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Fey 06: Die Erben der Macht

Fey 06: Die Erben der Macht

Titel: Fey 06: Die Erben der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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wandern. Es herrschte absolute Ruhe. Er konnte den Fußsoldaten zwar nirgendwo entdecken, erspähte aber das Gefängniszelt. Es wurde von Infanteristen und einigen Fußsoldaten bewacht. Im Schattenland gab es nur wenige Gefangene. Es handelte sich dabei um Personen von besonderer Bedeutung oder solche, die etwas mit dem Feldzug zu tun hatten.
    Als Rugad zwischen den Zeltreihen hindurchschritt, erblickte er Weißhaar. Er trug einen ärmellosen Waffenrock, und man sah die zahlreichen Narben an seinen Armen. Weißhaars Zöpfe waren so lang, daß sie den Saum seiner dunklen Hose berührten. Er hatte Rugad bemerkt und beobachtete ihn, als er sich näherte.
    Ohne Umschweife sagte Rugad: »Ich brauche einen kleinen Stoßtrupp, der zu den Bauernhöfen in der Mitte der Insel aufbricht. Ich glaube, daß sich mein Urenkel dort versteckt hält.«
    »Dann wäre es vielleicht besser, mehr Leute zu schicken«, gab Weißhaar zu bedenken.
    Rugad schüttelte den Kopf. »Ich will nicht, daß man unsere Leute sieht. Ich will den Jungen nach Möglichkeit überraschen. Vielleicht rechnet er damit, daß ich komme.«
    »Ich kümmere mich darum«, antwortete Weißhaar.
    »Sag den Leuten, nach wem sie suchen. Es darf ihnen kein Fehler unterlaufen. Ich will ihn lebend und unverletzt.«
    »Ja, Herr«, erwiderte Weißhaar.
    »Je schneller wir das erledigen, desto besser«, fuhr Rugad fort. »Ich schlage vor, einen Tierreiter zur nächsten Garnison zu schicken.«
    »Die meisten Tierreiter sind in Jahn.«
    »Nicht alle«, antwortete Rugad. Die Blicke der beiden Männer trafen sich. »Das stimmt doch?«
    »Ja, Herr. Ich werde alles in die Wege leiten.« Weißhaar neigte leicht den Kopf und fügte dann hinzu: »Ghost will dich sehen.«
    »Er soll in meinem Zelt warten. Erst muß ich noch eine andere Angelegenheit klären.«
    Weißhaar blickte nach hinten in Richtung Gefängniszelt »Sie ist wütend darüber, wie man sie behandelt.«
    »Sie wird noch wütender sein, wenn sie nicht mit uns zusammenarbeitet. Sie ist nur noch deshalb am Leben, weil wir zuwenig Doppelgänger haben.«
    Weißhaar lächelte vorsichtig. »Ich würde sie nicht unterschätzen, Herr.«
    »Sie ist eine Gestaltwandlerin«, erwiderte Rugad. »Die unterschätze ich nie.«
    »Berichten zufolge hat sie deinen Sohn getötet.«
    Bei dieser Mitteilung nickte Rugad nur. Damit hatte sich Solanda weniger geschadet, als die meisten Fey glaubten. Sollte sie Rugar wirklich getötet haben, so hatte sie Rugad damit einen Gefallen getan.
    Er ging zum Gefängniszelt. Der Eingang war durch ein verzaubertes Seil gesichert. Das Zelt selbst war grau und innen dunkel. Bevor Rugad eintrat, reichte ihm ein Fußsoldat eine Fey-Lampe.
    Rugad betrachtete die Lampe aufmerksam. Ihr Licht war besonders hell. Die darin gefangenen Seelen leuchteten mit einer Kraft, die er lange nicht mehr gesehen hatte.
    »Fey?« fragte er.
    Der Fußsoldat schüttelte den Kopf. »Zu gefährlich«, sagte er. »Wir haben nur die Seelen der Inselbewohner genommen.«
    »Gut«, erwiderte Rugad. Er wollte keinen dieser Fey-Versager, nicht einmal die körperlosen, in der Nähe seiner Leute haben.
    Mit der Lampe in der Hand betrat er das Zelt. Vier Wachen standen direkt vor dem Eingang, drei weitere saßen drinnen auf dem Teppich. Rugad entließ sie mit einem Fingerschnippen.
    In der Mitte des Zeltes stand Solanda. Sie trug Hemd und Hose, beides blutbefleckt. Ihr gelbbraunes Haar fiel offen auf die Schultern. Sie war in diesen zwanzig Jahren nicht einen Tag älter geworden. Sie sah immer noch aus wie eine junge Frau, obwohl sie mindestens so alt oder sogar noch älter sein mußte als Rugar.
    »Man hat mir berichtet, daß du meinen Sohn umgebracht hast«, sagte Rugad.
    Sie hob das Kinn. Ihr Geburtsmal zeichnete sich dunkel auf der goldfarbenen Haut ab. »Er hat der Schamanin nicht gehorcht.«
    »Visionäre haben es nicht nötig, auf Schamaninnen zu hören.«
    »Lügner«, gab Solanda zurück. »Visionäre brauchen Schamaninnen. Besonders dann, wenn sie Blind sind.«
    »Willst du deine Tat etwa mit der Blindheit meines Sohnes rechtfertigen?«
    »Du brauchst mir nichts vorzumachen, Rugad. Ich weiß, daß ich hier nichts mehr zu verlieren habe. Ich weiß, daß du mühelos Informationen aus mir herausholen und mich töten kannst.«
    »Dann solltest du vielleicht etwas entgegenkommender sein.«
    Sie schnaubte verächtlich. »Darum geht es nicht zwischen uns. Ich habe auf dieser öden Insel gelebt, weil du mich hierher verbannt hast, weil

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