Fey 05: Der Schattenrpinz
Geiste dabei«, erwiderte Arianna und lächelte ihn strahlend an. Sie zog Sebastian herein und schloß die Tür. »Mein Bruder hat mir gesagt, er sei erschöpft. Er würde gerne einfach nur zuhören. Ist dir das recht, Vater?«
Nicholas nickte. Arianna hatte wirklich an alles gedacht. Einerseits gefiel ihm das. Andererseits mußte er feststellen, daß ihn ihr Talent, andere zu täuschen, ein wenig irritierte.
Lord Canter lächelte Sebastian an. »Es ist gut, Euch zu sehen, Hoheit. Ihr seid anscheinend wieder ganz der alte.«
Arianna runzelte die Stirn. Sie führte Sebastian in den hinteren Teil des Raumes zu Lord Zela, der immer freundlich zu ihr gewesen war. »War er denn vorhin anders?« fragte sie.
»Vielleicht ein wenig lebhafter, Hoheit, und von geradezu einnehmendem Wesen.«
Sebastian setzte zu einer Antwort an, aber Arianna legte gebieterisch einen langen schlanken Finger auf seinen Mund. »Dann habt Ihr meinen Bruder noch niemals ausgeruht und erfrischt gesehen?«
Canter zuckte die Achseln. »Offenbar nicht«, gab er zurück.
»Es überrascht mich, daß mein Vater noch nicht davon erzählt hat.« Arianna warf Nicholas einen vorwurfsvollen Blick zu. Er mußte sich zusammennehmen, damit ihm die Überraschung nicht allzu deutlich anzusehen war. »Wir haben schon vor langer Zeit entdeckt, daß mein Bruder nicht unbedingt langsam ist. Es ist nur so, daß sein Körper ein wenig anders reagiert als unserer. Ist er müde, dann geht er langsam und spricht noch langsamer. Das hat dazu geführt, daß ihn die Menschen unterschätzen. Aber es gibt Perioden in seinem Leben, wo er ebenso aufgeweckt ist wie wir anderen.« Sie lächelte und sah dabei sehr schön und sehr unschuldig aus. »Mein Vater würde die Zukunft dieses Landes bestimmt niemandem anvertrauen, dem es am nötigen Verstand fehlt.«
»Gewiß nicht«, erwiderte Canter eine Spur zu schnell.
»Schön, daß ihr gekommen seid«, schaltete sich Nicholas jetzt ein und bereitete dem Gespräch damit ein Ende. Er wandte sich von seiner strahlenden Tochter und ihren funkelnden Augen ab und blickte auf die Gruppe der Lords. »Wir stehen einer Vielzahl von Problemen gegenüber. Trotzdem sind wir jetzt besser vorbereitet als zur Zeit der ersten Invasion. Zumindest wissen unsere Leute jetzt, wie sie sich zu verteidigen haben. Meine einzige Sorge ist, daß sie sich vielleicht etwas zu sehr auf das Weihwasser verlassen.«
»Es müßte doch wirken«, sagte Zela.
»Wenn nicht, werden die Fey uns einfach abschlachten. Wir müssen bis ins letzte Dorf verbreiten, daß das Weihwasser vielleicht nicht wirkt. Wir müssen sicherstellen, daß die Leute über Waffen verfügen, Schwerter, Messer, alles, was der Selbstverteidigung dienen könnte. Jeder einzelne von euch muß eine entsprechende Botschaft an seine Hoheitsgebiete schicken.«
Die Lords nickten. Canter nahm Platz.
Nicholas faltete die Hände unter dem Tisch. Endlich war es ihm gelungen, dieses Treffen wieder in den Griff zu bekommen. »Zweitens sind die Wachsoldaten aus dem Schloß ausgebildete Kampftruppen. Sie sollten in der Lage sein, die Stellung im Palast zu halten. Wir müssen unser Militär zusammenrufen und uns vergewissern, daß auch Jahn gut geschützt ist. Man sagt, die Fey befänden sich bereits im Süden der Insel. Also müssen wir uns auf die südlichen Stadttore konzentrieren.«
»Entschuldigt, Sire, wir reden hier von Fey. Sie mögen sich vielleicht im Süden aufhalten, aber angreifen können sie aus jeder Richtung.« Lord Enford hatte leise gesprochen, als wolle er keineswegs den Anschein erwecken zu widersprechen.
»Das ist mir klar, Lord Enford«, antwortete Nicholas. »Wir müssen die Truppen über die ganze Stadt und das Land verteilen. Solange wir kein eindeutiges Zeichen haben, können wir hier gar nichts machen.«
»Sire, ich habe noch eine andere Sorge«, sagte Miller jetzt.
»Was, wenn es sich nur um einen Scherz der Fey handelt, die hier auf unserer Insel leben?«
»Das wüßten wir«, antwortete Arianna.
»Ari«, entgegnete Nicholas, ohne seine Tochter anzusehen. »Du bist hier, weil ich es dir gestattet habe. Bitte misch dich nicht weiter in unsere Zusammenkunft ein.«
Sie seufzte und schwieg. Aus den Augenwinkeln sah Nicholas, wie Sebastian ihre Hand ergriff.
»Das wäre natürlich möglich«, antwortete Nicholas. »Aber warum sollten sie das tun?«
»Nun, sie würden sich dadurch gewisse Vorteile verschaffen.«
Nicholas runzelte fragend die Stirn. »Ich wüßte nicht,
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