Feuertaufe
Elfen und mit Kaedwen in Teile zerlegt habt, obwohl von Lyrien kein lapis super lapidem geblieben ist, habt ihr diese Königreiche voreilig von der Karte der Welt gestrichen. Voreilig, Euer Exzellenz. Doch dies sind nicht Zeit und Ort, um darüber zu diskutieren. Soll Francesca Findabair vorerst die Königin mimen, die Zeit der Gerechtigkeit wird kommen. Aber was ist mit den anderen Aufständischen und Organisatoren des Anschlags auf König Wisimir? Was ist mit Vilgefortz von Roggeveen, was mit Yennefer von Vengerberg? Es besteht Grund zu der Annahme, dass sie nach dem Scheitern des Putsches beide nach Nilfgaard geflohen sind.«
»Ich versichere« - der Botschafter hob den Kopf -, »dass dem nicht so ist. Und wenn es dazu kommen sollte, so garantiere ich, dass sie der Strafe nicht entgehen werden.«
»Nicht euch gegenüber haben sie sich schuldig gemacht, nicht euch obliegt es also, sie zu bestrafen. Den aufrichtigen Wunsch nach Gerechtigkeit, die ja das fundamentum regnorum ist, würde Kaiser Emhyr unter Beweis stellen, indem er uns die Verbrecher auslieferte.«
»Man kann Eurem Wunsch die Berechtigung nicht absprechen«, gab Shilard Fitz-Oesterlen zu und täuschte ein bekümmertes Lächeln vor. »Die genannten Personen befinden sich jedoch nicht im Kaiserreich, dies primo. Secundo, selbst wenn sie uns unterkämen, besteht ein Impediment. Eine Auslieferung erfolgt aufgrund eines Gerichtsurteils, das in diesem Fall vom kaiserlichen Rat zu fällen wäre. Beachtet, Euer Hochwohlgeboren, dass der Abbruch der diplomatischen Beziehungen durch Redanien ein feindseliger Akt ist, und man kann schwerlich damit rechnen, dass der Rat für die Auslieferung von Asyl suchenden Personen stimmt, wenn die Auslieferung von einem feindseligen Land verlangt wird. Das wäre ein Fall ohne jede Präzedenz ... Es sei denn ...« »Es sei denn was?«
»Man schüfe solch einen Präzedenzfall.« »Ich verstehe nicht.«
»Wenn das Königreich Redanien bereit wäre, dem Kaiser seinen Untertanen auszuliefern, einen hier festgesetzten gemeinen Verbrecher, dann hätten der Kaiser und sein Rat Anlass, diese Geste guten Willens zu erwidern.«
Dijkstra schwieg lange, er machte den Eindruck, er döse vor sich hin oder denke nach. »Um wen handelt es sich?«
»Der Name des Verbrechers ...« Der Botschafter tat so, als versuche er sich zu erinnern, schließlich holte er aus einem Mäppchen aus Saffianleder ein Dokument hervor. »Verzeiht, memoria fragilis est... Ich hab's. Ein gewisser Cahir Mawr Dyffryn aep Ceallach. Gegen ihn liegen schwere Anschuldigungen vor. Er wird wegen Mordes gesucht, Fahnenflucht, raptus puellae, Vergewaltigung, Diebstahl und Urkundenfälschung. Vor dem Zorn des Kaisers ist er ins Ausland geflohen.«
»Nach Redanien? Da hat er sich einen weiten Weg gesucht.«
»Euer Hochwohlgeboren«, sagte Shilard Fitz-Oesterlen mit einem leichten Lächeln, »beschränken Ihre Interessen ja nicht auf Redanien. Ich habe nicht den Schatten eines Zweifels, dass, sollte dieser Verbrecher in irgendeinem der verbündeten Königreiche ergriffen werden, Euer Hochwohlgeboren davon aus den Berichten Eurer zahlreichen... Bekannten erfahren würden.«
»Wie, sagtet Ihr, heißt dieser Verbrecher?«
»Cahir Mawr Dyffryn aep Ceallach.«
Dijkstra schwieg lange und tat so, als suche er in seiner Erinnerung.
»Nein«, sagte er schließlich. »Es wurde niemand dieses Namens verhaftet.«
»Wirklich nicht?«
»Meine memoria pflegt in solchen Dingen nicht fragilis zu sein. Es tut mir leid, Exzellenz.«
»Mir ebenfalls«, erwiderte Shilard Fitz-Oesterlen in eisigem Ton. »Zumal eine wechselseitige Auslieferung von Verbrechern unter diesen Umständen nicht durchzuführen sein dürfte. Ich werde Euer Gnaden nicht länger zur Last fallen. Ich wünsche Gesundheit und Erfolg.«
»Gleichfalls. Lebt wohl, Exzellenz.«
Der Botschafter ging aus dem Zimmer, nachdem er ein paar komplizierte förmliche Verbeugungen ausgeführt hatte.
»Leck mich am sempiternum meam, Schlauberger«, murmelte Dijkstra und kreuzte die Arme vor der Brust. »Ori! Komm raus!«
Rot angelaufen vom lange unterdrückten Krächzen und Husten trat der Sekretär hinter der Portiere hervor.
»Sitzt Philippa immer noch in Montecalvo?«
»Ja, ä-häm. Bei ihr sind die Damen Laux-Antille, Merigold und Metz.«
»In ein, zwei Tagen bricht der Krieg aus, jeden Augenblick kann die Grenze an der Jaruga in Flammen stehen, und die haben sich in irgendeinem Schlösschen in der Wildnis eingesponnen!
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