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Fey 06: Die Erben der Macht

Fey 06: Die Erben der Macht

Titel: Fey 06: Die Erben der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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in der klaren Luft. Erstaunlich, daß sich so entsetzliche Dinge an einem so herrlichen Tag ereigneten.
    Von jetzt an würde er das Sonnenlicht nie mehr so sehen können wie früher.
    Seine Mutter war tot. Seine beiden Mütter. Seine wirkliche Mutter war gestorben, als er drei Jahre alt war, und jetzt auch Niche …
    Er schluckte heftig und rieb sich die Nase. Nur um Niches willen hatte er das Schattenland gerettet. Sein Großvater hatte sie so zusammengeschlagen, daß sie nicht fliehen konnte, als das Schattenland eingestürzt war. Und Gabe hatte lieber das Schattenland repariert, als Niche sterben zu lassen.
    Aber es hatte zu nichts geführt. Jetzt war sein Urgroßvater erschienen und hatte sie umgebracht, statt sie dafür zu belohnen, daß sie seinen Urenkel großgezogen hatte.
    Auch Gabes Adoptivvater hatte er auf dem Gewissen.
    Und alle anderen, mit denen Gabe sein ganzes bisheriges Leben verbracht hatte.
    Coulter sprach immer noch auf Leen ein, ohne Gabe dabei aus den Augen zu lassen. Gabe drehte sich um. Es war Zeit, Coulter von ihr zu trennen. Er, Coulter, verstand einfach nicht, was das alles bedeutete. Er konnte die Tiefe von Gabes Zorn nicht ermessen, ebensowenig wie das, worum sie kämpfen mußten.
    Ohne jede Vorwarnung verspürte Gabe eine Berührung, wie ein Tentakel, als hätte jemand die Tür eines Zimmers geöffnet, das lange Zeit leer gestanden hatte. Ein leichter Wind wehte herein und wirbelte Staubflocken auf. Gabe schauerte.
    Das Gefühl war in ihm, aber er wußte nicht, wo sich die Tür befand. Er konzentrierte sich mit aller Kraft auf sein Inneres. Coulter näherte sich ihm, ohne daß Gabe es bemerkte.
    Dann spürte Gabe ein anderes Sein, ganz und in sich geschlossen, das eine Verbindung überquerte, von deren Existenz Gabe bislang nichts geahnt hatte. Es war ein kraftvolles Sein, alt und vielschichtig und mächtig. Mächtiger als Gabe. Mächtiger, als Gabe vielleicht jemals sein würde.
    Das Sein schob Gabe beiseite und spähte durch seine Augen. Jetzt – endlich – begriff Gabe, wie sich Sebastian all die Jahre über gefühlt hatte, als Gabe in seinen Körper eingedrungen war, ohne zu wissen, daß Sebastian lebte.
    Das Sein stand an Gabes Stelle, sah, was Gabe sah, spürte, was Gabe spürte. Gabe hatte das Gefühl, als habe man ihn in eine Ecke seines Körpers gedrängt und hielte ihn dort mit unsichtbarer Hand fest.
    »Gabe?« Er hörte Coulters Stimme wie aus weiter Ferne.
    Aber aus Gabes Körper kam keine Antwort. Das fremde Sein erfüllte ihn, überrascht und angetan von dem, was es gefunden hatte, und beobachtete aufmerksam alles um sich herum.
    Gabe wehrte sich, versuchte, das Andere beiseite zu schieben, aber es gelang ihm nicht.
    Das Sein fühlte sich gleichzeitig vertraut und fremd an. Es war männlich, ein altes Sein, aber sein Bild war jung. In seiner Jugend hatte der Mann ausgesehen wie Gabe, nur Haut und Augen waren dunkel gewesen. Dunkel … sehr dunkel. Es gab Wahlmöglichkeiten in diesem Sein, die Gabe erbeben ließen. Sohn oder Enkelin? Mutter oder Bruder?
    Gabe wußte nicht, was die Frage bedeutete.
    Er wußte nur, daß er dieses Sein nicht vertreiben konnte. Es rührte keinen Muskel.
    Es wollte ihn.
    Dann tauchte ein zweites Sein in Gabe auf. Es war über eine andere Verbindung zu ihm gekommen, und dieses Sein erkannte Gabe. Es war Coulter, in weißes Licht getaucht. Coulter erblickte das dunkle Sein und umschlang es mit Lichtfasern. Er schob es auf seiner Verbindung zurück und schlug die Tür zu. Dann bewegte sich Coulter in Gabe weiter, schloß Türen, verriegelte sie und hüllte sie mit seinem Licht ein.
    … Was tust du, Coulter? fragte Gabe.
    … Ich schütze dich, erwiderte Coulter und verschwand wieder entlang seiner Verbindung.
    Gabe war mit einem Mal wieder er selbst in sich selbst. Das dunkle Sein hatte eine Spur hinterlassen, aber sie war nicht böse oder bedrohlich, wie Gabe erwartet hatte.
    Die Spur war voller Neugierde und einer Sehnsucht, die Gabe nicht einordnen konnte. Gabe suchte nach den Resten der zurückgebliebenen Spur und hielt sie für einen Augenblick fest. Ein merkwürdiges Mitgefühl stieg in ihm auf, als er spürte, von welch tiefer Einsamkeit diese Fäden durchdrungen waren.
    Dann, als hätte er sich verbrannt, ließ er die Fäden ganz plötzlich los.
    Es war sein Urgroßvater! Der Mann, der seine Adoptiveltern und all seine Freunde auf dem Gewissen hatte. Der Mann, der Gabes Zuhause vernichtet hatte.
    Gabe schleuderte die Fäden von sich,

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