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Fiasko

Fiasko

Titel: Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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war weiß von Wolken. Plötzlich kam es ms Schwanken, als würde es von Wasser überschwemmt. Die Linien des geodätischen Netzes krümmten sich. Die Distanz zwischen GABRIEL und den Verfolgern schwand.
       Infolge der Verlangsamung passierte alles wie in einem Wassertropfen unter dem Mikroskop, wenn kommaförmige Bakterien auf ein schwarzes Schwebeteilchen zuschwimmen. „Das Dopplersche Differentialtelemeter!“ sagte Tempe.
       „Der Raum verliert den euklidischen Charakter“, erwiderte GOD, schaltete aber den Differentiator zu. Die Maschen des Netzes zuckten und bogen sich, aber die Entfernung war ungefähr abzuschätzen. Die Kommas waren auf ein paar hundert Meter an GABRIEL heran. In diesem Moment blähte sich ein riesiger Teil des Planeten unterhalb der fünf dicht beieinander liegenden schwarzen Punkte gewaltig auf und kehrte sogleich zu seinem gewöhnlichen Aussehen zurück. Die schwarzen Punkte waren verschwunden, an ihrer Stelle gab es ein leichtes Flimmern wie von erhitzter Luft, darauf folgte ein schrecklicher roter Glast, einer Fontäne funkelnden Blutes gleich, das zu einer scharlachroten Blase wurde und dann in trübem Braun erlosch. Die von dem Schlag Tausende von Meilen weggefegten Wolkenfetzen wälzten sich träge über die Fläche des Ozeans, die dunkler war als die östliche Küste. Das Fenster mit den geknäulten Rändern blieb weit geöffnet — gähnend leer. „Die Gravimeter!“ sagte der Pilot. „Bitte sehr.“
       Das Bild blieb unverändert, nur die geodätischen Linien wanden sich in der Mitte wie verfilzte Fäden. „Die Mikrograviskopie! GOD, du weißt doch ganz genau, was ich will!“
       „Aber ja!“
       GOD sprach wie stets mit seiner emotionslosen Stimme, aber der Pilot glaubte einen impertinenten Ton herauszuhören, als wolle ihn die Maschine, die ihm an Fixigkeit überlegen war, merken lassen, wie widerwillig sie seine Befehle ausführte. Im Knäuel der verwickelten geodätischen Linien zeigte sich ein kaum erkennbares Kräuseln, das die Dichte des Netzes durchlief und sich verlor. Das geodätische Gewirr richtete sich wieder aus, vor dem wei-ßen Planeten, der in seiner Wolkendecke nur ein Loch trug wie das Auge eines Zyklons, stand rechtwinklig das Netz der Schwerkraftkoordinaten.
       „GABRIEL hat Nukleonen aus dem Teravoltbereich in sich hineingeschossen, nicht wahr?“ fragte der Pilot. „Ja.“
       „Auf einer Tangente mit einer Genauigkeit von einem Heisenberg?“
       „Ja.“
       „Wo hat er die zusätzliche Energie hergenommen? Seine Masse war doch viel zu gering, um den Raum zu einem Mikroloch zu deformieren.“
       „Das Teratron arbeitet im Kurzschluß wie ein Siderator. Es bezieht die Energie von außen.“
       „Wo ein Defizit entsteht?“
       „Ja.“
       „Als negative Energie?“
       „Ja.“
       „In welcher Reichweite?“
       „Bei Supralichtgeschwindigkeit im Raumjenseits hat GA-BRIEL sie m einem Radius von einer Million Kilometer bezogen.“
     
       „Warum ist das sowohl der Quinta und ihrem Mond als auch uns verborgen geblieben?“
       „Weil es eine Quantenanleihe im Holenbachschen Intervall war. Soll ich es weiter erläutern?“
       „Nicht nötig“, sagte der Pilot. „Da der Kollaps in kürzerer Zeit als dem millionsten Bruchteil einer Nanosekunde erfolgte, entstanden zwei konzentrische Ereignishorizonte nach Rahman-Kerr.“
       „Jawohl“, sagte GOD. Er konnte sich nicht wundern, aber der Pilot vernahm aus diesem Wort doch Respekt. „Das heißt, daß die von GABRIEL hinterlassene Singularität nicht mehr auf dieser Welt ist. Rechne mal nach, ob ich recht habe.“
       „Ich habe bereits gerechnet,“ erwiderte GOD. „Die Wahrscheinlichkeit, daß es sich so verhält, beträgt 1: 10 000.“
       „Warum fabelst du dann dem Kommandanten etwas über Fliegen vor?“
       „Die Wahrscheinlichkeit ist nicht gleich Null.“
       „Den geodätischen Bewegungen zufolge hatte der Kollaps eine starke heliofugale Beulung. Reduziert man die Massen aller im System vorhandenen Körper auf Punkte, so kann man den Brennpunkt berechnen, der die Raketen der anderen durch den Makrotunneleffekt zerlegt hat. Stimmt's?“
       „Es stimmt.“
       „Die Verunschärfung muß kürzer sein als ein Parsek. Kannst du rechnen?“
       „Ja.“
       „Nun?“
       „Die Tunnelung verläuft probabilistisch, während die unabhängigen Wahrscheinlichkeiten

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