Fiasko
wird es bemerken.“
„Pater Arago“, sagte Steergard und beugte sich weit über den Tisch, „selig sind die geistig Armen, denn ihrer ist das Himmelreich! Ich gebe mich geschlagen, Sie haben mir Prügel verabreicht, wie sie nicht einmal GOD von unserem Piloten bezogen hat. Wie sind Sie darauf gekommen?“ Der Dominikaner lächelte. „Als kleiner Junge habe ich mit Spiegeln gespielt. GOD indessen ist nie ein Kind gewesen.“
„Als Übermittlung einer Information ist das prima“, warf Nakamura ein. „Aber werden die Leute dort, selbst wenn sie es verstehen, auch antworten können?“
„Vor der Empfängnis war die Verkündigung“, sprach Arago. „Vielleicht vermögen sie nicht so zu antworten, daß wir es verstehen. Mögen wenigstens sie uns eindeutig verstehen.“
Tempe, der den Mönch mit unverhohlener Bewunderung angesehen hatte, konnte nicht länger an sich halten. „Das war das Heureka! Und die werden doch dort auch Spiegel haben, Spiegel werden auch in Kriegszeiten nicht eingezogen!“
Der Mönch schien das nicht gehört zu haben, er war mit einem Gedanken beschäftigt. Leise, zögernd, sagte er: „Meine Herren, ich habe eine Bitte, die Sie hoffentlich nicht beleidigt. Ich möchte dem Astrogator einige Worte unter vier Augen sagen, falls er einverstanden ist.“
„Bitte sehr. Wir haben bei Ihnen eine Schuld aufgenommen, Pater. Kollege Nakamura, bitte veranlassen Sie die entsprechenden Umstellungen, damit der Solaser auch ein Scanning der Quinta vornehmen kann. Neben den optischen wird es informatorische Fragen geben. Eine solche Signalisation setzt bei den Empfängern eine elementare Bildung voraus.“
Als der Physiker mit den Piloten gegangen war, stand Arago auf.
„Bitte verzeihen Sie mir, was ich hier zu Anfang gesagt habe, Astrogator, ich war in der Überzeugung hergekommen, Sie allein anzutreffen. Ich schätze die Idee mit den Spiegelchen nicht allzu optimistisch ein. Ich hätte sie auch auf weniger hohem Niveau anbringen können und hatte sogar die Absicht, es zu tun: als Vorschlag eines Nichtfachmanns zur Beurteilung durch die zuständigen Experten.
Eine solche Signalisation kann total mißraten oder uns gar vom Regen in die Traufe bringen. Sie ist schon von der Anlage her anthropozentrisch. Zuerst waren Sie empört und beleidigt, dann aber erleichtert.“
„Nehmen wir es an. Worauf wollen Sie hinaus?“
„Nicht auf geistlichen Zuspruch.
Wenn Sie die technische Seite dieses Versuchs erarbeiten wollen, werden Sie und die anderen auch GOD einschalten müssen.“
„Selbstverständlich. Er stellt die Berechnungen an und so weiter. Was ist denn dabei? Er baut das Programm auf und steckt die Grenzen des Möglichen ab. Sie halten ihn doch wohl nicht für den advocatus diaboli“
„Nein, nein, auch ich trete ja hier nicht als doctor angelicus auf. Muß ich Ihnen übrigens versichern, daß ich Christ bin?“
Steergard fühlte sich erneut überrumpelt bei dieser Wendung, die das Gespräch nahm. „Worauf wollen Sie hinaus?“ wiederholte er seine Frage von vorhin. „Auf die Theologie. Um Ihnen das Verständnis zu erleichtern, übersetze ich sie in einen Wortschatz, der nicht nur weltlich ist, sondern aus meinem Munde geradezu lästerlich klingen muß. Vor meinem Gewissen rechtfertige ich mich mit der beispiellosen Situation, in der wir uns befinden. Die Sprache der Physik ist Ihnen geläufiger als religionskundliche Hermeneutik. In der Übertragung auf den Begriffsapparat der Physik entspricht die Vielgestaltigkeit des Sacrums den verschiedenen Spektralbändern der Materie, die im gesamten Universum allgegenwärtig und überall dieselbe ist. Um in diesem Vergleich zu bleiben, kann man sagen, daß es neben einem Spektrum der Körper ein Spektrum der Glau-bensrichtungen gibt. Es erstreckt sich vom Animismus über Totemismus und Polytheismus bis hin zum Glauben an einen persönlichen Gott. Das irdische Band meines Glaubens enthält ihn als eine Familie, die menschlich und göttlich zugleich ist. Wissen Sie von den Auseinandersetzungen, die das SETI-Projekt in der Theologie ausgelöst hat, vor allern, seit die Suche nach den anderen diese Expedition hervorbrachte?“
„Ehrlich gesagt, nein. Meinen Sie, ich hätte davon wissen sollen?“
„Durchaus nicht. Für mich indessen war es eine Pflicht. Die Meinungen in meiner Kirche gingen weit auseinander. Die einen behaupteten, die
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