Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuertaufe

Feuertaufe

Titel: Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
Vom Netzwerk:
verstummte, gab mit der behandschuhten Rechten ein Zeichen. Ein in der Nähe stehender Scioa'tael hob ein nicht besonders großes Lägel aus Birkenrinde vom Erdboden an. Aus dem Lägel drang ein süßlicher Geruch.
    »Ich habe Nilfgaard als einen Verbündeten angesehen und tue es immer noch«, wiederholte der Elf mit der Narbe. »Darum habe ich es zunächst nicht geglaubt, als mich mein Informant warnte, dass mir ein Hinterhalt gelegt werden solle. Dass man mir auftragen werde, mich unter vier Augen mit einem Abgesandten Nilfgaards zu treffen, und dass ich, wenn ich käme, gefangengenommen würde. Ich habe den eigenen Ohren nicht getraut, doch da ich von Natur aus vorsichtig bin, kam ich etwas früher zu dem Treffen und nicht allein. Wie groß war meine Verwunderung und Enttäuschung, als sich zeigte, dass mich am Ort des geheimen Treffens anstatt eines Abgesandten sechs Häscher erwarteten, ausgerüstet mit einem Fischernetz, Fesseln, einer Lederhaube mit einem Knebel und einer Jacke mit Riemen und Schnallen. Eine Ausrüstung, würde ich sagen, wie sie von eurem Aufklärungsdienst standardmäßig für Entführungen benutzt wird. Der Aufklärungsdienst Nilfgaards hatte den Wunsch, mich, Faoiltiarna, lebendig irgendwohin zu bringen, geknebelt und in einer Zwangsjacke. Eine rätselhafte Sache, würde ich sagen. Die nach Klärung verlangt. Ich bin froh, dass sich wenigstens einer der mir auflauernden Häscher, zweifellos ihr Anführer, lebendig hat ergreifen lassen und imstande sein wird, mir Erklärungen zu geben.«
    Struycken biss die Zähne zusammen und wandte den Kopf ab, um nicht auf das zerfetzte Gesicht des Elfs blicken zu müssen. Er schaute lieber auf das Lägel aus Birkenrinde, an dem zwei Wespen summten.
    »Jetzt also«, fuhr Faoiltiarna fort und wischte sich den verschwitzten Hals mit einem Tuch ab, »werden wir uns unterhalten, Herr Entführer. Um die Konversation zu erleichtern, will ich ein paar Einzelheiten klarstellen. In diesem Lägel dort befindet sich Ahornsirup. Wenn unsere Unterredung nicht im Geiste wechselseitigen Einvernehmens und größtmöglicher Offenheit verläuft, werden wir dir mit besagtem Sirup reichlich den Kopf einschmieren. Unter besonderer Berücksichtigung von Augen und Ohren. Dann werden wir dich auf einem Ameisenhaufen ablegen, da, auf dem dort, auf dem die sympathischen und arbeitsamen Insekten umherlaufen. Ich merke an, dass sich die Methode schon bei mehreren Dh'oine und Aan'brengar bewährt hat, die es mir gegenüber an Entgegenkommen und Offenheit haben fehlen lassen.«
    »Ich stehe in kaiserlichen Diensten!«, schrie der Agent, bleich geworden. »Ich bin Offizier der kaiserlichen Sonderdienste, ich unterstehe Vattier de Rideaux, dem Vicomte Eiddon! Ich heiße Jan Struycken! Ich protestiere ...«
    »Wie es sich unglücklicherweise trifft«, fiel ihm der Elf ins Wort, »haben die hiesigen roten Waldameisen, die ganz scharf auf Ahornsirup sind, noch nie etwas von Herrn de Rideaux gehört. Beginnen wir. Wer den Befehl erteilt hat, mich zu entführen, werde ich nicht fragen, denn das ist klar. Meine erste Frage lautet daher: Wohin sollte ich gebracht werden?«
    Der Nilfgaarder Agent wand sich in den Fesseln, schüttelte den Kopf, denn es kam ihm so vor, als ob die Ameisen ihm schon über die Wangen krochen. Doch er schwieg.
    »Na denn«, brach Faoiltiarna das Schweigen und gab dem Elf bei dem Lägel ein Zeichen. »Einschmieren.«
    »Ich sollte Euch nach Verden transportieren, ins Schloss Nastrog!«, schrie Struycken auf. »Auf Befehl von Herrn de Rideaux!«
    »Danke. Was erwartete mich in Nastrog?« »Ein Verhör...«
    »Wonach sollte ich befragt werden?«
    »Nach den Ereignissen auf Thanedd! Ich bitte Euch, löst mir die Fesseln! Ich werde alles sagen!«
    »Natürlich wirst du alles sagen«, seufzte der Elf und straffte sich. »Zumal wir den Anfang schon hinter uns haben, und der Anfang ist in solchen Dingen am schwersten. Fahren wir fort.«
    »Ich hatte den Befehl, Euch zu der Aussage zu zwingen, wo sich Vilgefortz und Rience verborgen halten! Und Cahir Mawr Dyffryn, der Sohn von Ceallach!«
    »Merkwürdig. Man stellt mir eine Falle, um mich nach Vilgefortz und Rience zu fragen? Was könnte ich über die wissen? Was könnte mich mit ihnen verbinden? Und mit Cahir liegt der Fall noch merkwürdiger. Den habe ich euch schließlich geschickt, wie ihr es euch gewünscht hattet. In Fesseln. Ist die Sendung etwa nicht bei euch angekommen?«
    »Die Einheit, die zum vereinbarten

Weitere Kostenlose Bücher