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Feuertaufe

Feuertaufe

Titel: Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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Weib wurde zusammen mit ihrer einjährigen Tochter Falka nach Kovir zurückgeschickt. Und bald geriet die eine wie die andere in Vergessenheit.
    Falka«, fuhr nach einem Augenblick Enid an Gleanna fort, »brachte sich mit fünfundzwanzig Jahren in Erinnerung, indem sie einen Aufruhr anzettelte und angeblich mit eigener Hand den Vater, Cerro und zwei Halbbrüder umbrachte. Der bewaffnete Aufstand brach zunächst als der von einem Teil des temerischen und kovirischen Adels unterstützte Kampf der rechtmäßigen Erstgeborenen um den ihr gebührenden Thron aus, wandelte sich aber bald zu einem Bauernkrieg von riesiger Ausbreitung. Beide Seiten erlaubten sich makabre Grausamkeiten. Falka ist als blutrünstiger Dämon in die Legenden eingegangen; wahrscheinlicher ist, dass sie einfach nicht mehr Herrin der Lage war, auch nicht der immer neuen Losungen, die die Aufständischen auf ihre Fahnen schrieben. Tod den Königen, Tod den Zauberern, Tod den Priestern, dem Adel, den Reichen und den Herren, bald schon Tod allem, was da lebt, denn der vom Blute trunkene Pöbel war nicht mehr zu bändigen. Die Rebellion begann auf andere Länder überzugreifen...«
    »Die Nilfgaarder Historiker haben darüber geschrieben«, warf Sabrina Glevissig mit deutlichem Spott ein. »Und Frau Assire und Frau Vigo haben es zweifelsohne gelesen. Mach es kürzer, Francesca. Komm zu Riannon und den Drillingen von Houtborg.«
    »Bitte sehr. Riannon, die von Cerro adoptierte Tochter Lara Dorrens, nun schon die Frau Goidemars, des Königs von Temerien, wurde zufällig von Falkas Aufständischen ergriffen und im Schloss Houtborg gefangengesetzt. Zum Zeitpunkt der Gefangennahme war sie schwanger. Das Schloss hielt sich noch lange nach der Niederschlagung des Aufstandes und der Hinrichtung Falkas, doch schließlich nahm Goidemar es im Sturm und befreite seine Frau. Mit drei Kindern, zwei Mädchen, die schon laufen konnten, und einem Jungen, der es gerade lernte. Riannon war in geistige Umnachtung verfallen. Der vor Zorn rasende Goidemar ließ alle Gefangenen auf die Folter spannen, und aus den von Geheul unterbrochenen Fragmenten der Geständnisse ergab sich ein erkennbares Bild.
    Falka, die ihre Schönheit eher von der elfischen Großmutter als von der Mutter geerbt hatte, bedachte alle ihre >Hauptleute<, vom Adel bis zu gewöhnlichen Bandenführern und Schlagetoten, freigiebig mit ihren Reizen, um sich so ihrer Treue und Loyalität zu versichern. Schließlich wurde sie schwanger und brachte ein Kind zur Welt, genau zur selben Zeit, als die in Houtborg gefangene Riannon Zwillinge bekam. Falka befahl, ihren Säugling zu den Kindern Riannons zu legen. Wie sie sich wohl ausdrückte, seien nur Königinnen der Ehre würdig, ihren Bankerten als Ammen zu dienen, und dieses Schicksal werde alle gekrönten Weibchen in der neuen Ordnung erwarten, die sie, Falka, nach dem Sieg errichten werde.
    Das Problem bestand darin, dass niemand, auch nicht Riannon, wusste, welches von den dreien das Kind Falkas war. Es wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit angenommen, es sei eins der Mädchen, denn Riannon hatte anscheinend ein Mädchen und einen Jungen zur Welt gebracht. Ich wiederhole, anscheinend, denn entgegen den hochtrabenden Erklärungen Falkas waren die Kinder von gewöhnlichen Bauernammen gestillt worden. Als Riannon endlich von ihrer Verwirrung geheilt war, erinnerte sie sich an fast nichts. Ja, sie hatte geboren. Ja, man hatte ihr ab und zu Drillinge ans Bett gebracht und gezeigt. Weiter nichts.
    Da ließ man Zauberer kommen, damit sie die drei Kinder untersuchten und feststellten, wer wer war. Goidemar war derart voreingenommen, dass er gedachte, nach der Entdeckung von Falkas Bankert das Kind hinrichten zu lassen, und zwar öffentlich. Das konnten wir nicht zulassen. Nach der Niederschlagung des Aufstandes wurden an den gefangenen Rebellen unsägliche Gräuel verübt, dem musste schließlich ein Ende bereitet werden. Die Hinrichtung eines noch nicht zweijährigen Kindes, könnt ihr euch das vorstellen? Dann wären erst Legenden entstanden! Es war ohnehin schon das Gerücht aufgekommen, Falka selbst sei durch den Fluch Lara Dorrens als Ungeheuer geboren worden, was natürlich Unsinn war - Falka kam zur Welt, ehe Lara Cregennan auch nur kennenlernte. Aber niemand hatte rechte Lust, die Jahre zu zählen. Pamphlete und abstruse Dokumente wurden in aller Stille sogar an der Akademie von Oxenfurt geschrieben und veröffentlicht. Ich komme jedoch auf die Untersuchungen

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