Feuerteufel - Die Geschichte Von Simeon Und Usher
Ich fahre Sie zum Doktor für eine Nachuntersuchung.
Vielleicht fällt Ihnen etwas ein, das auf reale Erlebnisse schließen lässt. Sie
können mir vertrauen.“ Der Kerl schien ihn mit seinem Blick hypnotisieren zu
wollen. Seine Augen waren von einem intensiven Braun, das Usher mochte.
Er willigte ein und stieg
nach dem endlosen Weg durch das Polizeirevier in den getarnten Dienstwagen. Ihm
taten alle Gräten weh. Vielleicht würde er später auf das Angebot, Kyle die
Erlebnisse zu erzählen, zurückkommen. Das Thema musste ihm wichtig sein, sonst
würde er Usher nicht durch die Gegend kutschieren. Ein Inspektor kümmerte sich
normalerweise wenig um solche Bagatellsachen.
„Danke fürs Fahren“,
sagte Usher zum Abschied. „Wenn ich mich an Einzelheiten erinnern sollte, melde
ich mich.“ Er klopfte auf das Autodach und ging in die Arztpraxis.
Im Wartezimmer bei Dr.
Powell war es zum Glück nicht voll. Usher fluchte verhalten, als er sah, wer
dort auf einem der alten Holzstühle saß.
„Hi.“ Der schottische
Küster des Minsters schaute ihn wenig begeistert an. Wie hieß der Kerl? Tristan
McGinty, richtig.
Amüsiert sah Usher, dass
er nicht besser aussah als er selbst. Auch Mr. Mac hatte ein geschwollenes
Gesicht, seine Nase war verkrustet und dick. Hoffentlich hatte er sie ihm nicht
gebrochen. Im Erstfall war er wieder in bester Schlägerform.
„Danke, dass du die
Anzeige fallen gelassen hast, Kumpel.“ Mit einem schiefen Lächeln hielt Usher
ihm seine Hand hin.
„Du hättest mich wegen
Körperverletzung belangen können“, entgegnete Tristan und schlug zögernd ein.
Eigentlich hatte er
recht, auf diesen Gedanken war Usher noch gar nicht gekommen. Als er sich sein
verbeultes Gegenüber ansah, musste er grinsen. „Au, verflucht!“
Tristan grinste nicht
weniger breit und drückte seine Hand fest. „Ich will die Geschichte mit dem
Dämon unbedingt vollständig hören. In meinem Lieblingspub, ich lade dich ein.“
„Okay.“
Es drängte Usher zwar, mit Simeon Kontakt aufzunehmen, um zu erfahren, wie es
ihm ging, aber das musste warten. Er mochte diesen Schotten.
Simeon hob müde den Kopf.
Wie gern hätte er jetzt Usher bei sich gehabt, der ihn nicht nur gut gepflegt
hätte, sondern auch seine Kraftreserven aufgeladen.
Der Kampf mit der Hydra hatte
ihn beinahe das Leben gekostet. Sie nahm seine Energie auf, wann immer er einen
Treffer landete. Seine Feuergeschosse zerstörten die Schlangenköpfe ihres
Medusenhauptes, doch es wuchsen zwei neue nach. Nur mit Mühe konnte er den
scharfen Zähnen ausweichen, die ihn zur gleichen Zeit aus unterschiedlichen
Richtungen angriffen. Simeon erschuf in höchster Not ein Portal und schlüpfte
hindurch, um seiner übermächtigen Gegnerin zu entkommen. Im Zickzack-Kurs war
er durch die Dimensionen geflohen. Er hatte Kriechtiere immer schon gehasst.
Nach längerer Zeit und
vielen Zwischenstationen landete er endlich in Ezrals Gebirgshöhle. Wie er es
erwartet hatte, war die Behausung verwaist, der Dämon hatte sich anderen Dingen
zugewandt. Aber hier konnte er verschnaufen.
Wenn die Hydra es auf ihn
abgesehen hatte, würde sie ihn aufspüren. Viel mehr Sorgen machte sich Simeon
jedoch um Usher. Er würde hoffentlich nicht in die Wohnung zurückkehren, denn
das Biest wollte noch immer seine Seele. Da sie seinen Aufenthaltsort kannte,
würde sie einfach durch ein Portal in Ushers Wohnung gelangen.
Das durfte nicht
geschehen. Simeon hatte lange darüber nachgedacht, ob die Hydra durch seine
Schuld auf Usher gestoßen war. Sie musste auf ihn aufmerksam geworden sein,
bevor er ihm die Tarnkappe verpasst hatte.
Vielleicht waren Usher
die Crawler doch direkt auf den Fersen gewesen und hatten die Information über
den Leckerbissen meistbietend verkauft. Zumindest wusste die Hydra, dass der
vermeintliche Mensch eine lohnende Mahlzeit war. Nur über freiwilligen Sex
konnte sie sich Ushers Energie einverleiben, darum hatte das Dämonenweib
versucht, ihn zu verführen.
Zumindest einen kleinen
Teil der strahlenden Seele hatte sich Simeon gesichert. Mehr hätte er auch
nicht vertragen, doch das hieß nicht, dass Usher für die Mächtigen zum Abschuss
freigegeben war.
Ein
Plan musste her. Simeon wollte seine Quelle nicht verlieren, die Spaß und
Nahrung aufs Prickelndste miteinander verband. Dafür würde er von seinen
Prinzipien abrücken müssen und Usher in Dinge einweihen, die er lieber
verschweigen wollte – denn sie waren auch gegen ihn wirksam. Shit!
Usher
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