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Fey 07: Die Augen des Roca

Fey 07: Die Augen des Roca

Titel: Fey 07: Die Augen des Roca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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So werden wir herausfinden, ob die Einwohner dort schon andere Fey gesehen haben, denn meine Truppen sind nie dort gewesen und Rugars auch nicht, soviel ich weiß.«
    Boteen ließ den Kopf hängen. »Ich kann nicht versprechen, daß ich es schaffe«, gestand er.
    Boteen hatte noch nie Zweifel an seinen eigenen Fähigkeiten geäußert. »Du mußt«, sagte Rugad.
    »Dieser zweite Zaubermeister … er ist abgeschirmt. Schon seit unserer Ankunft. Es ist, als hätte er mich gespürt und dann Vorkehrungen getroffen, daß ich ihn nicht ausfindig machen kann.«
    Ein Bild schoß Rugad unvermittelt durch den Kopf. Es war keine richtige Vision, eher eine Art Erinnerung, nichts Sichtbares. Es war die Art und Weise, wie sich die Verbindung angefühlt hatte, als sein Urenkel ihn damals aus seinem Geist ausgeschlossen hatte.
    »Wenn das der Fall ist, hat der Zaubermeister, dem du auf der Spur bist, mit meinem Urenkel nichts zu schaffen«, schlußfolgerte Rugad. »Aber es schadet nichts, ihn trotzdem zu finden.«
    »Wie kommst du darauf?« fragte Boteen leise. Er verteidigte sich nicht, er schien nur neugierig. »Wenn ich es weiß, kann ich seinen Standort vielleicht leichter ausfindig machen.«
    »Ich bin dem Beschützer meines Urenkels bereits einmal begegnet«, erklärte Rugad. »Nicht persönlich, sondern als ich versuchte, in den Geist meines Urenkels einzudringen. Ich traf auf eine wütende Kraft, die mich vertrieb und dann die Tür hinter mir verriegelte. Ich konnte die Verbindung zwar immer noch bereisen, aber der Geist meines Urenkels blieb mir seitdem verschlossen. Ein Zaubermeister, der so etwas vermag, ist auch in der Lage, seine eigene Spur abzuschirmen.«
    »Die Inselzauberer haben nicht dieselbe Ausbildung wie die Zaubermeister der Fey«, wandte Boteen ein. »Du kannst aus ihrem Verhalten nicht dieselben Schlüsse ziehen.«
    »Und du solltest lieber nicht davon ausgehen, daß ihre Ausbildung minderwertig ist, nur weil sie anders ist«, konterte Rugad. »Mein Sohn hat den entscheidenden Fehler gemacht, die Bewohner dieser Insel zu unterschätzen. Ich habe nicht vor, diesen Fehler zu wiederholen. Du suchst weiter nach dem zweiten Zaubermeister. Ich meinerseits schicke Truppen zu den Blutklippen.«
    »Mich könntest du dort auch gebrauchen«, gab Boteen zu bedenken.
    Rugad sah ihn überrascht an.
    Boteen zuckte die Achseln. »Ich bin der einzige, der dieser Spur folgen kann«, erklärte er. »Es gibt nur drei Zaubermeister auf dieser Insel, und zwei davon sind keine Fey. Niemand sonst kann diese Spuren lesen.«
    Rugad seufzte. Das stimmte nicht ganz. Visionäre konnten das Spurenlesen zwar lernen, aber Rugad hatte weder die Zeit noch die Absicht, die Nordhälfte der Insel aufzusuchen. Er hatte Dringenderes zu tun.
    Wieder seufzte er. »Gut. Du begleitest die Truppe, aber du bist nicht ihr Anführer. Du hast eine andere Aufgabe. Die Inselbewohner dürfen dich nicht zu Gesicht bekommen. Du konzentrierst dich ausschließlich auf die Spuren des Zaubermeisters. Laß die anderen ihre Arbeit tun.«
    Boteens Augen wurden schmal. Er wußte, daß Rugad niemals leere Drohungen äußerte, aber ihm war nicht klar, was der Schwarze König eigentlich vorhatte.
    »Wann sollen wir aufbrechen?«
    »Sobald ich eine Truppe zusammengestellt habe«, erwiderte Rugad. »Ich gebe dir Bescheid.«
    Boteen nickte und ging zur Tür. Bevor er sie öffnete, hielt er inne. »Rugad«, sagte er, »wenn du doch unrecht hast, was den Zaubermeister betrifft, der deinen Urenkel schützt, und ich recht, dann ist der Junge womöglich in Gefahr.«
    »Ich habe das innerste Wesen dieses Zaubermeisters berührt«, erklärte Rugad. »Er liebt meinen Urenkel, vielleicht sogar ein bißchen zu sehr.«
    »Hoffentlich hast du recht«, murmelte Boteen und verließ das Zimmer.
    Rugad wußte, daß Boteens Bedenken berechtigt waren. Aber Boteen schien nicht zu begreifen, daß Liebe manchmal gefährlicher sein konnte als Haß.

 
32
     
     
    Fledderer stand mitten auf der Marmortreppe. Dieser Ort war ihm unheimlich. Er war warm, obwohl es in einer Höhle von diesen Ausmaßen eigentlich kalt sein müßte. Er war hell, obwohl eine Höhle ohne andere Öffnungen als dem Eingang dunkel sein müßte. Er war voller Waffen, den Symbolen der Inselreligion, obwohl doch offensichtlich seit Jahrhunderten niemand hiergewesen war.
    Jetzt stand Gabe auch noch wie erstarrt mit glasigen Augen in der großen Halle am Fuß der Treppe, und das letzte, was er gesagt hatte, war »Mutter«

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