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Feurige Küsse

Feurige Küsse

Titel: Feurige Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Calaverno
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keine suchenden Köpfe. Wir drei schienen die Einzigen zu sein, die noch wach waren. Ich bemühte mich, ruhig und gleichmäßig tief zu atmen, aber es war unnötig. Die beiden achteten überhaupt nicht auf eventuelle Zuschauer.
    Er griff in ihre langen Haare und versuchte, ihren Kopf auf seinen Schoß hinunterzudrücken. Sie schien Widerstand zu leisten, er flüsterte drängend. Schließlich gab sie nach, und ich hörte die leise schmatzenden Geräusche, als sie seinen Penis in ihren Mund ließ und begann, an ihm zu saugen und zu lutschen. Seine kräftigen Hände krallten sich in ihr Haar, hielten sie fest, während sein Becken hektisch zuckte, und ich sah einen dünnen, glitzernden Speichelfaden von seinem hochgereckten Kinn tropfen.
    Er biss die Zähne so fest zusammen, dass nur ein kaum hörbares Keuchen seinen Erregungszustand verriet, die Wangenmuskeln warfen deutliche Schatten im Zwielicht. Fasziniert fixierte ich ihn aus den Augenwinkeln, fest entschlossen, mir nichts, aber auch gar nichts von dieser Sache entgehen zu lassen.
    Ob er wohl etwas Ähnliches spürte wie ich, wenn ich genau wusste, es brauchte nur noch ein paar heftige Schläge, um das Feuerwerk in meinem Inneren explodieren zu lassen?
    So plötzlich, dass ich um ein Haar erschreckt zusammengezuckt wäre, riss das Mädchen den Kopf hoch, zischte wütend und spuckte heftig aus. Der Fleck auf seiner dunklen Jeans schimmerte weißlich.
    Die Anspannung war aus seinem Körper gewichen, schlapp hing er in seinem Sitz, griff nur nachlässig in seine Hosentasche, holte ein Tempo heraus und wischte über sein Hosenbein. Die schlechte Laune seiner Partnerin schien ihn nicht sehr zu berühren. Er öffnete nicht einmal die Augen, murmelte nur einige unverständliche Worte, und sie wirkte tatsächlich besänftigt. Sie tastete nach seiner Hand, kuschelte den Kopf an seine Schulter, und fast sofort verfiel er in den regelmäßigen Atemrhythmus des Tiefschlafs. Ich vermutete, dass sie nicht so schnell einschlief, aber sie verhielt sich regungslos.
    Ich setzte mich so bequem wie möglich hin und versuchte, das Gesehene zu verarbeiten. Wieso hatte sie es ausgespuckt? Schmeckte es so scheußlich? Wie mochte sich ein Penis im Mund anfühlen? Ich hatte den Eindruck, dass sie es nur ihm zuliebe getan hatte, nicht aus eigenem Antrieb. Ob ich es mögen würde?
    Vergiss es, rief ich mich selbst zur Ordnung. Mein Dasein zwischen Duldung und Desinteresse der anderen Schüler war nur mit absoluter Unauffälligkeit zu erkaufen.
     
    Die Tage in Prag vergingen viel zu schnell. Ich war überrascht, wie sehr ich es genoss, der bedrückenden Atmosphäre zu Hause entflohen zu sein. Keine Umwege suchen, die das Heimkommen ein wenig verzögern, keine krampfhaften Versuche, mir einzureden, ich besäße bald, sehr bald, einen Panzer, der mich gleichgültig machen würde. Ich hätte unsichtbar sein können, aber wenigstens schlug mir nicht der vertraute Widerwille entgegen.
    Am letzten Abend wurde uns als ganz besonderes Erlebnis der Besuch einer großen Disco gestattet. Eigentlich hatte ich überhaupt keine Lust. Die Menschenmenge, die Enge, die Atmosphäre zur Schau gestellter sexueller Herausforderung machten mir Angst. Aber eine Weigerung hätte besorgte Nachfragen der Lehrer nach sich gezogen. Es war besser, sich dem bunten Fischschwarm anzuschließen. Vielleicht ergab sich vor Ort eine Möglichkeit, unauffällig zu verschwinden.
    Zögernd ließ ich mich im Strom mit hineintreiben. Es entsprach meinen Erwartungen: hektisch, aggressiv, in den Lichtblitzen tauchten jeweils Segmente einer zuckenden Masse aus Körpern auf, die mich in ihrer Gesichtslosigkeit an wabernde Insekten erinnerten.
    Panik wallte in mir auf, und ich kämpfte mich mit dem Mut der Verzweiflung in eine ruhige Ecke durch. Auf dem Weg dorthin rempelte ich achtlos Leute an, erntete einige unfreundliche Kommentare – es war mir egal. Aufatmend lehnte ich mich an die rauh verputzte Wand und versuchte, das Zittern meiner Knie wieder in den Griff zu bekommen.
    Ich wollte hier raus!
    Auf der Suche nach möglichen Fluchtwegen blieb mein Blick an einem Gesicht hängen. Er stand auf der Galerie, die sich wie eine Miniaturausgabe der Golden Gate über die Tanzfläche spannte, und beobachtete mich aufmerksam.
    Hoch aufgeschossen überragte er die Umstehenden deutlich. Das bunt gemusterte Hawaii-Hemd wirkte zu groß, es schlotterte ein wenig um seine schmalen Schultern. Als er bemerkte, dass ich ihn anschaute, lächelte er und

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