Feuertod
direkt nach ihrer Ankunft im Orion-System entführt. Sie waren zu einem Treffen der Bewahrer geladen worden, um ihr weiteres Vorgehen zu besprechen.
Die Regierungen des Orion Paktes und des Rateri Protektorats waren offensichtlich nicht in der Lage, sie vor dem Schatten zu beschützen. Sie unternahmen auch nichts, um die in die gefallenen Systeme vorzudringen und herauszufinden, was der Schatten eigentlich war. Also brauchte es sie. Sie waren die letzte Bastion der Menschheit – und jetzt waren sie verraten worden.
Ihr eigener Anführer folterte sie seit Tagen, alle außer ihm selbst. Er hatte Harald Matursis Schreie gehört, hatte gehört, wie Kalyani ihren Folterern sexuelle Gefälligkeiten anbot, wenn sie sie dafür verschonen würden. Aber aus irgendeinem Grund verschonten sie ihn.
Warum? Was wollte Katsumi von ihm?
Vielleicht würde er ihm die Frage beantworten, denn er trat gerade durch die Tür.
„Guten Morgen Karil. Oder guten Abend? Ich vermute, du hast keine Ahnung, wie spät es eigentlich ist.“, für einen Moment trafen sich die Augen der beiden und Karil konnte die Leere sehen, die sie ausstrahlten, „Aber keine Sorge, dein Warten hat ein Ende. Denn die Ix sind beinahe da und ich habe Pläne für dich.“
Die Ix? Wovon zur Hölle faselt er? Ich…
Doch seine Gedanken fanden ein abruptes Ende als sein Gegenüber ein Messer hinter seinem Rücken hervorzog. Langsam ließ er es vor Karils Augen hin und her gleiten, dann griff er nach dem Gesicht des gefesselten Mannes und presste seine Wangen zusammen.
„Zeit, mir einen neuen Wirt zu nehmen.“, mit diesen Worten rammte er sich das Messer in Hals.
06. März 2270
Kriegsschiff
Hagner
– Im Esatris-System treibend
Nach einer gefühlten Ewigkeit war Ranai endlich in der Lage aufzustehen. Die Präsenz in ihrem Kopf hatte sich tief in die hinterste Ecke ihres Verstands zurückgezogen und machte keine Anstalten mehr, sich von dort wegzubewegen.
Versuche sie endgültig auszulöschen waren erfolglos geblieben, was Ranai noch immer zu schaffen machte.
Was ist, wenn die Präsenz nur so tut als wäre sie geschlagen? Muss ich mein Leben lang mit der Gefahr leben, dass sie plötzlich losschlägt?
Der Gedanke erschreckte Ranai. Was, wenn sie wirklich keinen Weg finden würde, die fremde Präsenz aus ihrem Kopf zu vertreiben? Sie war eine Agentin, das war kein Leben, in dem es sonderlich positiv war, wenn jemand all ihre Gedanken kannte. Sie brauchte Geheimnisse, brauchte Sicherheit.
Sie war korrumpiert. Sie war…
Wenn die Präsenz meine Gedanken lesen kann, dann kann ich auch ihre lesen.
Mit dieser Erkenntnis startete Ranai die mentale Schlacht erneut, aber diesmal nicht, um die Andere zu vernichten. Nein, sie wollte ein Loch in sie reißen und in ihr Innerstes vorstoßen. Ihre Gedanken für sich erobern.
Doch sie war nicht auf das vorbereitet, was sie dort fand.
14. März 2225
Im Orbit der Erde
Zora’dal’talos beobachtete aus der Kabine, die man ihr und mehreren anderen Hirachosa zugeteilt hatte, wie sich das nichts außerhalb des Schiffes plötzlich verzerrte. Im Körper eines weiblichen Setzät steckend, die nie einen Namen bekommen hatte, bevor der Hirachosa sie übernahm, spürte sie ein plötzliches ziehen in ihren drei Mägen, gefolgt von einem Gefühl der Übelkeit.
Doch was sie außerhalb der Kabine sehen konnte, ließ sie die Übelkeit schnell vergessen. Unter ihnen befand sich ein Planet, den sie noch nie zuvor gesehen hatte. Sie kannte Planeten allgemein nur aus den historischen Datenbanken der Ix, aus der Zeit bevor sie in die dimensionale Spalte verbannt worden waren, aber dennoch wusste sie, dass das was sie sah nicht normal war.
Die Atmosphäre des Planeten brannte. Für einen Moment konnte sie noch die Umrisse eines Kontinents durch die Flammen sehen, bevor der komplette Planet von ihnen verzehrt wurde. Ihr Blick war so fixiert auf das Inferno, dass sie beinahe verpasst hätte, wie der Mond des Planeten anfing zu glühen und dann langsam, beinahe in Zeitlupe, in ein Dutzend Teile zerbrach.
Was auch immer die Ix aus ihrer Verbannung befreit hatte, es hatte den Planeten und seinen Mond den Feuertod sterben lassen.
(16.01.2013 – 29.04.2013)
Nachwort
Eigentlich hatte ich gehofft, zwischen dem Schreiben des Buchs und seiner Veröffentlichung diesmal weniger Zeit zu verlieren, aber leider hat das nicht geklappt. Nachdem meine Korrekturleser keine Zeit hatten, musste ich mir
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