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Fiasko

Fiasko

Titel: Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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in Lava verwandelt, worauf durch kryoballistische Bomben der Frost verstärkt wurde und diese ganze rotglühende Schmelze zu einem glatten, festen Plateau gerann, dem künstlichen Mare Herculeanum. Auf seinen zwölftausend Quadratmeilen war der Wald der Laserstrahler gewachsen, der wahre Herkules der Expedition. Am kritischen Tag, zur kritischen Sekunde gab er Feuer, um die EURYDIKE aus ihrer stationären Umlaufbahn zu schleudern. Die lange Säule gebündelten Lichts schlug gegen die Heckspiegel und stieß das Raumschiff aus dem Sonnensystem. In dem Maße, wie diese Antriebswirkung nachließ, beschleunigte die EURYDIKE mit Hilfe eigener Booster, deren ausgebrannte Stufen sie abwarf, als sie bereits über den Pluto hinaus war. Erst dort heulten die in das All gerichteten Schlünde der Hydrotriebwerke auf.
       Da sie auf dem gesamten Flug arbeiten sollten, beschleunigte das Raumschiff gleichmäßig, und dadurch herrschte in ihm eine Schwerkraft gleich der irdischen.
       Sie wirkte in der Längsachse, und nur in dieser. Jedes Segment der EURYDIKE war deshalb eine Einheit für sich. Die Decks liefen quer durch den Rumpf von einer Bordwand zur anderen. Hinaufgehen bedeutete bugwärts, Hinuntergehen heckwärts gehen. Wenn das Raumschiff bremste oder den Kurs änderte, wich die Antriebsachse von der Achse der einzelnen Kugeln ab, die Decke wäre somit zur Wand geworden, oder zumindest hätten die Decks sich auf die Seite gelegt. Um dies zu vermeiden, enthielt jedes Rumpfsegment eine Kugel, die sich in einer gepanzerten Mantelung drehen konnte wie in einem Kugellager. Gyrostatoren sorgten dafür, daß sämtliche Decks jeder Kugel des Rumpfes — es waren ihrer acht, die Wohnzwecken dienten — von der Rückstoßkraft stets vertikal getroffen wurden. Bei derartigen Manövern wichen die Decks der einzelnen Kugeln von der Kielachse des Raumschiffs ab, aber selbst dann konnte man von einem Segment ins andere gelangen, weil sich die sogenannten Schneckenräder, Tunnelsysteme zusätzlicher Schleusen, öffneten. Nur bei der Fahrt durch diese Tunnel war eine Änderung oder das Fehlen der Schwerkraft zu verspüren, da die Lifte die zwischen den Wohnsegmenten befindlichen Rumpfglieder passieren mußten.
       Als die Beratung stattfand, an der zum erstenmal seit dem Start die gesamte Crew teilnahm, lag vor der EURYDIKE fast ein Jahr stetiger Akzeleration, so daß also nichts die fixierte Schwerkraft störte.
       Als Versammlungsraum diente das fünfte Segment, das sogenannte Parlament. Unter einer konkaven Decke lag ein nicht übermäßig hohes Amphitheater, ein Saal, um den vier Sitzreihen liefen, in regelmäßigen Abständen von ansteigenden Gängen unterbrochen. Vor der einzigen graden Wand stand ein langer Tisch, eigentlich ein Block aneinandergefügter Pulte mit Monitoren. Dahinter saßen, den Anwesenden zugewandt, die Navigatoren und die ihnen unterstellten Spezialisten.
       Die Besonderheiten der Expedition hatten eine besondere Zusammensetzung der Führung bewirkt. Das Kommando über den Flug führte Ter Horab, über die Technik der Hauptdispatcher Khargner und über den Funkverkehr der Radiophysiker De Witt.
       Dem Gremium der Wissenschaftler, die entweder bereits während des Fluges oder erst an dessen Ziel zum Einsatz kommen sollten, stand der Polyhistor Nomura vor.
     
       Als Gerbert und Terna die obere Galerie betraten, war die Beratung bereits im Gange. Ter Horab verlas die Forderungen der Ärzte. Niemand drehte sich nach den Eintretenden um, nur Hrus, der Chefarzt, der zwischen dem Kommandanten und dem Dispatcher saß, erteilte ihnen durch ein Stirnrunzeln einen Verweis. Sie hatten sich nur um weniges verspätet. In die Stille klang die phlegmatische Stimme Ter Horabs.
       „… verlangen sie eine Reduzierung der Schwerkraft auf ein Zehntel. Sie halten das für notwendig zur Wiederbelebung der im Kühlraum liegenden Leichen. Der Schub würde damit auf seine unterste Grenze gedrosselt. Ich kann das machen.
       Damit wird das gesamte Flugprogramm in allen seinen fertigen Berechnungen gelöscht. Man kann ein neues Programm erstellen. Das bisherige ist, um Fehler auszuschließen, von fünf voneinander unabhängigen Projektgruppen auf der Erde aufgestellt worden. Diese Möglichkeiten haben wir nicht. Das neue Programm werden bei uns nur zwei Teams erarbeiten — damit erweist es sich nicht als so sicher wie das jetzige. Das Risiko ist gering, aber real. Ich frage also, ob wir über die Forderung

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