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Fey 06: Die Erben der Macht

Fey 06: Die Erben der Macht

Titel: Fey 06: Die Erben der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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wichtiger war, er war der König. Das war nicht zu unterschätzen. Entthronte Herrscher hofften immer, die Macht eines Tages wieder an sich zu reißen. Früher hatte Rugad die Gewohnheit gehabt, beliebte Herrscher einfach umzubringen, um dieser Hoffnung ein für allemal den Garaus zu machen.
    Aber bevor Rugad über Nicholas richten konnte, mußte er feststellen, wie sehr seine Urenkelin an ihrem Vater hing. Wenn sie ihn sehr liebte, konnte Nicholas’ Tod sie gegen Rugad einnehmen. Und das konnte Rugad sich nicht leisten.
    Zu viele Fragen, und keine von ihnen konnte hier im Großen Empfangssaal beantwortet werden. Rugad verschwendete bloß seine Zeit damit, über Probleme nachzugrübeln, die er jetzt nicht lösen konnte, jedenfalls nicht ohne weitreichendere Informationen.
    Er holte tief Luft. Die Konfrontation war unausweichlich. Er hatte keine Ahnung, was ihn erwartete.
    Er durchquerte den Korridor und blieb vor der Tür zum Audienzzimmer stehen. Die meisten seiner Wachsoldaten befanden sich bereits hinter dieser Tür. Die Verstärkung, nach der er geschickt hatte, wartete noch draußen. Für Rugad bedeutete es eine Anerkennung von Nicholas’ Fähigkeiten, daß er den Raum so schwer bewacht betrat, daß kein Mensch sich ihm nähern konnte.
    Die Wachsoldaten waren eine Mischung aus Fußsoldaten, Infanteristen und Tierreitern. Die Reiter trugen Kleider und wirkten frisch und ausgeruht. Keinem von ihnen sah man an, daß er den ganzen Vormittag in der Schlacht gekämpft hatte.
    Rugad wandte sich an sie. »Rührt die Gefangenen nicht an«, befahl er, »egal was sie tun. Aber verhindert, daß sie mir zu nahe kommen.«
    Die Soldaten nickten. Wahrscheinlich war der Befehl überflüssig, aber Rugad fühlte sich dadurch sicherer. Dann riß er die Türflügel mit beiden Händen auf und betrat den Raum.
    Er war es gewohnt, daß sein Erscheinen Aufruhr verursachte, und auch diesmal war es nicht anders. Die Wachsoldaten im Zimmer wichen ein Stück beiseite. Aber die drei Gestalten in der Mitte des Raumes schienen nicht sonderlich beeindruckt. Rugad blieb an der Tür stehen, bis seine Leibwachen ihre Plätze an seiner Seite eingenommen hatten.
    Er beobachtete.
    Das Zimmer war lang und schmal geschnitten. Ein Podest überragte alles andere. Darüber hing ein Wappen, was Rugad überraschte. Das Bild auf dem Wappen überraschte ihn noch mehr. Zwei Schwerter, die sich über einem Herzen kreuzten. Das Gegenstück zu diesem Bild hatte er vor Jahrzehnten auf seinem einzigen Ausflug in die Eccrasischen Berge gesehen. Zwei Herzen, durchbohrt von einem einzigen Schwert. Was für ein seltsamer Zufall!
    Seine Verwirrung dauerte nur einen Augenblick, aber lang genug für den Inselkönig, um sich die Situation zunutze zu machen. Nicholas verbeugte sich und richtete sich wieder auf.
    Er war mit Abstand der kleinste Mann im Raum. Sein gelbes Haar leuchtete wie eine Flamme zwischen all den schwarzen Köpfen.
    »Ihr müßt der Großvater meiner Gemahlin sein«, sagte König Nicholas in passablem Fey.
    Ein Punkt für den Inselbewohner. Das Mädchen neben ihm trat einen Schritt vor. Sie war ganz offensichtlich ein Halbblut. In solchen Gesichtern pflegten die Fey-Züge zu dominieren, aber dieses Mädchen sah auch seinem Vater ähnlich. Merkwürdig – bei dem schmalen Kinn und den aufwärts geschwungenen Fey-Augenbrauen. Aber ihre Haut und ihre Augen waren hell. Das Muttermal flammte auf der bleichen Haut wie ein Brandzeichen.
    In den Augen erkannte Rugad Jewel wieder. Zielstrebigkeit, Intelligenz und Zorn. Im Geiste verneigte er sich vor allen drei Eigenschaften.
    Er freute sich darüber.
    Er durchbrach die plötzliche Stille nicht. Das war seine einzige Chance, die Situation wieder in den Griff zu bekommen. Und er benutzte die Pause nicht nur, um das Mädchen zu betrachten, sondern auch, um den Golem näher ins Auge zu fassen.
    Er wirkte wahrhaftig erstaunlich lebenskräftig. Rugad hatte noch nie einen so lebendigen Golem gesehen. Die Person, die dahintersteckte, mußte große Zauberkraft besitzen. Aber der Golem mußte einmal zerbrochen sein, denn Sprünge durchzogen sein Gesicht bis zum Kragen. Auch seine Augen waren überraschend wach. Nur einmal hatte Rugad einen solchen Golem gesehen, einen Golem, der von einer solchen Kraft gespeist wurde, daß er sogar noch weiterlebte, nachdem der Spender seiner Lebenskraft schon gestorben war. Den Golem seines Großvaters. Der alte Mann hatte ihn in weit entfernte Gegenden geschickt, die er selbst nicht

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