Feuertaufe
diese werden gewiss alle interessieren. Ich bitte dich, das Wort zu ergreifen, Francesca.«
»Aus dem, was du sagst« - die Elfenkönigin lächelte -, »folgt, dass du den Fall nicht schlechter kennst als ich.«
»Das will ich nicht ausschließen. Trotzdem bitte ich dich um den Vortrag.«
»Um meine Offenheit und Loyalität gegenüber der Loge auf die Probe zu stellen.« Enid an Gleanna nickte. »Gut. Ich bitte die Damen, sich bequem hinzusetzen, denn die Erzählung wird nicht kurz sein.«
»Die Geschichte von Lara und Cregennan ist eine wahre Geschichte, die jedoch gegenwärtig derart von Märchenornamenten überwuchert ist, dass man sie kaum noch erkennt. Es bestehen auch enorme Abweichungen zwischen der Menschen- und der Elfenversion, in beiden klingen Chauvinismus und Rassenhass an. Daher übergehe ich auch die Verzierungen und beschränke mich auf die trockenen Fakten. Alsdann, Cregennan von Lod war ein Zauberer, Lara Dorren aep Siadhal eine Elfenmagierin, eine Aen Saevherne, eine Wissende, eine der selbst für uns Elfen rätselhaften Trägerinnen des Hen Ichaer, des Älteren Blutes. Die Freundschaft und später die Liebesbeziehung der beiden wurde anfangs von beiden Rassen mit Freude begrüßt, bald jedoch tauchten Feinde auf, entschiedene Gegner einer Verbindung von Menschen- und Elfenmagie. So fanden sich sowohl unter den Elfen als auch unter den Menschen solche, die das als Verrat betrachteten. Es gab auch einige heute nicht mehr klare Konflikte persönlicher Natur, Eifersucht und Neid. Kurzum: Im Ergebnis eines Ränkespiels wurde Cregennan ermordet. Lara Dorren, verfolgt und zu Tode gehetzt, starb an Erschöpfung in irgendeiner Einöde, während sie eine Tochter zur Welt brachte. Das Mädchen wurde durch ein Wunder gerettet. Es wurde von Cerro, der Königin von Redanien, an Kindes statt angenommen.«
»Von dem Fluch geängstigt, den Lara gegen sie geschleudert hatte, nachdem Cerro ihr die Hilfe verweigert und sie in den Frost hinausgetrieben hatte«, warf Keira Metz ein. »Wenn sie nicht das Kind angenommen hätte, sollte grässliches Unglück über sie und ihr ganzes Geschlecht kommen ...«
»Das sind genau die Märchenornamente, auf die Francesca verzichtet hat«, fiel ihr Philippa Eilhart ins Wort. »Halten wir uns an die Fakten.«
»Die prophetischen Fähigkeiten der Wissenden vom Älteren Blute sind Fakten«, sagte Ida Emean und hob den Blick zu Philippa. »Und das in allen Versionen der Legende wiederkehrende Motiv der Prophezeiung gibt zu denken.«
»Das tut es bis heute und hat es seinerzeit getan«, bestätigte Francesca. »Die Gerüchte um den Fluch Laras verstummten nicht, man erinnerte sich ihrer sogar noch nach siebzehn Jahren, als das von Cerro adoptierte Mädchen, das Riannon genannt wurde, zu einem Fräulein heranwuchs, dessen Schönheit sogar die legendäre Schönheit der Mutter in den Schatten stellte. Die an Kindes statt angenommene Riannon trug den offiziellen Titel einer Prinzessin von Redanien, und es interessierten sich viele Herrscherhäuser für sie. Als Riannon unter vielen Bewerbern schließlich Goidemar erwählte, den jungen König von Temerien, fehlte nicht viel, und die Gerüchte von dem Fluch hätten die Heirat vereitelt. Mit wahrlich vervielfachter Kraft verbreiteten sich die Gerüchte jedoch drei Jahre nach der Hochzeit von Goidemar und Riannon unter dem Volk. Während der Rebellion Falkas.«
Fringilla, die weder von Falka noch von ihrer Rebellion jemals gehört hatte, hob die Brauen. Francesca bemerkte es.
»Für die nördlichen Reiche«, erklärte sie, »war das ein tragisches und blutiges Ereignis, an das die Erinnerung bis heute lebendig ist, obwohl über hundert Jahre vergangen sind. In Nilfgaard, zu dem der Norden damals fast keine Kontakte hatte, ist die Angelegenheit sicherlich nicht bekannt, deshalb erlaube ich mir, kurz bestimmte Tatsachen zu erwähnen. Falka war die Tochter Vridanks, des Königs von Redanien. Aus der Ehe, die er auflöste, als ihm die schöne Cerro ins Auge fiel, dieselbe, die später das Kind Laras adoptierte. Es ist ein Dokument erhalten, das ausschweifend und umständlich die Gründe für die Scheidung anführt, aber erhalten hat sich auch ein vielsagenderes kleines Porträt von Vridanks erster Frau, einer kovirischen Adligen, zweifellos einer Halbelfe, doch mit deutlichem Überwiegen der menschlichen Züge. Die Augen einer wahnsinnigen Einsiedlerin, die Haare einer Wasserleiche und der Mund einer Eidechse. Kurzum: Das hässliche
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