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Feuriger Rubin: Roman (German Edition)

Feuriger Rubin: Roman (German Edition)

Titel: Feuriger Rubin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Henley
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geleitet hatte, ließ sie sich von ihm den Mantel abnehmen und trat hoch erhobenen Hauptes, aber mit Zaudern im Herzen ein.
    Das Stimmengewirr, von dem das Geklirr und Geklapper von Geschirr und Besteck übertönt wurde, verstummte erst, als der König sich erhob. Dann senkte sich Stille über den Raum. »Lady Montgomery! Wir sind entzückt, dass Ihr Eure Absicht geändert habt und uns gefolgt seid. An meinem Tisch ist immer Platz für eine regierende Schönheit des Hofes. Kommt und nehmt zwischen Ormonde und mir Platz.«
    Velvet errötete, als der Duke of Ormonde aufstand, ihr seinen Platz überließ und einem Diener bedeutete, ihm einen Stuhl zu bringen. Da seine Tochter Lady Mary ihr nun feindlich gesinnt war, fürchtete sie, Ormonde würde sie als Tischnachbarin nicht schätzen. O Gott, ich hätte nicht kommen sollen!
    »Ich kann den Fasan sehr empfehlen«, sagte Ormonde lächelnd. »Er schmeckt fast so gut wie das Wild in Irland.«
    Charles blinzelte ihr zu. »Nun, ein hohes Lob, wenn man bedenkt, was der alte Knabe sonst so von sich gibt.«
    Erleichtert merkte Velvet, dass Ormonde sie nicht schnitt. »Ich war nie in Irland, Euer Gnaden. Aber ich kann Euren Stolz auf eine Kultur verstehen, die viel älter als jene Englands ist.«
    Der König drückte ihr einen festen Kuss auf die Wange. »Velvet, ich möchte wetten, Ihr habt den Stein von Blarney geküsst. Kein Wunder, dass ich Euch anbete.«
    Sie spürte einen Blick auf sich ruhen und sah hinüber an den nächsten Tisch. Am liebsten wäre sie im Boden versunken, als sie direkt in die grauen Augen ihres Mannes blickte. Sie benetzte ihre trockenen Lippen und wollte ihm schon ein Lächeln schenken, als sie sah, dass seine Tischnachbarin die schlanke, blonde Countess of Falmouth war. Ihr Herz sackte ab wie ein Stein, sie senkte rasch die Wimpern, um ihren Schmerz zu verbergen. Sie nahm wahr, dass der König und Ormonde mit ihr scherzten, hatte aber keine blasse Ahnung, was gesprochen wurde. Sie lächelte Charles zu und wandte sich an den Herzog. »Soviel ich weiß, stammt Ihr aus der Grafschaft Kilkenny, Euer Gnaden.«
    Charles trank ihm zu. »Das stimmt allerdings. Ormondes Titel ist älter als jener der Stuarts, um der Wahrheit die Ehre zu geben.«
    »Wir sind eine sehr erlesene Sippe«, sagte Ormonde schmunzelnd zu Velvet. »Seine Majestät hat neuerdings viele Engländer geadelt, während er mit irischen Titeln sehr sparsam war.«
    »Das stimmt.« Charles blickte nachdenklich in sein Weinglas. »Meine Liebe, diese Bemerkung über irische Titel bringt mich auf eine Idee.« Er legte seine große Hand auf ihre. »Ihr seid eine wahre Inspiration.«
    Velvet war dem Gespräch nicht gefolgt. Stattdessen hatte sie sich verstohlen nach Charles Berkeley umgesehen und war zu dem schmerzlichen Schluss gelangt, dass der Earl of Falmouth nicht mit nach Audley End gekommen war. Velvet legte Messer und Gabel aus der Hand. Noch ein Bissen, und sie wäre erstickt. Der Diener servierte ihren Teller ab. Sie verzichtete auf ein Dessert und griff stattdessen nach ihrem Weinglas und leerte es, um sich Mut anzutrinken.
    »Montgomery und ich wollen morgen ein Gestüt besuchen. Ihr müsst uns begleiten. Ihr habt ein gutes Auge für Pferde«, sagte Charles zu ihr. Als der König aufstand, war es das Zeichen, dass auch die anderen sich vom Tisch erheben konnten. »Wenn man vom Teufel spricht … hier kommt Euer Gatte, um mich zu rügen, dass ich Euch zu lange in Beschlag nahm.«
    »Guten Abend, Mylord«, murmelte Velvet.
    Montgomery reichte ihr seinen Arm. »Gestatte, dass ich dir das Haus zeige.«
    »Kann die Countess of Falmouth dich entbehren?« Velvet bereute die Worte, kaum dass sie ihr entschlüpft waren. Sie wusste, dass die Einladung, ihr das Haus zu zeigen, nur darauf abzielte, sie von den anderen loszueisen und unter vier Augen mit ihr zu sprechen. Sie legte ihre Hand auf seinen Arm.
    »Hast du schon ein Gemach bezogen?«, fragte er vorsichtig.
    Sie warf ihm einen raschen Blick zu und versuchte aus seiner Miene klug zu werden. »Nein, ich … nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Mein Gepäck ist im Wagen.«
    »Wir holen es gemeinsam.« Er führte sie durch den Ostflügel des Gutshauses, und sie traten auf einen von eisernen Laternen erhellten Hof, auf dem zwei Dutzend leere Kutschen standen.
    Draußen blieben sie stehen und wandten sich einander zu.
    Da sie nun allein waren, war es nicht mehr nötig, Höflichkeit zu heucheln, ja, sich überhaupt zu verstellen. »Warum bist du

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