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Feuertaufe

Feuertaufe

Titel: Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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dich zurichten.«
    »Weiß der Teufel«, presste sie zwischen den Zähnen hervor, »was du für einer bist und was du mir willst. Aber danke für die Rettung. Und für meine Spitze. Und für diesen Schurken, auf den ich an der Lichtung so schlecht geschossen hab.«
    Der getretene, zusammengekrümmte Pferdedieb schluchzte krampfhaft und presste das Gesicht auf den Waldboden. Der Reiter schaute nicht zu ihm hin. Er sah Milva an.
    »Fang die Pferde ein«, sagte er. »Wir müssen so schnell wie möglich vom Fluss weg, die Armee durchkämmt die Wälder auf beiden Ufern.«
    »Wir müssen?« Sie verzog das Gesicht, senkte aber den Bogen. »Zusammen? Und seit wann sind wir unseresgleichen? Oder Gefährten?«
    »Ich erkläre es dir« - er wendete sein Pferd, griff nach den Zügeln des kastanienbraunen Hengstes -, »wenn du mir Zeit lässt.«
    »Das ist es ja gerade, dass ich keine Zeit hab. Der Hexer und die anderen...«
    »Ich weiß. Aber wir retten sie nicht, wenn wir uns töten oder gefangennehmen lassen. Greif dir die Pferde, und wir fliehen ins Dickicht. Beeil dich!«
     
    Er heißt Cahir, erinnerte sich Milva, während sie den seltsamen Gefährten beäugte, mit dem sie zusammen in einer Stubbenhöhle sitzen musste. Der sonderbare Nilfgaarder, der immerzu erzählt, dass er kein Nilfgaarder ist. Cahir.
    »Wir dachten, du bist getötet worden«, murmelte sie. »Der Braune kam ohne Reiter...«
    »Ich hatte ein kleines Abenteuer«, erwiderte er trocken. »Mit drei Räubern, zugewachsen wie Werwölfe. Sie fielen mich aus einem Hinterhalt an. Das Pferd floh. Die Räuber schafften das nicht, doch sie waren zu Fuß. Ehe ich ein neues Reittier auftreiben konnte, lag ich weit hinter euch zurück. Erst heute Morgen habe ich euch eingeholt. Direkt vor dem Lager. Ich bin flussabwärts geritten und habe am anderen Ufer gewartet. Ich wusste, dass ihr nach Osten reiten würdet.«
    Eins der im Erlendickicht verborgenen Pferde schnaubte, stampfte. Die Dämmerung brach an. Die Mücken summten aufdringlich dicht an den Ohren.
    »Es ist still im Wald«, sagte Cahir. »Die Truppen sind abgezogen. Die Schlacht ist vorbei.«
    »Das Gemetzel, wolltest du sagen.«
    »Unsere Kavallerie ...« Er stockte, räusperte sich. »Die kaiserliche Kavallerie hat einen Schlag gegen das Lager geführt, und da haben von Süden her eure Truppen angegriffen. Wahrscheinlich temerische.«
    »Wenn die Schlacht schon vorbei ist, müssen wir dorthin zurück. Den Hexer ausfindig machen, Rittersporn und die anderen.«
    »Es ist klüger, die Dunkelheit abzuwarten.«
    »Irgendwie unheimlich ist es hier«, sagte sie und fasste den Bogen fester. »Ein finsteres Gehölz, dass es einem kalt über den Rücken läuft. Es scheint still zu sein, aber immerzu raschelt was im Gebüsch... Der Hexer hat gesagt, dass es die Ghule zu Schlachtfeldern zieht... Und die Bauern haben von einem Fangpir gefaselt...«
    »Du bist nicht allein«, erwiderte er halblaut. »Allein ist es schlimmer.«
    »Wirklich.« Sie begriff, wovon er sprach. »Fast zwei Wochen reitest du uns hinterher, mutterseelenallein. Folgst uns nach, und überall ringsum sind deine Leute ... Wenn du auch, wie du behauptest, kein Nilfgaarder bist, sind das doch deine Leute. Hol mich der Teufel, wenn ich versteh... Statt zu deinen Leuten zurückzukehren, folgst du dem Hexer. Warum?«
    »Das ist eine lange Geschichte.«
     
    Als der hochgewachsene Scioa'tael sich über ihn beugte, kniff der zu einem Bündel verschnürte Struycken vor Angst die Augen zusammen. Es hieß, es gebe keine hässlichen Elfen, sie seien allesamt schön, würden so geboren. Vielleicht war der legendäre Anführer der Eichhörnchen auch schön geboren worden. Doch jetzt, da eine hässliche Narbe quer über sein Gesicht lief, die Stirn, Braue, Nase und Kinn verunstaltete, war von der den Elfen eigenen Schönheit nichts geblieben.
    Der Elf mit dem zerfetzten Gesicht setzte sich auf einen unweit liegenden Baumstamm.
    »Ich bin Isengrim Faoiltiarna«, sagte er und beugte sich abermals über den Gefangenen. »Seit vier Jahren kämpfe ich gegen die Menschen, seit drei Jahren führe ich die Kommandos. Ich habe meinen im Kampfe gefallenen Bruder begraben, vier Vettern, über vierzig Waffengefährten. Bei meinem Kampf sehe ich euren Kaiser als einen Verbündeten an, was ich viele Male bewiesen habe, indem ich euren Geheimdiensten Informationen übergeben, euren Agenten und Residenten geholfen, von euch bezeichnete Personen liquidiert habe.«
    Faoiltiarna

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