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Fiasko

Fiasko

Titel: Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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Maschine aber hat mir geholfen, in der Tat. Mir ist freilich die Idiosynkrasie bekannt, die der animus in macbina in der Kirche hervorgerufen hat.“
       „Ich verspüre sie nicht. Für Ihre Erklärung, Astrogator, will ich mich mit meiner Ansicht revanchieren. Der Mensch nimmt oftmals nicht wahr, was Außenstehende erkennen. GOD sprach von einer Vereinheitlichung der Methoden, mit denen sich die Gegner auf der Quinta bekämpfen. Das gilt auch für Sie.“
       „Das verstehe ich nicht.“
       „Sie haben das bisherige Verfahren in dem Gefühl liquidiert, daß der Parlamentarismus durch Absolutismus ersetzt werden muß. Ich zweifle nicht an der Redlichkeit Ihrer Absichten. Sie wollen die gesamte Verantwortung für die weiteren Schritte ganz allein übernehmen. Damit sind Sie durch einen Spiegeleffekt den Quintanern erlegen — nämlich durch die Brutalität der getroffenen Entscheidungen. Aufschläge wollen Sie mit Schlägen antworten. Da die Stäbe sich am stärksten befestigt haben, wollen Sie sie am stärksten treffen.
       Damit ordnen Sie — ich gebrauche absichtlich Ihre eigenen Worte — die bisherige Struktur der Beziehungen zwischen den Leuten an Bord des HERMES der Struktur der betriebenen Strategie unter.“
       „Das war ein Ausdruck von GOD.“
       „Um so schlimmer. Ich behaupte nicht, daß die Maschine Sie in Ihren Entscheidungen dominiert, ich sage nur, daß auch diese Maschine zum Spiegel geworden ist. Er vergrößert Ihre durch Frustration verursachte Aggressivität.“
       Steergard zeigte zum erstenmal Überraschung, sagte aber nichts.
       Der Mönch fuhr fort: „Militärische Operationen erfordern autoritäre Stäbe. Auf dem Planeten ist nichts anderes passiert. Wir jedoch sollten uns nicht in solche Aktionen einschalten.“
       „Ich denke nicht an einen Krieg mit der Quinta. Das ist eine Unterstellung.“
       „Es ist leider die Wahrheit. Man kann Krieg führen, ohne daß man ihn erklärt oder ihn so nennt. Wir sind nicht zum Schlagabtausch, sondern zum Austausch von Informationen hergekommen.“
       „Darauf würde ich gern eingehen, aber wie?“
       „Das hegt auf der Hand.
       Glücklicherweise wird an Bord nicht das Prinzip des militärischen Geheimnisses geübt. Ich weiß, daß in den Hallen ein Sonnenlaser gebaut wird, der den Planeten treffen soll.“
       „Nicht den Planeten direkt. Den Eisring.“
       „Und die Atmosphäre, die der lebensspendende Teil des Planeten ist! Ein solarischer Laser- die Physiker nennen ihn Solaser — kann statt für völkermordende Schläge zur Übermittlung von Informationen benutzt werden.“
       „Wir haben Hunderte von Stunden damit zugebracht, ihnen Informationen zu übermitteln. Ergebnislos.“
       „Es ist eine wahrhaft wunderliche Situation, daß ausgerechnet ich eine Möglichkeit sehe, die die Fachleute mitsamt einer supergescheiten Maschine nicht erkannt haben: Für den Empfang der von unserem Satelliten, dem Botschafter, ausgesandten Signale waren Spezialanlagen notwendig, Antennen, Decoder und so weiter. Ich kenne mich in der Funktechnik nicht aus, kann mir aber denken, daß im Kriegsfalle, wenn ein solcher auf der Quinta eingetreten ist, sämtliche empfangsfähigen Funkanlagen unter militärische Aufsicht gestellt worden sind. Die Empfänger sind also die Generalstäbe, nicht die normalen Bewohner der Quinta. Wenn die Bevölkerung überhaupt von unserer Ankunft in Kenntnis gesetzt worden ist, dann in dem Sinne, wie Sie ihn dargestellt haben: verlogen und hinterhältig, damit wir in den Augen der Quintaner als imperialistische Invasionsflotte erscheinen, mit einem Wort, als grausame Feinde. Sie jedoch, Kommandant, werden diese Lüge mit Hilfe des Solasers zur Wahrheit machen.“
       Steergard hörte voller Verwunderung zu, mehr noch, seine bisherige kategorische Selbstsicherheit schien zu bröckeln. „Das habe ich nicht bedacht.“
       „Weil es zu simpel ist. Spieltheorie, Minimax, Quantisierung des Entscheidungsspielraums — zusammen mit GOD haben Sie sich auf ein so hohes Niveau geschwungen, Mensch und Maschine haben sich gegenseitig die Schwingen für einen so kühnen Flug angeheftet, daß von dort aus nicht mehr die kleinen Taschenspiegel zu sehen sind, mit denen Kinder die Sonnenstrahlen tanzen lassen.
       Der Solaser kann ein solcher Spiegel für die ganze Quinta sein, er liefert ja ein Glitzern, das heller ist als der Sonnenschein. Jeder, der nur den Kopf hebt,

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