Feurige Schatten - Carriger, G: Feurige Schatten - Heartless (04)
achten Monat stand sie kurz vor der Niederkunft und hatte das ausgeprägte Erscheinungsbild einer Mastgans mit Plattfüßen.
»Wir wollten dich nich’ allzu sehr beunruhigen«, wagte sich ihr Ehemann vor. Trotz seinem Bemühen, ruhig und fürsorglich zu wirken, klang seine Stimme schroff und war von einem leichten schottischen Akzent gefärbt. Er hatte die goldbraunen Augen niedergeschlagen und offenbar sogar versucht, sein Haar mit einem feuchten Kamm zu bändigen.
»Oh, und diese ständigen Todesdrohungen durch die Vampire sind ja auch so überaus erholsam für eine Frau in meinem Zustand!« Alexia ließ sich das nicht bieten. Ihr Tonfall war so schrill, dass sie Lord Akeldamas Katze, die normalerweise ein höchst unerschütterliches Geschöpf war, aus der Ruhe brachte. Das rundliche gescheckte Tier öffnete eines seiner gelben Augen und gähnte.
»Aber ist das denn nicht die perfekte Lösung, mein kleiner Fliederbusch?«, lobte Lord Akeldama, während er die Katze wieder in schnurrende, entspannte Knochenlosigkeit zurückstreichelte. Das Unbehagen des Vampirs war von allen dreien am meisten aufgesetzt. Da war ein gewisses Funkeln in seinen schönen Augen, so niedergeschlagen sie auch blicken mochten. Das Funkeln eines Mannes, der sich kurz davor wähnte, seine Ziele zu erreichen.
»Was denn, mein eigenes Kind zu verlieren? Um Himmels willen, ich mag zwar seelenlos sein – und zugegebenermaßen nicht gerade mütterlich veranlagt –, aber ich bin beileibe nicht herzlos! Wirklich, Conall, wie konntest du dem nur zustimmen? Zudem noch, ohne es mit mir zu besprechen!«
»Ist es dir vielleicht entgangen, Weib, dass während der letzten fünf Monate sämtliche Rudelmitglieder ununterbrochen als deine Leibwächter fungierten? Das ist aufreibend, meine Liebe.«
Lady Maccon vergötterte ihren Ehemann. Ganz besonders gefiel es ihr, wenn er in einem Anfall von Gereiztheit ohne Hemd auf und ab marschierte, doch im Augenblick konnte sie ihn gerade nicht besonders gut ausstehen, diesen Schwachkopf! Außerdem wurde sie plötzlich hungrig, was furchtbar hinderlich war, da es sie von ihrer Verärgerung ablenkte.
»Oh, tatsächlich? Und wie glaubst du, dass ich mich dabei fühle, dass ich Gegenstand einer solchen permanenten Überwachung bin? Aber, Conall – Adoption!« Alexia stand auf und begann, auf und ab zu schreiten. Oder, um genauer zu sein, grimmig zu watscheln. Ausnahmsweise war sie blind für die herrliche Pracht von Lord Akeldamas Salon. Ich hätte es besser wissen sollen, als einem Treffen hier zuzustimmen, dachte sie. In Lord Akeldamas Salon geschieht immer irgendetwas Ungehöriges.
»Die Königin hält es für einen guten Plan.« Das kam von Professor Lyall, der sich nun ebenfalls in die Schlacht warf. Sein Bedauern war vermutlich am aufrichtigsten, da er Konfrontationen verabscheute. Außerdem war er der einzig wahre Verantwortliche für diese Kabale, wenn Alexia sich nicht schwer in ihrer Einschätzung seines Charakters irrte.
»Na, wie schön für die verflixte Königin! Das kommt auf gar keinen Fall infrage, ich weigere mich absolut!«
»Aber Alexia, meine Liebste, nimm doch Vernunft an!«, versuchte ihr Mann sie mit Schmeichelei umzustimmen. Er war nicht besonders gut darin – Schmeicheleien passten nicht zu einem Mann mit seinen körperlichen Proportionen und monatlichen Neigungen.
»Vernunft? Geh doch und koch deinen Kopf in Vernunft!«
Lord Akeldama versuchte es mit einer neuen Taktik. »Ich habe das Zimmer neben meinem bereits in ein wirklich bezauberndes Kinderzimmer umgestaltet, mein kleiner Granatapfelkern.«
Lady Maccon war wirklich ziemlich bestürzt, das zu hören. Sie hielt in ihrem Zorn und ihrem Watscheln inne, um den Vampir überrascht blinzelnd anzustarren. »Doch nicht etwa Ihr zweites Ankleidezimmer? Völlig unmöglich!«
»O doch, in der Tat! Siehst du, wie ernst mir die Sache ist, meine liebste Blütenknospe? Ich habe Kleidung für dich umgelagert.«
»Für mein Kind, meinen Sie wohl!« Nichtsdestotrotz war Alexia gegen ihren Willen beeindruckt.
Hilfesuchend sah sie zu Lyall hinüber und versuchte verzweifelt, sich zu beruhigen und so pragmatisch wie möglich zu bleiben. »Und das würde den Angriffen ein Ende setzen?«
Professor Lyall nickte und schob mit einem Finger seine Brille hoch. Sie diente nur zur Zierde, da er keine Brille benötigte, aber sie war etwas, hinter dem er sich verstecken konnte. Und an dem er herumfummeln konnte. »Ja, das glaube ich. Natürlich
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