Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fey 06: Die Erben der Macht

Fey 06: Die Erben der Macht

Titel: Fey 06: Die Erben der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
Vom Netzwerk:
und sie verschwanden in einer tief in ihm selbst liegenden Dunkelheit. Er wollte sie niemals wiedersehen.
    Dann spürte er eine Hand auf seiner Schulter.
    Er blickte aus den eigenen Augen und fühlte, wie er langsam wieder in seinen Körper glitt. Es war Coulter, der ihn an der Schulter festhielt. Die Rotkappe stand direkt vor ihm, und Leen hielt sich mit erschrockenem Gesichtsausdruck und verschränkten Armen ein wenig abseits.
    »Ich sagte«, wiederholte Coulter langsam, »ist alles in Ordnung mit dir?«
    Gabe nickte. Er fühlte sich seltsam, nicht ganz wie er selbst. In ihm waren noch die Spuren jener anderen Person und … eine große Leere. Als Coulter Gabes innere Türen zu seinem Schutz verriegelte, hatte er etwas verschlossen, was noch nie zuvor verschlossen worden war.
    »Wer war das?« fragte Coulter.
    »Weißt du das nicht?« Gabe war überrascht. Er hatte angenommen, Coulter wüßte alles. Schließlich hatte er dieses fremde Sein doch berührt.
    Coulter schüttelte den Kopf. »Ich war zu sehr damit beschäftigt, alles abzublocken.«
    »Es war Rugad«, sagte die Rotkappe.
    Gabe blickte den kleinen Mann ebenso überrascht an wie alle anderen. »Woher weißt du das?«
    »Ich habe ihn erkannt«, antwortete die Rotkappe. »Niemand sonst hat eine so mächtige Persönlichkeit. Niemand.«
    Gabe erschauerte. Genau das hatte er gefühlt: ein Sein, das so viel mächtiger war als er selbst.
    »Also hat er dich gefunden«, brummte Adrian. »Das war einfach.«
    »Von jetzt an wird es nicht mehr einfach sein«, sagte Coulter. »Ich habe ihn ausgeschlossen.«
    »Für immer?« fragte Gabe.
    »Wollen wir’s hoffen«, gab Coulter zurück.

 
11
     
     
    Langsam zog Rugad die Hand aus der Wand des Schattenlandes. Seine Finger brannten, und seine Augen tränten, obwohl er sie die ganze Zeit über geschlossen gehalten hatte. Nach dem Leuchten, das ihn aus der Verbindung vertrieben hatte, wirkte das Grau des Schattenlandes noch trüber. Ihn schwindelte. Er setzte sich auf einen Holzstoß und rieb sich die Augen mit der unverletzten Faust.
    So etwas hatte er noch nie gespürt. Jene Kraft, die in seinen Urenkel gekommen und Rugad regelrecht hinausgejagt hatte. Diese Kraft hatte nichts mit seinem Urenkel zu tun. Visionäre hatten keine Licht- oder Bindungsfähigkeiten. Bei dieser Sache hatte eindeutig ein Zaubermeister die Hand im Spiel gehabt.
    Ein mächtiger Zaubermeister.
    Einer, den Rugad nicht kannte.
    Brennender Schmerz erfüllte Rugad. Er hatte vergessen, wie kraftvoll und lebenssprühend sich ein junger Körper anfühlte, während sein eigener Körper schmerzte; Schmerzen, an die er sich zwar gewöhnt hatte, die ihm aber trotzdem zusetzten.
    Ein Zaubermeister!
    Rugad hatte mit voller Absicht verhindert, daß auf Rugars Reise ein Zaubermeister dabei war. Er hatte diese Entscheidung damit begründet, daß es nicht genügend Zaubermeister gab, was auch der Wahrheit entsprach, aber wenn er dieser Reise auch nur die kleinste Aussicht auf Erfolg gegeben hätte, dann hätte er einen Zaubermeister mitgeschickt.
    Was hatte Boteen gesagt? Daß er Gleichartige an diesem Ort spüren konnte?
    Andere wie er.
    Einer war vielleicht bei der Zerstörung des Schattenlandes gestorben. Aber ein zweiter war noch am Leben. Rugad hatte keinen Zweifel daran.
    Und noch einer, der nicht mächtig genug war, einen alten, machtvollen Visionär zu vertreiben. Und ihn darum einfach ausschloß.
    »Alles in Ordnung, Herr?« Eine junge Stimme. Rugad öffnete die Augen. Vor ihm stand ein Infanterist, hoch aufgeschossen genug, um magische Kräfte zu besitzen, aber so gertenschlank, daß er noch sehr jung sein mußte. Seine Zauberkräfte lagen noch brach.
    Rugad fühlte sich unwohl. Er war aus dem Gleichgewicht geraten und mehr als überrascht, und die Berührung des fremden Lichts hatte eine leichte Übelkeit in ihm ausgelöst. »Wie heißt du, Junge?«
    »Parzival, Herr.«
    Parzival. Der Name verriet sein Alter. Parzival. Ein Name aus Nye. Rugad respektierte zwar den Brauch der Fey, die Namen der eroberten Völker zu übernehmen, aber im Hinblick auf die letzte Generation bereute er diese Entscheidung. Die Namen aus Nye waren alle derart blumig und verspielt, daß sie sich nicht recht für Soldaten eigneten.
    »Nun, Parzival«, sagte Rugad mit bemüht fester Stimme, »welchen Weg über Land hast du eingeschlagen, um an diesen Ort zu kommen?«
    »Wir haben uns durch Sümpfe und Hinterland gekämpft, Herr, kurz nachdem wir diese Bergkette überwunden

Weitere Kostenlose Bücher