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Feuertaufe

Feuertaufe

Titel: Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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sie fort, ohne sich umzuschauen.
    Der Hinterhalt war vorüber. Die Eskorte war bis auf den letzten Mann niedergemacht. Asse und Reef hielten die Kutsche an, indem sie die Zäume der beiden Riemenpferde ergriffen. Der vom rechten Riemenpferd heruntergestoßene Vorreiter, ein junger Bursche in einer bunten Livree, kniete am Boden, weinte und bat um Erbarmen. Der Kutscher hatte die Zügel fallen lassen und bettelte ebenfalls um Gnade, die Hände wie zum Gebet gefaltet. Giselher, Flamme und Mistle kamen im Galopp zur Kutsche, Kayleigh sprang vom Pferd und riss die Tür auf. Ciri ritt näher heran, saß ab, noch immer das blutige Schwert in der Hand.
    In der Kutsche saßen eine dicke Matrone mit Roberonde und Haube, die ein junges und entsetzlich blasses Mädchen in einem schwarzen, bis zum Hals zugeknöpften Kleid mit einem Gipürekragen umarmte. An dem Kleid war, wie Ciri feststellte, eine Gemme befestigt. Eine sehr hübsche.
    »Das sind vielleicht schöne Pferdchen!«, rief Flamme, während sie das Gespann betrachtete. »So hübsch gescheckt, wie gemalt! Für die vier kriegen wir etliche Florins!«
    »Und die Kutsche« - Kayleigh grinste die Frau und das Mädchen an -, »werden der Kutscher und der Vorreiter in die Stadt ziehen, nachdem sie sich das Geschirr angelegt haben. Und wenn's bergauf geht, werden die beiden Dämchen helfen!«
    »Meine Herren Räuber!«, stöhnte die Matrone in der Roberonde, die das Grinsen Kayleighs sichtlich mehr ängstigte als der blutige Stahl in Ciris Hand. »Ich appelliere an Eure Ehre! Ihr werdet doch nicht diesem jungen Fräulein Schande antun!«
    »He, Mistle«, rief Kayleigh mit einem spöttischen Lächeln. »Hier wird, wie ich höre, an deine Ehre appelliert!«
    »Halt den Mund.« Giselher, noch immer im Sattel, runzelte die Stirn. »Niemand findet deine Spaße komisch. Und beruhige dich, Frau. Wir sind die Ratten. Wir kämpfen nicht mit Weibern und tun ihnen nichts. Reef, Flamme, spannt die Zugpferde aus! Mistle, fang die Reitpferde ein! Und weg hier!«
    »Wir, die Ratten, kämpfen nicht mit Weibern.« Wieder bleckte Kayleigh die Zähne, den Blick auf das erbleichte Gesicht des Mädchens in dem schwarzen Kleid gerichtet. »Wir vergnügen uns nur manchmal mit ihnen, wenn sie Lust haben. Hast du welche, Fräuleinchen? Juckt es dich nicht vielleicht zwischen den Beinen? Na, du brauchst dich nicht zu schämen. Es reicht, wenn du nickst.«
    »Mehr Respekt!«, schrie mit sich überschlagender Stimme die Dame in der Roberonde. »Wie kannst du es wagen, so mit einer hochwohlgeborenen Baronesse zu reden, Herr Räuber!«
    Kayleigh lachte brüllend, worauf er sich übertrieben verbeugte. »Bitte um Vergebung. Nichts für ungut. Man wird doch noch fragen dürfen.«
    »Kayleigh!«, rief Flamme. »Komm her! Was trödelst du da? Hilf mir, die Pferde auszuspannen. Falka! Beweg dich!«
    Ciri wandte den Blick nicht von dem Wappen auf der Kutschentür, einem silbernen Einhorn im schwarzen Feld. Ein Einhorn, dachte sie. Ich habe einmal so ein Einhorn gesehen ... Wann? Im anderen Leben? Oder war es vielleicht nur ein Traum?
    »Falka! Was ist mit dir?«
    Ich bin Falka. Aber ich war es nicht immer. Nicht immer.
    Sie gab sich einen Ruck, presste die Lippen zusammen. Ich war schlecht zu Mistle, dachte sie. Ich habe sie gekränkt. Ich muss sie irgendwie um Verzeihung bitten.
    Sie stellte einen Fuß aufs Trittbrett der Kutsche, den Blick auf die Gemme auf dem Kleid des blassen Mädchens gerichtet. »Gib das her«, sagte sie kurz.
    »Wie kannst du es wagen?«, empörte sich die Matrone. »Weißt du, zu wem du sprichst? Das ist die hochwohlgeborene Baronesse Casadei!«
    Ciri schaute sie an, vergewisserte sich, dass niemand sie hörte.
    »Eine Baronesse?«, zischte sie. »Ein niederer Titel. Und selbst wenn das junge Ding eine Comtesse wäre, müsste sie vor mir einen Knicks machen, dass das Hinterteil nahe am Boden und der Kopf schön tief wäre. Gib die Brosche her! Worauf wartest du? Soll ich sie dir zusammen mit dem Korsett abreißen?«
     
    Der Stille, die nach der Mitteilung Philippas am Tisch eintrat, folgte alsbald ein Stimmengewirr. Die Magierinnen äußerten wild durcheinander Verwunderung und Unglauben, verlangten Erklärungen. Viele wussten zweifellos eine Menge über jene als Königin des Nordens vorgesehene Cirilla oder Ciri, andere hatten von ihr gehört, wussten aber weniger. Fringilla Vigo wusste nichts, hatte aber einen Verdacht und verlor sich in Vermutungen, die hauptsächlich um ein

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