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Fey 07: Die Augen des Roca

Fey 07: Die Augen des Roca

Titel: Fey 07: Die Augen des Roca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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wo er seine Urenkel finden und erziehen mußte.
    Wo er ihren Vater aufspüren und töten mußte.
    Weißhaar blickte ihn einen Augenblick lang durchdringend an und nickte dann, als habe er verstanden. »Ich bestelle ihr, daß sie kommen soll«, sagte er zögernd. Also fand er tatsächlich keinen Gefallen daran, die Macht wieder aufzugeben, die ihm als Rugads Stimme verliehen worden war.
    Rugad machte sich im Geiste eine Notiz. Es war an der Zeit, Weißhaar eine neue Position zuzuweisen, die nur nach außen hin, aber nicht in Wirklichkeit, einflußreich war. Er würde etwas Geeignetes finden.
    Weißhaar hatte noch nicht begriffen, daß seine Tage gezählt waren.
    »Noch eine letzte Sache«, begann er. »Bei der Reinigung des Palastes haben die Domestiken eine ganze Reihe von Geheimgängen gefunden. Sie führen über die Verliese hinaus. Ich vermute, wir sollen diese Gänge noch gründlicher auskundschaften?«
    Rugad hob den Finger, um Weißhaar anzudeuten, daß er zu warten hatte, anstatt Rugads Antworten vorwegzunehmen. Weißhaar ergriff ein Papier und reichte es Rugad zusammen mit einem verzauberten Füllfederhalter, der nicht mehr in Tinte getaucht werden mußte. In der letzten Woche hatten Weißhaar und Rugad dieses neue Ritual häufig genug absolviert. Mehr als alles andere überzeugte dieses Ritual Rugad jetzt davon, daß man ohne Stimme nicht kommandieren konnte. Schreiben und Handzeichen ließen zu vieles offen, ließen zu viel Raum für Auslegungen.
    Rugad ließ sich auf einen eisernen Stuhl an der Balkonwand nieder und breitete das Papier auf seinen Knien aus.
    Während er den Bogen mit der einen Hand festhielt, kritzelte er schnell mit der anderen:
    Tötet keinen der Inselbewohner, die Ihr in den Tunneln findet. Unsere Leute sollen unsichtbar bleiben. Laßt die Inselbewohner beschatten und erstattet mir dann Bericht.
    Er reichte Weißhaar das Papier. Dieser las es durch und runzelte die Stirn. »Aber«, wandte er ein, wie er es in letzter Zeit viel zu häufig tat, »glaubst du nicht, es wäre besser, ihnen klarzumachen, daß Fey in ihrer Nähe sind?«
    Wütend schlug Rugad auf das Papier. Dann ballte er die Faust, kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und wies gebieterisch zur Tür.
    Weißhaar nickte. »Du hast recht, wie immer«, lenkte er ein. »Ich werde den Befehl sofort weitergeben und dich auf dem laufenden halten.«
    Zur Bestätigung nickte Rugad kurz, erhob sich dann und drehte Weißhaar den Rücken zu. Einen Augenblick später hörte er die Tür ins Schloß fallen.
    Was für ein Esel. Er begriff nicht, daß wahrscheinlich nur wenige Inselbewohner über die Geheimgänge Bescheid wußten. Der Gute König Nicholas und Rugads Enkelin gehörten zu diesem kleinen Kreis Eingeweihter. Aber auch wenn sich Nicholas und Arianna gerade woanders aufhielten, wußten vielleicht die Inselbewohner, die sich dort versteckten, wohin sich die beiden zurückgezogen hatten. Mit ein bißchen Glück führten sie Rugads Leute womöglich bis zum König und seiner Tochter.
    Mit ein bißchen Glück.
    Solange die Fey sich nicht blicken ließen.
    Solange Weißhaar die richtigen Befehle weitergab.
    Rugad preßte eine geballte Faust auf die Brüstung. Seger würde gut daran tun, sich zu beeilen. Rugad brauchte eine Stimme, bevor dieser Tag vorüber war.

 
6
     
     
    Con lehnte sich gegen die Kisten mit Weihwasserfläschchen. Der große Tunnel, in dem er zum ersten Mal den alten Aud »auf der schiefen Bahn« und dessen Diebesbande getroffen hatte, war jetzt gedrängt voll mit richtigen Auds, einigen Geistlichen und zahlreichen Daniten. Sie alle hatten den Angriff der Fey auf den Tabernakel und den darauffolgenden Brand überlebt, indem sie sich in die Katakomben unterhalb des Tabernakels zurückgezogen hatten und von dort aus, ebenso wie Con wenige Stunden vor ihnen, unter der Brücke bis hierher gekrochen waren.
    In dieser großen, von Menschen gebauten Höhle, in der es schwach nach Rauch und Fluß roch, befand sich alles, was vom Rocaanismus, der Religion der Blauen Insel, übriggeblieben war. Tragischerweise war der Rocaan, religiöser Führer und Bewahrer der Geheimnisse, nicht unter ihnen. Er war durch einen Sturz aus einem der Turmfenster ums Leben gekommen und anschließend von den Tieren der Fey gefressen worden.
    Oder vielleicht waren diese Geschöpfe auch zur Hälfte menschliche Fey. Con wußte es nicht und konnte es nicht verstehen. Er war erst dreizehn Jahre alt, obwohl er seit der letzten Woche das Gefühl

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