Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuertaufe

Feuertaufe

Titel: Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
Vom Netzwerk:
Thanedd auf einander feindlichen Seiten gestanden hatten, daher wunderte sie sich keineswegs über die Antipathien, die am Tisch in Form bissiger Bemerkungen an die Adresse Yennefers spürbar wurden. Es bahnte sich ein Zank an, dem jedoch Philippa Eilhart zuvorkam, indem sie ohne Zeremonie mit der flachen Hand auf den Tisch schlug, dass die Pokale und Kelche klirrten.
    »Genug!«, schrie sie. »Sei still, Sabrina! Lass dich nicht provozieren, Francesca! Genug von Thanedd und Garstang! Das ist Geschichte!«
    Geschichte, dachte Fringilla mit einem überraschenden Gefühl von Bedauern. Aber Geschichte, auf die sie, wenngleich in verschiedenen Lagern, Einfluss hatten. Sie zählten. Sie wussten, was sie taten und wozu. Wir aber, die kaiserlichen Zauberinnen, wissen nichts. Wir sind praktisch wie Handlangerinnen, dachte sie, die wissen, was man ihnen aufgetragen hat, aber nicht, warum. Gut, dachte sie, dass diese Loge zustande kommt. Weiß der Teufel, wie das enden wird, aber es ist gut, dass es beginnt.
    »Fahr fort, Yennefer«, forderte Philippa sie auf.
    »Ich habe weiter nichts zu sagen.« Die schwarzhaarige Zauberin presste die Lippen zusammen. »Ich wiederhole, dass Tissaia de Vries mir aufgetragen hatte, Ciri nach Garstang zu bringen.«
    »Am einfachsten ist es, alles auf die zu schieben, die nicht mehr am Leben sind«, knurrte Sabrina Glevissig, doch Philippa brachte sie mit einer heftigen Geste zum Schweigen.
    »Ich wollte mich nicht in das einmischen, was nachts in Aretusa geschehen ist«, fuhr Yennefer fort, blass und sichtlich nervös. »Ich wollte Ciri nehmen und von Thanedd fliehen. Doch Tissaia hat mich überzeugt, dass das Erscheinen des Mädchens in Garstang für viele ein Schock sein und ihre in Trance ausgesprochene hellseherische Prophezeiung den Konflikt abwenden würde. Ich schiebe die Schuld nicht auf sie, denn ich dachte ähnlich. Wir haben beide einen Fehler gemacht. Meiner war jedoch größer. Hätte ich Ciri in der Obhut Ritas gelassen ...«
    »Was geschehen ist, macht niemand ungeschehen«, unterbrach sie Philippa. »Ein Fehler kann jedem unterlaufen. Sogar Tissaia de Vries. Wann hatte Tissaia Ciri zum ersten Mal gesehen?«
    »Drei Tage vor Beginn der Zusammenkunft«, sagte Margarita Laux-Antille. »In Gors Velen. Und da habe auch ich sie kennengelernt. Und sobald ich sie erblickte, sah ich, dass das ein ungewöhnliches Persönchen ist!«
    »Ein ungewöhnlich ungewöhnliches«, ließ sich Ida Emean aep Sivney vernehmen, die bislang geschwiegen hatte. »Denn in ihr hat sich das Erbe ungewöhnlichen Blutes konzentriert. Hen Ichaer, das Ältere Blut. Genetisches Material, das der Trägerin ungewöhnliche Fähigkeiten verheißt. Das die große Rolle verheißt, die sie spielen wird. Spielen muss.«
    »Weil es die Legenden, Mythen und Prophezeiungen der Elfen so wollen?«, fragte Sabrina Glevissig ironisch. »Die ganze Sache ist mir von Anfang an wie ein Märchen oder eine Phantasterei vorgekommen! Jetzt habe ich keinen Zweifel mehr. Verehrte Damen, ich schlage vor, dass wir uns zur Abwechslung mit etwas Ernstem, Vernünftigem und Realem befassen.«
    »Ich verneige mich vor der nüchternen Rationalität, die die Kraft eurer Rasse ist und die Quelle ihrer großen Vorzüge.« Ida Emean deutete ein Lächeln an. »Hier jedoch, inmitten von Personen, die sich einer Kraft bedienen können, welche nicht immer rational zu analysieren und zu erklären ist, scheint es mir etwas unangebracht, die Prophezeiungen der Elfen leichthin abzutun. Unsere Rasse ist nicht so rational und schöpft nicht aus der Rationalität ihre Kraft. Dennoch existiert sie seit etlichen zehntausend Jahren.«
    »Das Älteres Blut genannte genetische Material, von dem wir sprechen, hat sich jedoch als etwas weniger dauerhaft erwiesen«, bemerkte Sheala de Tancarville. »Selbst die Legenden und Prophezeiungen der Elfen, die ich keineswegs leichthin abtue, betrachten das Ältere Blut als vollständig vernichtet, ausgestorben. Die Letzte, die es in ihren Adern hatte, war Lara Dorren aep Shiadhal. Wir alle kennen die Legende von Lara Dorren und Cregennan von Lod.«
    »Nicht alle«, erklärte Assire var Anahid, die sich zum ersten Mal zu Wort meldete. »Ich habe eure Mythologie nur flüchtig studiert und kenne diese Legende nicht.«
    »Das ist keine Legende«, sagte Philippa Eilhart. »Das ist eine wahre Geschichte. Unter uns ist auch eine, die nicht nur die Geschichte von Lara und Cregennan hervorragend kennt, sondern auch ihre Folgen, und

Weitere Kostenlose Bücher