Fingerzeig des Kaisers hin zu Diensten zu sein? Denn das ist die Rolle, die uns die Pax Nilfgaardiana zuteil werden lässt, wenn sie überall herrscht.«
    »Falls sie überall herrscht«, sagte Philippa mit Nachdruck. »Wir haben keine Alternative. Wir müssen dienen. Aber der Magie. Nicht Königen oder Kaisern, nicht ihrer heutigen Politik. Nicht der Sache der Rassenintegration, denn die unterliegt ebenfalls den heutigen politischen Zielen. Unser Konvent, liebe Damen, ist nicht zusammengerufen worden, damit wir uns an die heutige Politik und die tagtäglichen Änderungen der Frontlinie anpassen. Nicht, damit wir fieberhaft adäquate Lösungen für die gegebene Situation suchen und dabei wie ein Chamäleon die Hautfarbe wechseln. Die Rolle unserer Loge muss aktiv sein. Und ganz entgegengesetzt. Mit allen verfügbaren Mitteln verwirklicht.«
    »Wenn ich richtig verstehe« - Sheala de Tancarville hob den Kopf -, »agitierst du für eine aktive Einflussnahme auf den Gang der Ereignisse. Mit allen Mitteln. Auch widerrechtlichen?«
    »Von welchem Recht sprichst du? Von dem für die kleinen Leute? Von dem, das in den Gesetzbüchern steht, die wir sel ber erarbeitet und den königlichen Juristen diktiert haben? Uns verpflichtet nur ein einziges Recht. Unseres!«
    »Ich verstehe.« Die Zauberin aus Kovir lächelte. »Wirken wir also aktiv auf den Gang der Ereignisse ein. Wenn uns die Politik der Herrscher nicht passt, werden wir sie einfach ändern. Ja, Philippa? Oder vielleicht lieber gleich diese gekrönten Dummköpfe stürzen, sie entthronen und verjagen? Vielleicht gleich selbst die Macht übernehmen?«
    »Wir haben schon uns genehme Herrscher auf den Thron gesetzt. Unser Fehler bestand darin, dass wir nicht die Magie auf den Thron gesetzt haben. Niemals haben wir der Magie die absolute Macht gegeben. Es ist an der Zeit, diesen Fehler zu korrigieren.«
    »Du denkst natürlich an dich selbst?« Sabrina Glevissig beugte sich über den Tisch. »Natürlich auf dem Thron von Redanien? Ihre Hoheit Philippa die Erste? Mit Dijkstra als Prinzgemahl?«
    »Ich denke nicht an mich selbst. Ich denke nicht an das Königreich Redanien. Ich denke an ein großes Königreich des Nordens, zu dem sich das heutige Königreich Kovir entwickeln wird. Ein Imperium, welches an Macht Nilfgaard ebenbürtig sein wird, wodurch die gegenwärtig schwankende Waage der Welt ins Gleichgewicht kommt. Ein Imperium, das von der Magie regiert wird, die wir auf den Thron bringen werden, indem wir den Erben des Throns von Kovir mit einer Magierin verheiraten. Ja, ihr hört richtig, liebe Konsorores, und ihr schaut in die richtige Richtung. Hier an diesen Tisch, auf diesen leeren Platz werden wir die zwölfte Zauberin der Loge setzen. Und dann setzen wir sie auf den Thron.«
    Das eintretende Schweigen wurde von Sheala de Tancarville gebrochen. »Ein in der Tat ehrgeiziges Projekt«, sagte sie mit einem Hauch Spott in der Stimme. »In der Tat unser aller würdig, wie wir hier sitzen. Es rechtfertigt die Bildung solch eines Konvents vollauf. Schließlich sind weniger hochfahrende Aufgaben unter unserer Würde, solche, die immerhin am Rande von Realität und Ausführbarkeit liegen. Nein, nein, da stellen wir uns lieber von vornherein ganz und gar unlösbare Aufgaben.«
    »Wieso unlösbar?«
    »Verschone uns, Philippa«, sagte Sabrina Glevissig. »Keiner der Könige wird jemals eine Zauberin heiraten, keine Gesellschaft wird eine Zauberin auf dem Thron akzeptieren. Dem steht uraltes Herkommen entgegen. Dieses Herkommen ist vielleicht unklug, aber es ist Tatsache.«
    »Es gibt auch«, fügte Margarita Laux-Antille hinzu, »Hindernisse von, wie ich sagen würde, technischer Art. Die Person, die man mit dem Hause Kovir in Verbindung bringen könnte, müsste eine Reihe von Bedingungen erfüllen,

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