Feuriger Rubin: Roman (German Edition)
verletzen. »Du bist wahnsinnig vor Eifersucht, findest aber nichts dabei, mich mit einer anderen zu betrügen. Dann stößt du auf mich nieder wie ein Raubtier, bereit, mich zu verschlingen. Deine Begierde stößt mich ab, Montgomery!«
Er schloss die Augen und hob die Hände. »Velvet, hören wir auf, einander zu verletzen!«
Sie bückte sich nach ihrem zerrissenen Unterrock und hielt ihn wie ein Schild vor sich, um sich zu bedecken.
»Der König und ein Teil des Hofes gehen nach Audley End in Essex. Ich muss ihn begleiten. Komm mit, Velvet.«
Ihr Kinn schnellte hoch. »Warum nimmst du nicht deine kleine Tanzhure oder eine andere Dame deiner Bekanntschaft mit, die an einer Affäre interessiert ist?«
Seine Miene verhärtete sich. »Das tue ich vielleicht.«
Am ersten September brach der König mit großem Gefolge von Whitehall nach Audley End auf, dem großen Landgut, das er erworben hatte. Vierzig Meilen von London entfernt, war es an einem Tag zu erreichen. Nach Newmarket, dem Ort der berühmten Rennen, waren es etwa fünfzehn Meilen, die leicht zu Pferde zu bewältigen waren.
Dienerschaft und Gepäckkarren hatten Whitehall schon am Tag zuvor verlassen. Charles und einige seiner Edlen wollten reiten, während ihre Damen in Kutschen folgten. Montgomery und ein Dutzend Gardisten eskortierten die Gesellschaft.
Zu Mittag stieß Velvet im Audienzsaal auf Barbara. »Der Palast ist leer. Wir sind hier allein.«
»Ja, ich sah heute Morgen die Kavalkade durch das King Street Gate und an meinem Haus vorüberreiten. Seine Majestät bat mich mitzufahren, aber solange er mir keine Titel verleiht, weigere ich mich, ihm ständig zur Verfügung zu stehen. Außerdem bin ich fast im fünften Monat und eine längere, holprige Fahrt ist wenig verlockend. Ich beschloss hier nachzusehen, wer durch Abwesenheit glänzt.«
»Buckingham, Lauderdale, Shrewsbury sind mit ihren Gattinnen offenbar nach Audley End enteilt.«
»Die Anwesenheit ihrer Ehefrauen wird sie nicht daran hindern, dem Spiel des Betthüpfens zu frönen. Gerüchte wollen wissen, dass gewisse vornehme Damen eingeladen wurden, um den Herren zu Gefallen zu sein.«
»Man kann keinem Mann trauen«, stieß Velvet hervor.
»Montgomery ritt mit der Countess of Falmouth.«
»Ist sie nicht Charles Berkeleys Gattin?«
»Ja. Sie soll Abwechslung lieben. Habt Ihr nicht Angst, Montgomery allein ziehen zu lassen?«
Diese Worte bohrten sich wie Messer in Velvets Herz, doch sie wollte sich vor Barbara ihren Schmerz nicht anmerken lassen. Sie wusste, dass Barbara zur Bosheit neigte, und wollte es ihr heimzahlen. »Gerüchte wollen wissen, dass die Countess of Falmouth es auf das Bett Seiner Majestät abgesehen hat.«
Barbara kniff die Augen zusammen. »Vielleicht hätte ich doch mitfahren sollen.«
Velvet war zerknirscht. Sie wollte nicht, dass ihre Freundin so leiden musste wie sie selbst. »Barbara, ich wollte Euch nur necken.«
»Spart Euch Euer Mitgefühl für Euch selbst!«
Nachdem Barbara gegangen war, wurde Velvet klar, dass sie sich wirklich selbst bemitleidete. Etwas Jämmerlicheres gibt es nicht! Sie ging hinauf und sagte zu Emma, sie solle packen. »Hier ist es leer wie in einem Mausoleum. Verdammt will ich sein, wenn ich herumsitze und eine Woche den Kopf hängen lasse. Wir gehen nach Roehampton.«
»Ach, wie schön. Ich werde Malven, Fingerkraut und Eisenkraut für Gesichtscremes sammeln.«
In Roehampton angekommen, präsentierte Velvet stolz ihr eigenes Gespann. »Das ist Ned, mein Kutscher von Whitehall«, sagte sie zu Alfred. »Er kann es kaum erwarten, in den Genuss von Mrs Cleggs Kochkunst zu kommen.«
Alfred grinste. »Heute gibt es Fasan zum Dinner, Mylady. Jetzt im September wimmelt es im Wald vor Wild.«
Die zwei Frauen gingen zum Haus. Bertha kam aus der Küche herbeigeeilt, als sie Velvets Stimme erkannte. »Willkommen daheim, Mylady. Ach, Emma, schön, dich wiederzusehen.«
»Hallo, Mrs Clegg. Ich bringe nur das Gepäck hinauf.«
Bertha trocknete ihre Hände ab. »Ich gehe hinauf und mache gleich Euer Zimmer fertig.«
»Nein, bitte nicht«, sagte Velvet rasch. »Ich weiß noch nicht, welchen Raum ich möchte.« Sie blickte in der großen Halle um sich und war erleichtert, als sie sah, dass alles an seinem Platz und so einladend wie immer war. Im Obergeschoss wäre es anders, wie sie wusste, und sie fürchtete schon, sie wäre der schmerzlichen Erinnerungen wegen nie wieder imstande, das große Schlafgemach zu betreten.
»Mylady.«
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