Feurige Schatten - Carriger, G: Feurige Schatten - Heartless (04)
anderen nicht so handeln würde. Ich beschütze die Meinen. Aber Königin Victoria würde rasen vor Wut, würde ich meine militärische Befehlsgewalt für eine persönliche Angelegenheit einsetzen. Nun ja, noch mehr rasen, als sie es ohnehin schon tut, weil ich den Wesir getötet habe. Wir müssen das hier klug angehen. Die Vampire sind alt und gerissen, und sie werden nicht so ohne Weiteres aufhören. Und wir können nicht auf ewig so weitermachen. Du musst einsehen, dass es so nicht geht.«
Vielleicht hat er ja durch die Ehe mit mir gelernt, hin und wieder etwas praktisch zu denken, dachte Alexia. Oh, aber warum muss er ausgerechnet jetzt vernünftig werden? Sie bemühte sich verzweifelt, über seinen einseitigen Umgang mit der Situation nicht in helle Panik zu verfallen. Ich werde weich auf meine alten Tage. Oder vielleicht ist es die Schwangerschaft. Sie wusste, dass es Conall einige Mühe kostete, irgendeine Schwäche einzugestehen. Er hielt sich gern für allmächtig.
Sanft legte sie ihm ihre behandschuhte Hand an die Wange. »Aber das ist unser Baby.«
»Hast du eine bessere Lösung?« Es war eine ehrliche Frage. Er hoffte aufrichtig, dass ihr eine Alternative einfiel.
Alexia schüttelte den Kopf und bemühte sich, nicht völlig die Fassung zu verlieren. Dann wandte sie sich mit einem entschlossenen Zug um den Mund an Lord Akeldama. »Also gut. Wenn Sie mein Kind in Ihre Obhut nehmen, ziehe ich ebenfalls bei Ihnen ein.«
Ohne eine Sekunde zu zögern, breitete Lord Akeldama weit die Arme aus, als wolle er sie umarmen. »Allerliebste Alexia, willkommen in der Familie!«
»Ihnen ist doch aber hoffentlich bewusst, dass ich Ihr anderes Schrankzimmer beziehen werde?«
»Manchmal muss man eben Opfer bringen.«
»Was? Auf gar keinen Fall!« Lord Maccon stand auf und starrte seine Frau wütend an.
»Ich weile aufgrund meiner Zugehörigkeit zum Schattenkonzil ohnehin an zwei Abenden die Woche in London«, sagte Lady Maccon. »Ich komme am Mittwoch und bleibe bis Montag, den Rest der Woche verbringe ich auf Woolsey.«
Lord Maccon konnte rechnen. »Zwei Nächte? Du gibst mir zwei Nächte! Völlig inakzeptabel!«
Alexia gab keinen Deut nach. »Du weilst doch selbst aufgrund von BUR -Angelegenheiten an den meisten Abenden in der Stadt. Dann kannst du mich besuchen.«
»Alexia«, sagte Lord Maccon mit einem deutlichen Knurren. »Ich weigere mich, um das Besuchsrecht bei meiner eigenen Frau zu ersuchen!«
»Tja, Pech! Ich bin auch noch die Mutter dieses Kindes. Du zwingst mich zu wählen.«
»Wenn Sie vielleicht erlauben?«, warf Professor Lyall ein.
Lord und Lady Maccon starrten ihn beide finster an. Miteinander zu streiten genossen sie beinahe ebenso sehr wie jede andere intime Aktivität.
Professor Lyall zeigte die unvergleichliche Selbstsicherheit der wahrhaft Kultivierten. »Das Haus nebenan steht zur Miete. Wenn das Woolsey-Rudel es als Stadthaus mieten würde, Mylord, könnten Sie und Lady Maccon hier bei Lord Akeldama ein Zimmer unterhalten und gleichzeitig vorgeben, nebenan zu wohnen. Das würde den Anschein der Trennung von Lord Akeldama aufrechterhalten, wenn das Kind kommt. Sie, Mylord, würden die Mahlzeiten und ähnliche Aktivitäten mit den Rudelmitgliedern verbringen, wenn diese in der Stadt sind. Natürlich müssen an gewissen Tagen des Monats alle aus Sicherheitsgründen nach Woolsey zurückkehren, und natürlich brauchen auch Sie Ausläufe und die Jagd. Aber es könnte funktionieren, als vorübergehender Kompromiss. Für ein Jahrzehnt oder zwei.«
»Werden die Vampire etwas dagegen haben?« Alexia gefiel diese Idee. Für ihren Geschmack lag Woolsey Castle ohnehin ein wenig zu weit außerhalb Londons, und dann all diese Strebepfeiler – äußerst übertrieben!
»Ich glaube nicht. Nicht, wenn absolut deutlich gemacht wird, dass Lord Akeldama das uneingeschränkte elterliche Sorgerecht hat, mit ordentlicher Beurkundung und allem Drum und Dran. Und es uns gelingt, den Schein zu wahren.«
Lord Akeldama schien diese Vorstellung zu amüsieren. »Dolly-Darling, wie köstlich – ein Wolfsrudel, das unmittelbar neben einem Vampir wie moi wohnt, das ist etwas noch nie Dagewesenes!«
Lord Maccon runzelte die Stirn. »Meine Hochzeit war auch etwas noch nie Dagewesenes.«
»Wie wahr, wie wahr.« Lord Akeldama befand sich auf einem Höhenflug. Er sprang auf die Füße, ließ die Katze ohne Federlesen von seinem Schoß plumpsen und tänzelte im Zimmer herum. An diesem Abend trug er auf Hochglanz
Weitere Kostenlose Bücher