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Fey 06: Die Erben der Macht

Fey 06: Die Erben der Macht

Titel: Fey 06: Die Erben der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Dafür bot er einen perfekten Ausblick auf die Stadt, wenn auch einen weniger guten auf die Umgebung. Er war groß genug, um als Versammlungsraum zu dienen, und klein genug, daß ein einzelner Mann sich darin nicht völlig verloren vorkam.
    Das zerbrochene Fenster war mit einem Wandteppich verhängt. Gleich am nächsten Morgen würde Rugad einen Domestiken damit beauftragen, das ganze Glas zu entfernen und statt dessen mit Schutzzauber belegtes Fey-Glas einzusetzen.
    Der Rest des Palastes erforderte mehr Zeit und Arbeit, als Rugad im Moment erübrigen konnte. Die Domestiken sollten die meisten persönlichen Besitztümer der Inselbewohner entfernen, aber nicht vernichten, sondern einlagern. Rugad wußte noch immer viel zu wenig über diese Kultur und hoffte, das Material werde ihm nützlich sein.
    Trotzdem war er erstaunt gewesen, Jewels Porträt in einer Galerie voller rundgesichtiger, teigiger, blauäugiger, blonder Frauen zu entdecken. Königinnen und zukünftige Königinnen, nahm er an. Er hatte lange vor dem Bild gestanden und gewünscht, er hätte seiner Enkelin gegenüber anders gehandelt. Er hätte sie bei sich in Nye behalten und Rugar allein in sein Verderben rennen lassen sollen. Aber Rugad hatte die vergebliche Hoffnung genährt, Jewel sei in der Lage, das Unternehmen zu retten, die Blaue Insel zu erobern und Rugar viel Ärger zu ersparen.
    Unter den schwierigen Umständen hatte sie getan, was sie konnte. Immerhin hatte sie Rugad zwei Urenkel geschenkt, unter denen er seinen Nachfolger auswählen konnte. Eines hatte Rugad während seiner langen Regierungszeit gelernt: Ohne einen vertrauenswürdigen Nachfolger war er ein Niemand.
    Jetzt hatte er seinen Nachfolger gefunden. Die Frage war nur, ob er vertrauenswürdig war.
    Oder sie.
    Er hoffte, daß die Kinder mehr Fey als Inselbewohner waren. Er hoffte, daß sie die Bedeutung des Fey-Imperiums begriffen und verstanden, wieviel innere Größe es erforderte, solch ein Unternehmen zu führen.
    Sollten Jewels Kinder nicht seinen Erwartungen entsprechen, wußte Rugad nicht, was er tun sollte. Die Enkel, die er in Nye zurückgelassen hatte, taugten nichts. Sie waren nicht einmal vorbildliche Fey. Sogar ihn hatte es überrascht, daß sie ihn hatten ziehen lassen. Wahrscheinlich hofften sie, daß auch er auf der Blauen Insel umkam und sie auf diesem Wege die Herrschaft erlangten.
    Sie hatten sich nicht einmal klargemacht, was passieren würde, wenn er die Insel tatsächlich eroberte. Oder Jewels Kinder fand. Und wie bei Rugar war ihre Visionäre Kraft kläglich. Der Unterschied bestand allein darin, daß Rugar vielversprechend begonnen und dann nachgelassen hatte. Rugads Enkel dagegen gingen schon von schlechten Voraussetzungen aus und konnten sich nur noch zum Schlimmeren entwickeln.
    So vieles hing von diesen Urenkeln ab. Und doch zögerte Rugad, jetzt, wo er eine von ihnen in seiner Gewalt hatte, sich ihr zu nähern. Er wollte nicht feststellen müssen, daß sie ihren Onkeln in Nye glich. Er wollte nicht wissen, daß sie sich nicht zur Nachfolgerin eignete.
    Denn dann wäre es nur um so schlimmer, daß sie seinen Urenkel noch immer nicht gefunden hatten. Rugad zog es vor, zwei Wahlmöglichkeiten zu haben statt einer. Mit zweien hatte er vielleicht eine Chance.
    Andererseits wäre er nicht dorthin gekommen, wo er jetzt war, wenn er sich von Sorgen und Zweifeln hätte lähmen lassen. Nur durch entschlossenes Handeln hatte er einen halben Kontinent erobert und nun diese Insel. Und der nächste Schritt war, endlich seiner Urenkelin gegenüberzutreten und zu versuchen, sie zu umwerben und auf seine Seite zu ziehen.
    Trotzdem war er unsicher. Er hatte noch nie um jemanden geworben und nie mit einer solchen Absicht. Seine Gemahlin hatte sich nur zu geehrt gefühlt, Mitglied der Schwarzen Familie zu werden, und ebenso jede andere Frau, mit der er sich seit ihrem Tod eingelassen hatte. Sein Volk hörte auf ihn, genau wie die anderen Herrscher, deren Reiche er erobert hatte. Der Gedanke, jemandem zu schmeicheln, ihn auf seine Seite zu locken, war ihm so fremd wie die Sitten und Bräuche der Blauen Insel.
    Und dann war da noch das Problem mit ihrem Vater. Der Mann war einfach zu klug. Er hatte einen Gegenangriff ausgelöst, der Rugads Leute mächtig verunsichert hatte, obwohl er letztendlich nicht erfolgreich gewesen war. Und er hatte die Fey schon einmal zurückgeschlagen. Er hatte Jewel verführt, und er wußte mehr über die Fey als die meisten Nicht-Fey.
    Und, was noch

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