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Fey 06: Die Erben der Macht

Fey 06: Die Erben der Macht

Titel: Fey 06: Die Erben der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Sims und flog mit gleichmäßigen Flügelschlägen davon. Ein kurzer Senkflug, dann drehte sie nach links, flog vor Rauch und Fey davon. Sie kannte Vögel gut genug, um zu wissen, daß diese niemals freiwillig in die Richtung fliegen würden, aus der Gefahr drohte.
    Es bedurfte ihrer ganzen Willenskraft, nicht zu den Fey hinunterzublicken. Sollte sie verfolgt werden, würde sie es schnell genug merken. Sie wußte auch bereits, was sie in diesem Fall tun würde. Sie würde sich teilweise Wandeln und erklären, wer sie war. Falls die Fey sie fangen wollten, mußten sie sie erst einmal in die Hände bekommen, und selbst darauf war sie gut vorbereitet.
    In diesem Teil des Himmel war sie allein.
    Sie flog höher. Die Tierreiter rund um den Palast waren ausschließlich Vögel. Sie saßen etwa zwanzig Reihen tief hintereinander.
    Und sie waren die einzigen Fey, die im Augenblick nicht kämpften.
    Fey zerrten Inselbewohner im östlichen Teil Jahns aus ihren Häusern und brachten sie langsam um, indem sie ihnen die Haut abzogen. Die Schreie, die Arianna in der Nähe des Palastes nicht gehört hatte, gellten hier entsetzlich zu ihr herauf. Sie konnte die Stimmen nicht voneinander unterscheiden. Sie vereinigten sich zu einem einzigen qualvollen Schmerzensschrei.
    Arianna flog nach rechts in Richtung Cardidas. Der Fluß war leer. Keine Schiffe waren zu sehen. Die Fey waren auf anderem Weg auf die Insel gekommen. Auch die Brücken, die den Fluß überspannten, waren menschenleer.
    Ebenso verlassen wie die Straßen.
    Mit Ausnahme der Gegend rund um den Tabernakel. Eine zweite gewaltige Heerschar umringte den Tabernakel, riegelte ihn ab und durchkämmte ihn. Die weißen Rauchfahnen, die Arianna gesehen hatte, stiegen aus den unteren Geschossen des Gebäudes auf. Das Feuer hatte sich offenbar ungehindert ausgebreitet, der Rauch war aber jetzt nicht mehr weiß, sondern tintenschwarz und roch nach verbranntem Fleisch.
    Der Magen drehte sich ihr um. Auds rannten ins Freie, verfolgt von Fey. Alle möglichen Tiere hatten sich im Hof des Tabernakels breitgemacht. Sie zerfetzten, zerrissen und fraßen die Leichen der Bewohner. Überall lagen menschliche Überreste und Einzelteile: zur Hälfte gefressene Köpfe, abgeschnittene Hände, zerquetschte Glieder.
    Arianna wurde übel. Sie schluckte heftig. Sie hatte sich noch niemals durch ihren Schnabel übergeben. Und sie würde es auch jetzt nicht tun, ganz gleich, was sie dort unten sehen mochte.
    Auch im Tabernakel herrschte Lärm. Die Fey-Tiere knurrten, jaulten und grunzten. Inselbewohner schrien, Flammen fauchten. Arianna flog weiter, zurück über den Fluß in Richtung Westen, wo die dicksten Rauchwolken aufstiegen.
    Als sie näher kam, keuchte sie entsetzt. Die Fey hatten Häuserreihe um Häuserreihe in Schutt und Asche gelegt. Nichts als zerstörte, rauchende Ruinen waren übrig. Auf den Straßen lagen verkohlte Leichen. Die Fey waren bereits weitergezogen. Auch Inselbewohner konnte Arianna nicht entdecken, zumindest keine lebenden. Einige Tiere irrten durch die Trümmer, als fänden sie nicht aus den brennenden Straßenzügen heraus.
    Noch nie hatte Arianna so viele tote Menschen gesehen.
    Wie hatte dies alles so schnell geschehen können? Die Fey hatten erst letzte Nacht ihre Ankunft gemeldet. Wie waren nur so viele auf die Insel gekommen, ohne daß man sie vorher bemerkt hatte?
    Sie ließ sich so tief wie möglich in die Nähe der schwelenden Überreste sinken. Es schien, als seien die Menschen aus ihren Häusern gerannt, als das Feuer sie noch im Schlaf überraschte. Was hatte Solanda ihr immer gesagt? Das Geheimnis einer erfolgreichen Kriegsführung bestand darin, den Gegner zu überraschen.
    Vollständig zu überraschen.
    Während sie noch in Sebastians Zimmer mit ihrem Vater diskutiert hatte, während er noch die Adligen zusammenrief, während sie sich noch über Solandas Abwesenheit ärgerte, hatten die Fey bereits zugeschlagen. Lautlos. Genauso lautlos, wie sie den Palast umringt hatten.
    Die Vögel hatten geschwiegen. Vögel schwiegen niemals. Obwohl Arianna das wußte, hatte sie nicht daran gedacht. Vögel, die sich ausruhten, sangen, tirilierten und zwitscherten. Diese saßen nur da und warteten.
    Warteten auf einen Befehl.
    Der Gestank nach brennendem Fleisch war so beißend, daß er durch Nase und Kehle bis in ihren Magen zu dringen schien. Arianna bezweifelte, daß sie diesen Geruch je wieder loswerden würde.
    Ihre Stadt würde nie wieder derselbe Ort sein wie vor dem

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