Feurige Küsse
Gedanken an meine tagelang schmerzende Kehrseite fahre ich mit der Hand über mein kleines festes Hinterteil, streichle es liebevoll, tröste es im Nachhinein.
Er hat nie begriffen, dass es nicht Dummheit war, die mich auf den Schutz fester Kleidung verzichten ließ.
Ich kann mich nicht genau erinnern, wie alt ich war, als es einsetzte – dieses Mischgefühl aus Vorfreude und Angst, wenn er knurrte: „Komm her, aber dalli“, und dabei schon seinen geflochtenen Ledergürtel aus den Schlaufen zog. Er hatte ihn auf der Hochzeitsreise in Venedig gekauft, und ich habe mich immer gefragt, ob Mutter ihn wohl auch zu spüren bekam. Sie sagte nie etwas, wandte sich nur stumm ab und ging aus dem Zimmer.
Ich musste mich vor ihm nach vorne beugen, Hände auf die Schuhspitzen. Manchmal, wenn er besonders sauer war, musste ich meinen Hintern nackt in die Höhe strecken. Dann grub sich jeder Schlag in meine Haut, ich biss mir auf die Unterlippe, bis ich Blut schmeckte, und hasste ihn mit einer Inbrunst, die es mir ermöglichte, nicht in Tränen auszubrechen.
Das konnte er nämlich nicht ausstehen. Als ich noch ziemlich klein war, hatte ich einmal zu weinen angefangen, und die verzweifelten Schluchzer stachelten ihn zu ungewöhnlicher Brutalität an. Ich versuchte wegzulaufen, aber er packte mich im Genick, drückte mein Gesicht in den muffig riechenden Sessel, in dem er immer zu sitzen pflegte, und schlug mich, bis er keuchend aufgeben musste.
Je älter ich wurde, desto gleichgültiger wurde mir der Schmerz. Im Gegenzug verstärkte sich das angenehm ziehende Gefühl zwischen meinen Beinen, bis eines Tages dieses seltsame Gefühl explodierte und ich mich verblüfft in einem schimmernden Feuerwerk von Gefühlen wiederfand.
Es passierte nicht immer, aber die Möglichkeit, dass es sich wiederholen könnte, ließ mich meinen Hintern mit zitternder Vorfreude präsentieren. Ich glaube, es war ihm unheimlich. Eine Zeitlang schlug er härter zu denn je, aber sein Umfang erschwerte ihm allmählich jede körperliche Anstrengung. Er bewegte sich nur noch langsam und schwerfällig. Es wäre ein Leichtes für mich gewesen, ihm zu entkommen, wenn ich gewollt hätte.
Eines Tages muss er bemerkt haben, dass ich erregt war. Er schleuderte den Gürtel quer durch das Zimmer, brach in seinem abgenutzten Fernsehsessel zusammen und keuchte atemlos: „Du perverse Sau, verschwinde…“
Ich schaute in sein dunkelrot angelaufenes, schweißnasses Gesicht, bemerkte auf einmal die pochenden blauen Adern auf seiner Stirn. Die Augen, die kaum zwischen den Speckfalten hindurchschauen konnten, betrachteten mich mit deutlichem Widerwillen, fast Ekel, ehe er erschöpft zurücksank und nach der stets bereitstehenden Flasche Alt griff.
Ich erinnere mich deshalb so genau an jede Einzelheit, weil es das letzte Mal war, dass er mich schlug.
In der Schule galt ich als intelligent, aber viel zu unruhig. Die Lehrer interessierten sich nicht dafür, warum ich auf meinem unbequemen Holzstuhl herumrutschte. Wenn es ihnen zu viel wurde, schickten sie mich vor die Tür oder ließen mich in einer Ecke des Klassenzimmers stehen, bis sie meinten, mich ruhiggestellt zu haben. Ich könnte nicht sagen, dass ich mit den anderen Kindern Probleme gehabt hätte.
Ohne Melanie hätte ich sicher einiges auszustehen gehabt, aber sie war ziemlich gut darin, mich zu beschützen.
Melanie war ein kräftiges Mädchen, kräftiger als ich und als älteste von drei Geschwistern ausgesprochen gebieterisch. Unsere besondere Beziehung begann eines Montags, als wir im Sportunterricht als „Schubkarren-Team“ eingeteilt wurden. Das war eine sehr beliebte Übung des Turnlehrers, denn er konnte sich in einer solchen Schulstunde gut von den Anstrengungen des Wochenendes erholen. Der Vordermann musste dabei auf den Händen laufen, der Hintermann packte beide Fußgelenke und hielt die Beine hoch. Diese Wettrennen wurden so lange fortgesetzt, bis ein Siegerpaar feststand.
An dem Tag hatte ich noch deutliche Spuren einiger schlecht gezielter Schläge auf meinen Oberschenkeln. Melanie hielt mich zurück, so dass wir verlieren mussten, und als wir nebeneinander am Rand hockten, fragte sie mich: „Was sind das für Streifen auf deinen Beinen? Hast du dich verletzt?“ Kannte sie solche Striemen wirklich nicht? Sie schien ehrlich besorgt, und so zuckte ich nur mit den Schultern und murmelte abwehrend: „Mein Vater war nicht ganz nüchtern. Das geht schon wieder weg.“ Und beschämt fügte ich
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