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Feuriger Rubin: Roman (German Edition)

Feuriger Rubin: Roman (German Edition)

Titel: Feuriger Rubin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Henley
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Möglichkeit einer Ansteckung zu warnen. Ich bin in größter Sorge um Dich und Montgomery und bitte Dich, mir sofort mitzuteilen, dass ihr wohlauf seid.
    Leider breitet die Seuche sich immer weiter aus. Mein Enkel William erkrankte leicht, sein hübsches Gesicht wird jedoch stark von Narben entstellt sein. Du wirst dies gewiss als eine gerechte Strafe dafür ansehen, dass er das für Greysteel bestimmte Gemälde entwendete. Es zur Erpressung zu benutzen, um sich in den Besitz von Roehampton zu setzen, war eine Untat, für die er nun büßt.
    Henrietta Maria ist in tiefster Trauer um ihre Tochter, und ich glaube, dass die Königin insgeheim bereut, wie sie ihren Sohn Henry behandelte. Sicher ist ihr nun klar, dass die Entfremdung nie wieder gutgemacht werden kann. Daraus sollten wir alle die Lehre ziehen, dass man sich wegen dummer Streitigkeiten nie mit seinen Lieben entzweien soll.
    Mein ganzes Mitgefühl gilt Charles. Auch ein Herrscher über ein Königreich ist vor Tragödien und Kümmernis nicht gefeit. Von vielen Menschen, Schmeichlern wie Freunden, umgeben, ist er doch ein einsamer Mensch.
    Wenn ich nicht bald von Dir höre, komme ich nach Roehampton, um selbst zu sehen, wie es euch geht.
    Mit innigster Liebe
    Christian
    Greysteel legte den Brief aus der Hand und ging zu der Lattenkiste in der Ecke des Raumes. Er hob das Porträt heraus und betrachtete es mit neuen Augen. Velvet hat es für mich malen lassen! Sie ist exquisit – viel schöner als Venus. Dieser Bastard Cavendish erpresste sie, und sie wagte nicht, sich mir anzuvertrauen.
    Montgomery wurde das Herz schwer. Beschämt dachte er an ihren Streit wegen des Bildes. Er wollte nicht hören, als sie ihm versicherte, alles sei ein Missverständnis. Er warf einen Blick zu seiner schlafenden Frau hin. Ich werde es gutmachen, gelobte er.
    Leise trug er das Gemälde an den Kamin und stellte es auf den Sims. Beim Erwachen wird sie es sehen. Er wechselte sein Hemd und setzte sich neben seine Frau. »Ich liebe dich, Velvet«, flüsterte er. Wenn du die Augen aufschlägst, werde ich dir sagen, wie sehr. Ich habe viel zu lange damit gewartet, dir meine Gefühle zu gestehen.
    Da kam ihm noch ein beunruhigender Gedanke. Ich verweigerte ihr Bolsover Castle, das Einzige, was sie je von mir erbat. Ich sagte, dass ich es für unsere Kinder wolle, aber auch für mich, um dort Pferde zu züchten. Er suchte in seiner Eisenkassette nach der Besitzurkunde und überschrieb sie seiner Frau. Sofort fühlte er sich besser.
     
    Greysteel erwachte mit einem Ruck. Er wusste nicht, wie lange er geschlafen hatte, doch der Raum lag ins Dunkel getaucht. Velvet schlug um sich und stöhnte jämmerlich. Rasch zündete er einen Kerzenleuchter an und stellte ihn auf den Nachttisch. Er erschrak, als er sah, dass die Bläschen sich in Pusteln verwandelt hatten. Nun wusste er, wie sehr sie litt, und verwünschte den Himmel.
    In seiner Verzweiflung redete er tröstend und beruhigend auf sie ein. »Lieg ganz ruhig, mein Liebling. Tief atmen, ganz langsam. Halte meine Hände fest und nutze meine Kraft, damit sie dich durch den Schmerz trägt. Ich liebe dich, Velvet. Fühle meine Liebe.«
    Schweiß stand ihm auf der Stirn, als er neben ihr kniete und ihre glühenden Hände umklammert hielt. Zu seiner großen Erleichterung sah er, dass seine Worte Wirkung zeigten und sie sich beruhigte. Schließlich lag sie reglos da und atmete gleichmäßiger, ehe ihre Atemzüge in immer größeren Abständen kamen und plötzlich ganz ausblieben. »Bleib bei mir«, befahl er ihr in seiner Verzweiflung und wusste doch, dass Velvet ihren letzten Atemzug getan hatte.

28
     
    Greysteel ließ die Hände seiner Frau los und drückte auf ihre Brust, als gelte es, einen Blasebalg zu betätigen, um Luft in ihre Lungen zu pressen. Das Bläschen auf ihrer Brust brach auf, Eiter spritzte auf sein Kinn. »Atmen, Velvet, atmen!«
    Er hielt inne, um festzustellen, ob sie von selbst atmete, und stieß einen Fluch aus, als er sah, dass es nicht der Fall war. Sofort bereute er seine Verwünschung und fing zu beten an. »Herr und Heiland, hilf mir. Nimm sie mir nicht. Schenke mir Kraft und leite mich.«
    In seiner Not kam ihm eine Idee. Da sie nicht von allein atmete, musste er es für sie tun. Ohne zu zögern, senkte er den Kopf, drückte den Mund auf ihre Lippen und atmete in sie hinein. Als er spürte, wie Luft aus ihren Nüstern strömte, wusste er, dass es seine eigene war. Da hielt er ihr fest die Nase zu und atmete weiter.

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