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Fey 07: Die Augen des Roca

Fey 07: Die Augen des Roca

Titel: Fey 07: Die Augen des Roca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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durchs Land durchzuschlagen, ohne den Fey in die Hände zu fallen. Sebastian war nicht in der Lage, sich schnell zu bewegen. Sobald sie ein Fey erspäht hätte, wäre ihr Schicksal besiegelt gewesen.
    Sebastian schauderte. Con fühlte es wie ein inneres Rütteln, als habe sich die Erde bewegt.
    »Ich … kenne … einen … Ort«, sagte Sebastian. »Aber … ich … war … noch … niemals … dort.«
    »Wunderbar«, sagte Con. »Wie sollen wir diesen Ort dann finden?«
    »Ich … habe … Erinnerungen … keine … eigenen … ich … werde … es … herausfinden.« Damit verschwand er aus seinen Augen. Con hatte noch niemals etwas Derartiges gesehen. Im einen Augenblick unterhielt er sich mit einem lebendigen, atmenden, menschlichen Wesen, im nächsten saß er neben einer Statue. Die Angst, die er schon die ganze Zeit unterdrückte, stieg an. Wenn dies wirklich seine Weisung war, dann handelte es sich um eine höchst sonderbare Weisung. Aber er konnte die Weisung nicht ablehnen. Durch die Adern des Königs floß Rocas Blut. Er war ein direkter Nachfolger des Roca. Das galt auch für seinen Sohn.
    Nach dem Tod des Roca aber bewahrte die königliche Familie in ihren Körpern einen der kostbarsten Schätze des Rocaanismus.
    Con hatte sich immer über den Roca gewundert. Seine Ratschläge, die er der Nachwelt in den Geschriebenen und Ungeschriebenen Worten hinterlassen hatte, waren voller Weisheit, aber seine letzte Tat, die durch die Religion verherrlicht wurde, schien auf den ersten Blick die Handlungsweise eines Narren zu sein. Als man den Roca aufforderte, sich zu entscheiden, ob er sein Volk in einen Kampf führen wolle, den es nicht gewinnen konnte, oder ob er die Soldaten des Feindes niedermetzeln wolle, entschied er sich dafür, sich selbst zu opfern. Bevor er sich von den Soldaten des Feindes erstechen ließ, reinigte er sein Schwert mit Weihwasser. Dann wurde er in Gottes Hand Aufgenommen, wo er jetzt als Fürsprecher seines Volkes wirkte.
    In der letzten Zeit war es mit seiner Fürsprache allerdings nicht weit hergewesen.
    Con ballte die Faust. Er wußte genau, daß dieser Gedanke gotteslästerlich war. Aber die Inselbewohner standen jetzt zum zweiten Mal innerhalb von zwanzig Jahren den Soldaten des Feindes gegenüber, und Gott hatte nichts dagegen unternommen.
    Vielleicht hatte Ihm der Zweck mißfallen, zu dem man das Weihwasser benutzt hatte. Oder vielleicht erwartete Er mehr von seinem Volk, als in den Geschriebenen und Ungeschriebenen Worten stand.
    Plötzlich war Sebastian wieder in sein Blickfeld zurückgekehrt. Die Veränderung war ebenso überraschend wie unmerklich vor sich gegangen. Con spürte den Unterschied deutlich, ohne daß er ihn hätte erklären können. Es war wie eine Brise, die unerwartet an einem Sommertag aufkommt.
    »Ich … kann … den … Ort … finden«, erklärte Sebastian. Langsam beugte er sich vor und ergriff Cons Arm. Sein Griff war fest, beinahe schmerzhaft. »Wir … müssen … gehen.«
    »Gut«, sagte Con. Er wußte, daß es trotz der Befehle der Geistlichen einfach war, von hier zu verschwinden. Die Dunkelheit schützte sie, und außerdem achtete sowieso niemand auf die beiden Jungen. Alle waren viel zu sehr mit ihren eigenen Verlusten beschäftigt. »Ich besorge uns etwas Proviant, dann können wir gehen.«
    Con wußte nicht genau, ob er dem sonderbaren Geschöpf neben sich uneingeschränkt vertrauen durfte, aber es war auf jeden Fall besser, mit Sebastian zu gehen, als hier unter der zerstörten Stadt zu bleiben und auf die Fey zu warten. Con hatte schon einmal gegen die Fey gekämpft, und das reichte ihm für den Rest des Lebens.

 
7
     
     
    »Du bist nicht der einzige, der den Schwarzen König töten kann«, sagte die Schamanin. Sie wickelte sich noch fester in die Decke, als fröstelte es sie bei ihren eigenen Worten.
    Nicholas war es trotz des Schnees und der kalten Luft ungewohnt warm. Am fahlen Sonnenlicht konnte es nicht liegen. Die Wärme, die er spürte, kam aus ihm selbst, von der Entscheidung, die er soeben unwiderruflich getroffen hatte.
    Ihm blieb keine andere Wahl.
    »Es gibt andere …«
    »Die würden nicht mal in seine Nähe kommen.«
    Die Schamanin legte den Kopf schief und sah Nicholas an. Ihr Haar war in dem spärlichen Sonnenlicht fast farblos und umgab ihren Kopf wie ein Heiligenschein. Nicholas hatte bis jetzt erst zwei Fey getroffen, die kein schwarzes Haar gehabt hatten, und eine der beiden war die Schamanin.
    »Du kommst doch auch nicht

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