Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fiasko

Fiasko

Titel: Fiasko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
Vom Netzwerk:
Luftkissenfahrzeuge entsandt und zwei Superschwere Diglatoren zur Überholung gegeben. Was immer Sie auch verrichten können, es lohnt nicht. Es lohnt sich nicht, den Kopf hinzuhalten. Der Diglator gehört zu den schwersten…“
       „Sie hatten versprochen, fertig zu werden“, unterbrach ihn der Pilot. „Meine Frage besteht nur aus zwei Wörtern: Und Killian?“
       Gosse Öffnete den Mund, begann zu husten und setzte sich. „Deswegen sollte ich ihn doch herbringen“, fuhr der Pilot fort. „Nicht wahr?“
       Gosse zog am unteren Ende der Karte, worauf sie sich schnurrend einrollte. Er nahm eine Zigarette und sagte durch die Flamme des Feuerzeugs: „Das ist seine Sache. Er kannte das Gelände. Außerdem hatte er einen Vertrag. Ich kann den Operatoren nicht verbieten, mit dem Gral Verträge zu schließen. Ich kann meinen Rücktritt einreichen und werde das sicher auch tun. Ich kann auch jeden Helden mit leeren Händen abziehen lassen.“
       „Sie werden mir eine Maschine geben“, wiederholte gelassen der Pilot. „Ich kann sofort mit dem Gral reden. Marlin kommt herüber, gibt den Auftrag, und fertig.
       Sie kriegen es dienstlich. Marlin ist es egal, ob Killian oder ich. Und die Instruktion kann ich auswendig. Es ist schade um die Zeit, Herr Gosse. Bitte geben Sie mir was zu essen, sagen Sie mir, wo ich mich waschen kann, und danach besprechen wir die Einzelheiten.“
       Ratlos blickte Gosse zu Eondon hinüber. Wenn er von ihm Unterstützung erwartet hatte, sah er sich enttäuscht. „Er wird gehen“, sagte der Stellvertreter. „Ein Höhlenforscher, der im Sommer im Gral war, hat von ihm erzählt. Er ist genau wie dein Pirx. Ein stilles Wasser. Nur um die Pfeife ist es schade. Geh dich baden, Kollege, die Duschen sind unten. Und komm gleich wieder her, damit die Suppe nicht kalt wird.“
       Der Pilot lächelte London dankbar an. Im Hinausgehen hob er seinen Helm auf, so energisch, daß ihm die Enden sämtlicher Schläuche gegen die Hüften schlugen.
       Kaum war die Tür hinter ihm zu, begann London an den Wärmegeräten lautstark mit Geschirr zu hantieren.
       „Was bringt denn das?“ fragte Gosse wütend den ihm zugekehrten Rücken.
       „Du bist vielleicht gut!“
       „Und du bist ein tapsiger Freund. Wozu hast du Pirx die Maschine gegeben?“
       „Ich mußte, ich hatte sein Wort.“
       London drehte sich herum, einen Topf in der Hand. „Tipp dir an die Stirn, mein Junge. Du hattest sein Wort! Wenn dir so einer sein Wort gibt, hinter dir ins Wasser zu springen, dann halt er es. Und wenn er sagt, er wird nur zuschauen, wie du absäufst, dann springt er auch. Habe ich recht?“
       „Recht haben und rational denken ist nicht dasselbe“, setzte sich Gosse zur Wehr, ohne offenbar noch hinter seinen Worten zu stehen. „Wie kann er ihnen helfen?“
       „Er kann Spuren finden. Er nimmt den Strahler…“
       „'Hör auf! Ich höre lieber noch mal den Gral, vielleicht gibt es was Neues.“
       Bis zur Dämmerung war es noch lange hin, aber es war dunkel durch die Wolken, die um den hell beleuchteten Pilz des Towers saßen. London machte sich am Tisch zu schaffen, Gosse, die Kopfhörer über den Ohren, rauchte eine Zigarette nach der anderen und lauschte auf das leere Gerede der Basis des Grals mit den Raupenfahrzeugen, die nach der Rückkehr der Helikopter ausgesandt worden waren.
       Dabei dachte er über diesen Piloten nach. Hatte er den Kurs nicht allzu eilfertig, ohne zu fragen, geändert, um hier bei ihnen zu landen? Wenn einer mit neunundzwanzig Raumschiffkommandant ist und das Patent für kosmische Fernflüge in der Tasche hat, muß er ein harter Bursche und ein Feuerkopf sein, sonst hätte er es nicht so weit gebracht. Die Gefahr lockte seine jugendliche Kühnheit. Wenn er selbst schuld war, dann nur aus Versehen. Hätte er nach Killian gefragt, hätte er das Raumschiff dem Gral aufgedrungen. Übrigens war sich der Flugleiter Gosse nach vierundzwanzig Stunden ohne Schlaf gar nicht bewußt, daß er den Ankömmling in Gedanken unwillkürlich schon beerdigt hatte. Wie hieß der Mann überhaupt? Er hatte es gewußt und vergessen und hielt dies für eine Erscheinung des nahenden Alters. Er drückte eine Taste, auf dem linken Monitor sprangen Reihen grüner Buchstaben hervor:
       RAUMSCHIFF: HELIOS STÜCKGUTFRACHTER II. KLASSE
       HEIMATHAFEN: SYRTIS MAIOR
       ERSTER PILOT: ANGUS PARVIS
       ZWEITER PILOT: ROMAN

Weitere Kostenlose Bücher