Fiasko
entdecken, was auf diese Weise nicht zu entdecken ist. Er hat nichts gewonnen, aber nicht ich habe ihn um seine Hoffnungen betrogen. Ich habe seinen Wunsch erfüllt, weil das keinen Schaden bringen konnte. Hypothesen, die nicht als Sprungbrett für reale Handlungen benutzt werden, können falsch, brauchen aber nicht verderblich zu sein.“ Das blaue Lämpchen erlosch. Nakamura und die Piloten saßen zwar mit am Tisch, genauso in die Sessel vergraben wie Steergard und Arago, schienen aber lediglich Zeugen zu sein, die sich in die ablaufende Szene nicht einmischen durften. Es war gerade so, als gälten sie nichts bei dieser Zusammenkunft.
„Das war die Erklärung“, sagte Steergard. „Hochwürden haben einmal bemerkt, die Angelegenheit liege in guten Händen. Ich habe mir eine Antwort nicht deswegen versagt, weil dem Gepriesenen Schweigen geboten ist, sondern weil ich wußte, wie sehr die Begriffe von Gut und Böse uns voneinander scheiden. Die Wahl des nächsten Schrittes ist von mir bereits getroffen. Keiner von uns hat Einfluß darauf, was geschehen wird. Auch ich nicht. Ich möchte keinem der Anwesenden zu nahe treten, aber die Zeit rücksichtslosen Handelns ist auch eine Zeit rücksichtsloser Offenheit. Unser Zweiter Pilot hat eine Dummheit gesagt. Wir sind nicht hergekommen, um jemanden zu fordern, und wir lassen uns nicht auf das Duell ein, um die Ehre der Erde zu verteidigen. Wäre es so, dann hätte ich die Leitung dieses Aufklärungsunternehmens nicht übernommen. Der Mensch kann nur wenig erfassen und im Bewußtsein behalten. Deshalb löst sich in seinem Vorstellungsvermögen ein großes Unternehmen in Teile auf. Deshalb können die Mittel so schnell das Ziel verdunkeln und selber zum Ziel werden. Als ich das Kommando übernahm, verlangte ich zuerst Zeit zur Besinnung, um mich zurückzuziehen und die gigantische Menge tausendfältiger Mühsal von CETI und SETI zu erfassen. Millionen Arbeitsstunden, die Arbeit der Raumschiffbauer, die Flüge zum Titan, Beratungen in den Hauptstädten auf der Erde, die in den Banken angehäuften Fonds, alles als Ausdruck einer Hoffnung, die keine billige Sensation für Boulevardblätter war, Gremien, die eine Unmenge Varianten des Kontakts durchspielten, um eine verläßliche, optimale, zum Ziel führende zu finden. Ich habe darüber nachgedacht, um mir bewußt zu werden, daß ich — gleichgültig, ob auf der EURYDIKE oder dem HERMES — ein winziges Wesen in einem menschlichen Termitenbau bin, der sich in den unermeßlichen Weiten des Universums verloren hat, und daß ich damit eine Aufgabe übernehme, die über meine Kräfte, über die Kräfte wohl eines jeden Menschen geht. Sich zu verweigern wäre leichter gewesen. Als ich einwilligte, wußte ich nicht, was uns erwartete.
Ich wußte nur, daß ich meine Pflicht so tun würde, wie es die Notwendigkeit erheischt. Neuerliche Beratungen würde ich nicht einberufen, um unsere Aktionen zu perfektionieren, sondern um die Last loszuwerden, die auf mir ruht: die Verantwortung wenigstens teilweise den anderen aufladen. Ich bin zu der Ansicht gelangt, daß ich dazu nicht das Recht habe. Daher habe ich die Entscheidung allein getroffen. Niemand kann mehr beeinflussen, was geschehen wird, aber jeder hat weiterhin das Recht auf Meinung und Stimme. Vor allem Sie, Hochwürden.“
„Sie wollen diesen Ring zertrümmern?“
„Ja. Die Apparatur wird in der Heckhalle bereits montiert.“
„Die Zertrümmerung wird den Ring von dem Planeten wegschleudern?“
„Nein. Trillionen Tonnen werden auf den Planeten stürzen. Die Trümmer werden zu groß sein, um zu schmelzen, und treffen die am stärksten gesicherten Orte.
Außerdem werden die oberen Schichten der Atmosphäre weggefegt. Dadurch geht der Druck auf Normalnull um etwa hundert Bar zurück. Das wird eine Warnung sein.“
„Es ist Mord.“
„Gewiß.“
„Zur Erzwingung des Kontakts um einen solchen Preis?“
„Nein. Der Kontakt ist inzwischen ein zweitrangiges Problem. Es wird ein Versuch sein, sie zu retten.
Sich selbst überlassen, treten sie in das Holenbach-Intervall ein. Sind Sie in die Geheimnisse der Sideristik eingeweiht, Hochwürden?“
„Nur so weit, wie ein Laie es sein kann. Astrogator, Sie gründen einen Völkermord auf eine Hypothese? Eine Hypothese, die nicht einmal von Ihnen, sondern von einer Maschine stammt?“
„Außer Hypothesen haben wir überhaupt nichts. Die
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